Mord ist ihre Leidenschaft
Zivilpersonen ausdehnen«, wandte sie sich an Roarke. »Eventuell könnten Sie also den Nachmittag nutzen, um ein paar von Ihren alten Freunden zu besuchen und über einem Guinness ein bisschen mit ihnen zu plaudern.«
»Verstanden. Danke, dass Sie uns Ihre Zeit gewidmet haben.«
Sie nahm die von Roarke angebotene Hand, hielt sie ein paar Sekunden lang fest und sah ihm in die Augen. »Ich habe mal Ihren Vater festgenommen. Es hat ihn schwer getroffen, von einer Frau verhaftet worden zu sein – was noch die netteste Umschreibung ist, die er für mich parat hatte. Ich war neu im Dienst und er hat es tatsächlich geschafft, mir die Lippe blutig zu schlagen, bevor es mir gelang, ihm die Fesseln anzulegen.«
Roarkes Miene versteinerte und er entzog ihr seine Hand. »Das tut mir Leid.«
»Sie waren, soweit ich mich entsinne, damals nicht dabei«, erklärte sie ihm milde. »Ein Polizist vergisst nur selten seine ersten Fehler. Deshalb kann ich mich so gut an ihn erinnern. Ich hätte gedacht, etwas von ihm in Ihnen wiederzuentdecken. Aber das tue ich nicht. Nicht das kleinste Quäntchen. Und jetzt wünsche ich Ihnen noch einen guten Tag.«
»Guten Tag, Inspektor.« Er wandte sich zum Gehen.
Viele Stunden nach dem Mittagessen kam Eve hungrig und leicht schwindelig durch den Jetlag zurück in ihr Hotel. Roarke war noch nicht da, doch auf dem Faxgerät lag ein halbes Dutzend Schreiben. Während sie die Blätter eilig überflog, schenkte sie sich trotz des bereits protestierenden Magens eine weitere Tasse Kaffee ein.
Sie gähnte, bis ihr Kiefer knackte, und rief dann ihre Assistentin auf deren Handy an.
»Peabody.«
»Dallas. Ich bin gerade ins Hotel gekommen. Ist die Spurensicherung mit dem weißen Van, der verlassen in der Stadt aufgefunden wurde, fertig?«
»Ja, Madam. War eine falsche Spur. Der Van ist nach einem Überfall in Jersey von den Tätern dort abgestellt worden. Ich fahre mit der Suche fort, aber die Überprüfung einer solchen Menge von Fahrzeugen wird dauern. Auch die Unterhaltung mit dem Taxifahrer war der totale Flop. Er wusste nicht mal, dass sein Nummernschild überhaupt geklaut war. «
»Hat wenigstens McNab bei der Suche nach dem Störsender Fortschritte gemacht?«
Peabody schnaubte, riss sich jedoch sofort wieder zusammen. »Er behauptet, er käme gut voran, nur dass ich von seinem Fachchinesisch keinen Ton verstehe. Er hat sich bestens mit irgendeinem Elektronik-Freak aus einem von Roarkes Unternehmen amüsiert. Ich glaube, es war für beide so etwas wie Liebe auf den ersten Blick.«
»Sie sind schon wieder schnoddrig.«
»Nicht halb so schnoddrig wie ich sein könnte. Bisher sind keine neuen Anrufe gekommen. Es sieht aus, als mache dieser elende Hurensohn tatsächlich eine Pause. Für den Fall, dass eine neue Nachricht kommt, bleiben McNab und ich heute Nacht hier in Ihrem Arbeitszimmer.«
»Sie und McNab sind heute Nacht bei uns zu Hause?« Peabody verzog beinahe beleidigt das Gesicht. »Wenn er bleibt, bleibe ich natürlich auch. Außerdem ist das Essen bei Ihnen einfach toll. «
»Versuchen Sie, einander nicht die Gurgel umzudrehen.«
»Was das betrifft, habe ich ja wohl bisher eine geradezu bewundernswerte Zurückhaltung bewiesen.«
»Stimmt. Und, wie benimmt sich Summerset?«
»Er war bei seinem Malkurs und dann ist er mit seiner Lehrerin Kaffee und Brandy trinken gegangen. Ich habe ihn beschatten lassen. Dem Bericht zufolge haben sich die beiden äußerst würdevoll benommen. Seit zwanzig Minuten ist er wieder hier. «
»Sorgen Sie dafür, dass er zu Hause bleibt.«
»Klar. Haben Sie schon irgendwelche Fortschritte erzielt?«
»Das ist fraglich. Wir haben eine Liste mit Verdächtigen, die wir durch verschiedene Verhöre inzwischen halbieren konnten. Sechs von den Kerlen sehe ich mir noch genauer an.« Sie rieb sich die müden Augen. »Einer von ihnen ist zurzeit in New York, ein anderer angeblich in Boston. Ich gehe der Sache nach, wenn ich wieder da bin. Morgen gegen Mittag sind wir spätestens zurück.«
»Wir hüten solange das Haus.«
»Finden Sie lieber diesen verdammten Lieferwagen.« Mit dieser letzten Order beendete Eve die Unterhaltung und zwang sich, sich keine Gedanken darüber zu machen, was Roarke wohl gerade trieb.
Er wusste, er kehrte besser nicht noch einmal an diesen Ort zurück. Es war vollkommen idiotisch, sinnlos und dennoch – er konnte der Versuchung nicht widerstehen. Das Elendsviertel, aus dem er als Junge so dringend hatte flüchten wollen, hatte
Weitere Kostenlose Bücher