Mord ist der Liebe Tod
noch nicht fertig. Anschließend können Sie mich gerne rauswerfen, aber jetzt sage ich, was ich denke. Sie machen sich zum Vorwurf, auf den Mann reingefallen zu sein? Hat Ihnen der Psychologe, den Sie selbst konsultiert haben, nicht von Anfang an gesagt, dass der Täter sich perfekt verstellen kann? Jeder ist auf ihn hereingefallen, nicht nur Sie. Ihre Kollegen, die anderen Verdächtigen, die Opfer. Glauben Sie, nur weil Sie abends auf der Couch mit ihm gekuschelt haben, hätten Sie mehr erkennen müssen? Unsinn. Wie viele Psychopathen morden jahrelang und die Ehefrau hat nicht die geringste Ahnung? Nee, Frau Becker, und jeder Ihrer Kollegen mit ein bisschen Grips weiß das auch und wird Ihnen nichts vorwerfen. Und die anderen, auf deren Meinung sch… pardon pfeifen Sie ja wohl. Ich will Ihnen sagen, was Ihr Problem ist und ich meine das keineswegs böse. Sie sind in Ihrer weiblichen Eitelkeit gekränkt. Der Mann, der sich in Sie verliebt zu haben schien, hat Sie nur benutzt. Das tut weh und darüber kommt man auch lange nicht hinweg. Aber mit Ihrer Arbeit hat das ganz und gar nichts zu tun. So, und jetzt können Sie mich rauswerfen. Kommen Sie trotzdem wieder zum Dienst?“
Jenny war völlig perplex und ihre Gedanken rasten … weibliche Eitelkeit, was für eine Frechheit! Aber der Rest ... ob noch mehr Kollegen so dachten … fast tat es gut, dass jemand mal offen mit ihr sprach … die ganze Zeit hatte sie jeder mit Samthandschuhen angefasst.
„ Frau Becker? Soll ich gehen?“
Verdutzt blickte sie Biederkopf an. Er war ja auch noch da. Und wartete offensichtlich auf eine Antwort. Zunächst versuchte sie es mit einem zaghaften Kopfschütteln.
„ Gut“, meinte er und lehnte sich zurück. „Meine Güte , Sie sind ja ganz blass. Haben Sie irgendwo einen Schnaps?“
Sie deutete auf ihren Wohnzimm erschrank. Tatsächlich war ihr gerade gar nicht gut, zu viel stürmte auf sie ein. Weibliche Eitelkeit, paah! Was dachte er sich dabei?
Biederkopf drückte ihr ein Glas mit Kräuterschnaps in die Hand. „Da, trinken Sie das. Tut mir leid, dass ich Sie so aus der Fassung gebracht habe. Ich bin aber auch manchmal ein Trampel. Brauchen Sie etwas? Medikamente? Soll ich einen Arzt rufen?“
Jenny trank den Schnaps auf ex und schüttelte sich. Dann starrte sie Biederkopf in die Augen. „Verdammt , ich bin nicht eitel!“
Ihm verschlug es kurz die Sprache.
„ Frauen“, m einte er und schüttelte den Kopf. Dann musste er lachen.
Jenny stellte sich vor, wie die Szene auf einen Außenstehenden wirken musste.
Sie murmelte „Verdammt, ich hasse Sie!“, worauf Biederkopf schlagartig zu lachen aufhörte.
Das war zu viel für Jenny, sie schaffte es gerade noch, das Schnapsglas abzustelle n, lehnte sich zurück und kicherte.
Entgeistert blickte er sie an, was sie noch mehr zum Lachen brachte.
„ Sie sollten Ihr Gesicht sehen, Herr Biederkopf!“
„ Soso “, lächelte er nun wieder. „Ein bisschen mehr Respekt bitte. Ich bin immer noch Ihr Vorgesetzter, oder nicht?“ Fragend sah er sie an, das ernüchterte sie sofort und sie hörte auf zu lachen. „Tut mir leid, ich glaube ich bin etwas hysterisch. Sie haben mir ganz schön zu denken gegeben.“
„ Ich wollte Ihnen nicht wehtun, aber vielleicht hat es geholfen. Möchten Sie etwas mehr Bedenkzeit?“
„ Ehrlich Herr Biederkopf, wie viel habe ich denn noch? Sie haben mir ja, wie ich zugeben muss , schon lange Zeit zugestanden.“
„ U nd das gerne, Frau Becker. Langsam bekommen wir jedoch Probleme. Wenn Sie nicht bald zurückkommen, muss ich jemanden auf Ihre Stelle beordern. Und das würde keinem von uns gefallen. Vor allem Ihren beiden Kollegen nicht. Sie sind mir fast an den Hals gesprungen. Aber auch sie müssen zugeben, dass sie mit der Arbeit kaum nachkommen, trotz Überstunden und allem.“
Jenny seufzte. Von der Warte hatte sie das Ganze noch gar nicht betrachtet. Dass sie die Kollegen ja mehr oder weniger im Stich ließ. Und einen anderen oder eine andere an ihrem Platz auf ihrem Stuhl … Nee, das konnte sie sich gar nicht vorstellen.
„ Müsste ich denn sofort wieder? Ich weiß nicht, ob ich das schon schaffe.“
„ N ein, natürlich können Sie sich noch etwas Zeit lassen. Oder vielleicht zunächst in Teilzeit anfangen, wäre das eine Option? Ich muss Ihnen allerdings ehrlich gestehen, dass ich noch einen anderen Grund habe, einen aktuellen sozusagen, dass ich gerade heute hierhergekommen bin.“
„ So? Dann lassen Sie mal
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