Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
seien. Im Übrigen müsse ihnen, den Schwestern, das Ableben des Bruders auf diese Art angenehm sein, da die Familie bei einer öffentlichen Gerichtsverhandlung nur ins Gerede gekommen wäre.
Doch die beiden Frauen reagieren nicht wie erwünscht. Sie äußern den Verdacht, dass man ihren Bruder auf stille Art und Weise aus der Welt geschafft hat. Sie hätten sich eine Gerichtsverhandlung gewünscht, bekräftigen die Schwestern, denn dabei hätte sich die völlige Unschuld ihres Bruders herausgestellt. Mit solcher Widerspenstigkeit hat Kriminalkommissar Franz nicht gerechnet. Kurzerhand bricht er die Unterredung wegen der „subjektiven Haltung der beiden Frauen“ ab, wie er in den Akten vermerkt.
Später, in den Fünfzigerjahren, protestieren Bruno Lüdkes Schwestern noch einmal gegen die Hochstilisierung ihres Bruders zum dumpfen Massenmörder. Sie wollen die Aufführung des Spielfilms „Nachts, wenn der Teufel kam“ mit Mario Adorf gerichtlich untersagen lassen. Aber ihr Antrag wird vom Landgericht Hamburg mit der Begründung zurückgewiesen, dass der Verstorbene sich durch seine Geständnisse in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gestellt habe und dadurch zu einer Person der Zeitgeschichte geworden sei, deren Schicksal öffentlich diskutiert werden könne.
Auf die Anhörung eines wichtigen Zeugen, des Hamburger Kriminalrates Gottfried Faulhaber, der bereits im Herbst 1943 Zweifel an den Methoden der Berliner Kripo angemeldet hat, verzichtet das Gericht – möglicherweise unter Druck von höherer Stelle. So reiht sich der Fall Lüdke in die Vielzahl der Ereignisse ein, die weit über das Ende der Nationalsozialisten hinaus von deren verächtlicher Denkungsart geprägt sind.
Quellennachweis
Schnöder Mammon
Die Wiener Würgerin
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Wehner, Alexandra: Kriminalrätsel um Architekten. – In: Kronenzeitung vom 28.4.1999.
Wehner, Alexandra: Vermisster Architekt: 300.000 S sind weg. – In: Kronenzeitung vom 29.4.1999.
Wehner, Alexandra & Bienert, Marlene: „Das kann sie nicht getan haben“. – In: Kronenzeitung vom 16.5.1999.
Geschäftsmodell: Meuchelmord
Altmann, Ludwig (1925): Hugo Schenk und seine Genossen. – Wien.
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Ehrenfreund, Edmund Otto & Seyrl, Harald (2000): Der Wiener Pitaval. Die bedeutendsten Kriminalfälle aus dem Wien des 19. Jahrhunderts. – Edition Seyrl, Wien.
63 Tage
Gespräch mit Maria Kausel am 18.4.2011.
Mann im Schatten. – Österreichischer Spielfilm (1961), Regie: Arthur Maria Rabenalt.
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Eine zerstückelte Leiche in der Badewanne. – In: Arbeiterzeitung vom 10. November 1949.
Vor dem Mord: neun Injektionen. – In: Arbeiterzeitung vom 11. November 1949.
Der Mord der hundert Rätsel. – In: Arbeiterzeitung vom 1. Dezember 1949.
Ingenieur Lutz hat kein Alibi. – In: Arbeiterzeitung vom 8. Jänner 1950.
Der Mordfall Mandler. – In: Arbeiterzeitung vom 11. Jänner 1950.
„Ich habe Blanche Mandler getötet!“ – In: Arbeiterzeitung vom 12. Jänner 1950.
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Die Frau mit dem Fleischwolf
Zeppelzauer, Andreas & Regina (2005): Mord. Die spektakulärsten Mordfälle Österreichs. – Verlag F. Sammler, Graz.
Der Schokoladen-König vom Alsergrund ermordet. – In: Arbeiterzeitung vom 23. November 1952.
Blutspritzer auf dem Pelzmantel der Begleiterin. – In: Arbeiterzeitung vom 25. November 1952.
Adrienne gesteht. – In: Arbeiterzeitung vom 26. November 1952.
Der Mörder mit dem Kapuzenmantel – In: Arbeiterzeitung vom 27. November 1952.
Adrienne schwer belastet. – In: Arbeiterzeitung vom 2. Dezember 1952.
Adrienne hat den Ermordeten ausgeraubt. – In: Arbeiterzeitung vom 3. Dezember 1952.
Der Mord an Arthold: das verräterische Paket. – In: Arbeiterzeitung vom 4. Dezember 1952.
Adrienne ist Artholds Mörderin. – In: Arbeiterzeitung vom 5. Dezember 1952.
Adrienne macht ihr Hassmotiv glaubhaft. – In: Arbeiterzeitung vom 6. Dezember 1952.
Zwischen Zirkus- und Heurigenbesuch – eine Mordnacht. – In: Arbeiterzeitung vom 24. März 1953.
Adrienne Eckhardt: Ein bürgerliches Mädchen auf schiefer Bahn. – In: Arbeiterzeitung vom 25. März 1953.
Adrienne
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