Mord ist der Liebe Tod
hereingefallen. Das ist keine Schande. Auch, wenn Sie Polizistin sind. Ihre Kollegen haben ihn schließlich auch nicht für den Täter gehalten. Und die hat er nicht umworben und verwöhnt. Stehen Sie dazu, dass Sie ein Mensch sind und Menschen täuschen sich nun mal ab und zu. Seien Sie nicht so streng mit sich selbst.“
D as war leichter gesagt als getan. Bei der Erinnerung brannten ihre Wangen und sie schämte sich in Grund und Boden. Nicht dran denken, ablenken, nur das half. Und die Tabletten. Aber die wollte sie nicht mehr nehmen.
Auch ihre Ärztin redete ihr ins Gewissen, dass sie ihre Zukunft planen müsse. Anders als sie war sie der Meinung, sie sollte in den Polizeidienst zurückkehren, aber der Gedanke löste bei Jenny Panik aus.
Am nächsten Morgen rief ihr Makler an und unterbreitete ihr ein Angebot für die neue Wohnung, das angemessen war und das sie o hne großes Zögern annahm. An den Umzug durfte sie gar nicht denken. Wobei, die Möbel wollte sie sowieso nicht mitnehmen. Auch daran knüpften sich zu viele Erinnerungen.
Wenn schon neu anfangen , dann aber richtig. Und so wusste sie schon, was sie die nächsten Tage zu tun hatte. Shoppen gehen. Und zum Friseur.
Die ganze Planerei tat ihr gut und sie dachte tagsüber immer weniger an die zurückliegenden Erlebnisse. Nur die Nächte waren nach wie vor schlimm.
Als Logo ein paar Tage später anrief, begrüßte sie ihn fast freundlich und erzählte ihm vom bevorstehenden Umzug.
„ Aber Jenny, warum hast du nichts gesagt? Ich kann dir doch helfen. Wann geht das Ganze denn über die Bühne? Muss du nichts renovieren?“
„ Die Wohnung wurde erst letztes Jahr renoviert und muss nur gestrichen werden, damit hab ich eine Firma beauftragt. Aber nett von dir, deine Hilfe anzubieten.“
„ Und beim Umzug? Kann ich dir da wenigstens helfen? Sascha würde bestimmt auch gerne.“
Jenny wurde es immer ungemütlicher.
„ Du , ich nehm fast nichts mit. Gar keine Möbel, nur meine persönlichen Sachen.“
„ Naja , aber das sind doch sicher ne Menge Kisten. Hast du schon neue Möbel?“
„ Ja, größtenteils. Die werden Mitte des Monats geliefert und dann zieh ich direkt um. Die restlichen Sachen bring ich nach und nach rüber. Ich hab ja die alte Wohnung noch eine Weile. Verkauft ist sie zwar schon, aber die Übergabe ist erst übernächsten Monat.“
Logo seufzte. „Hör mal Jenny. Ich freu mich, dass es dir besser geht. Aber du musst doch nicht alles alleine machen. Warum willst du nichts mit mir zu tun haben? Hab ich irgendetwas gemacht?“
Jenny schluckte. „ Quatsch, das hat gar nichts mit dir zu tun, nur mit mir. Ich kann immer noch nicht so gut mit … äh ... Leuten. Also mit niemandem meine ich. Ich fühl mich so … ich kann’s nicht beschreiben, tut mir leid.“
„ Schon gut, ich wollt dich nicht bedrängen. Ich versteh ja, dass du noch nicht wieder zur Arbeit kommen willst , aber dass du mich nicht mal sehen willst … Ich meine, ich mache dir natürlich keinen Vorwurf. Ich bin einfach traurig darüber. Und unser Kleiner übrigens auch. Den musste ich schon ein paar Mal davon abhalten, dich anzurufen oder gar zu besuchen. Und dein Lieblingsstaatsanwalt Biederkopf fragt auch dauernd nach dir. Ich hab ihm gesagt, du brauchst noch ein bisschen. Sag mal Jenny, du kommst doch wieder, oder?“
Es war lange still. Dann räusperte sie sich. „ Logo, ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Im Moment kann ich‘s mir nicht vorstellen.“
„ Aber, ich meine, was ist genau der Grund? Hast du Angst davor?“
Jenny überlegte einen Moment. „Angst? Ein bisschen vielleicht. Aber mehr Wut. Und vor allem Scham.“
„ Aber wofür schämst du dich denn?“
„ Ich bin schließlich auf ihn reingefallen. Ich habe als Polizistin total versagt.“ Ihre Stimme brach. „Sorry, du, aber … ich kann noch nicht. Ich muss jetzt aufhören.“
„ Tschuldige Jenny. Ich wollt e dich nicht unter Druck setzen. Du hast dir absolut nichts vorzuwerfen. Und so denken hier alle. Zumindest alle, die ein bisschen Hirn haben.“
Jenny war sich ihrer Stimme nicht ganz sicher , als sie murmelte. „Danke Logo, aber ich muss jetzt wirklich auflegen.“
Zitternd schenkte sie sich einen Magenbitter ein und setzte sich aufs Sofa. Sie war einfach noch nicht weit genug für solche Gespräche. Ja, sie vermisste Logo und den Kleinen auch. Aber bei jedem Treffen würde es unweigerlich zu solchen Gesprächen kommen. Und die ertrug sie einfach nicht. Es reichte, dass sie jede
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