Mord ist ihre Leidenschaft
der Leinwand die winzige silberne Diskette blitzen sah. »Holen Sie Feeney und McNab. Das verdammte Bild ist doch tatsächlich verwanzt.«
Vorsichtig nahm Eve das Gemälde aus dem Rahmen, drehte es herum und blickte auf die Signatur. Unterhalb von Audreys Namen, so weit in der Ecke, dass man es unter dem Rahmen unmöglich hatte sehen können, prangte ein grünes, viereckiges Kleeblatt.
20
» A uf diese Weise haben sie ihn in seiner Freizeit ständig unter Beobachtung gehabt«, erklärte Eve, während sie mit Hochgeschwindigkeit in Richtung Luxury Towers fuhr. »Ich wette, dass Feeney und McNab noch ein paar andere verwanzte Bilder dieses Weibsbilds in seinen Räumen finden.«
»Hätten Roarkes Detektoren sie nicht entdecken müssen?«
»Feeney wird herausfinden, weshalb das nicht passiert ist. Haben Sie schon was über sie herausgefunden?«
»Nein, Madam. Alles, was die Überprüfung bisher ergeben hat, ist, dass sie vor siebenundvierzig Jahren in Connecticut geboren ist und erst im Julliard und dann drei Jahre an der Sorbonne und zwei Jahre in der Künstlerkolonie auf Station Rembrandt studiert hat. Seit vier Jahren lebt sie in New York und verdient ihren Lebensunterhalt mit Privatstunden und Kursen an der Abendschule.«
»Es muss eine Verbindung geben. Er hat ihren Lebenslauf manipuliert. Wenn sie wirklich in Connecticut geboren ist, fresse ich Feeneys grässlichen neuen Hut. Überprüfen Sie sämtliche weiblichen Verwandten der sechs Männer, von denen Marlena ermordet worden ist, und rufen Sie die Daten auf den Monitor, damit ich auch was sehen kann.«
»Das wird einen Moment dauern.« Peabody öffnete die von Eve angelegte Akte, fand die beschriftete Diskette und schob sie in den Schlitz. »Computer, sämtliche Lebensläufe der aufgeführten Frauen. «
Als die Gesichter auf den Bildschirm kamen, fuhr Eve einen Block von den Luxury Towers entfernt an den Rand der Straße. »Nein.« Sie schüttelte den Kopf, bedeutete ihrer Assistentin, weitere Gesichter aufzurufen und fluchte, als ein Schwebekarrenbetreiber versuchte, ihr seine Waren anzubieten. »Nein, verdammt. Sie ist dabei, ich weiß es. Warten Sie, einen Moment, gehen Sie noch mal eine Frau zurück.«
»Mary Patricia Calhoun«, las Peabody laut vor. »Geborene McNally, Witwe von Liam Calhoun. Wohnhaft in Doolin, Irland. Steuerbefreite Künstlerin. Alter sechsundvierzig, ein Sohn, ebenfalls mit Namen Liam, Student.«
»Es sind genau die gleichen Augen wie die des Kindes auf dem Bild. Sie hat ihre Haarfarbe von blond nach braun verändert und ein paar Korrekturen im Gesicht vornehmen lassen. Ihre Nase ist jetzt länger und schmaler, die Wangenknochen treten deutlicher hervor, das Kinn ist etwas kleiner, und trotzdem ist sie es. Computer, ich brauche auch das Bild des Sohnes, Liam Calhoun.«
Das Foto des Sohnes schob sich neben das der Mutter auf den Bildschirm. »Das ist der Junge von dem Gemälde.« Sie starrte reglos auf das ältere, nicht weniger engelsgleiche Gesicht mit den leuchtend grünen Augen. »Habe ich dich endlich, du Bastard«, murmelte sie leise und fädelte sich wieder in den dichten Verkehr.
Der Portier erbleichte, als er sie näher kommen sah, und Eve brauchte nur kurz mit der Hand zu winken, damit er hastig einen Schritt zur Seite hüpfte.
»Sicher haben sie die Taten jahrelang geplant.« Eve stellte sich wie üblich in die Mitte des gläsernen Fahrstuhls. »Wobei wohl die Initiative von ihr ausgegangen ist. Er kann, als sein Vater starb, nicht älter als fünf gewesen sein.«
»Also noch nicht wirklich im vernunftbegabten Alter«, warf Peabody ein.
»Richtig. Und sie muss ihm den Grund für die Taten, das heißt das Motiv vermittelt haben. Sie hat einen Killer aus ihrem einzigen Sohn gemacht. Vielleicht war er diesbezüglich erblich vorbelastet, aber sie hat diese Neigung schamlos ausgenutzt. Hat den Jungen total beherrscht. Auch Mira hat von einer dominanten weiblichen Autoritätsperson gesprochen. Wenn man dem Jungen dann noch den in der Religion enthaltenen Rachegedanken einimpft und ihm eine entsprechende Ausbildung im Bereich der Elektronik angedeihen lässt, schafft man ein regelrechtes Monster. «
Eve betätigte die Klingel und legte eine Hand an ihre Waffe, doch Audrey öffnete die Tür und bedachte sie mit einem unsicheren Lächeln. »Lieutenant. Ich dachte, wir hätten einen Termin für morgen früh vereinbart. Habe ich mich etwa schon wieder mit der Zeit vertan?«
»Nein, unsere Pläne haben sich geändert.«
Weitere Kostenlose Bücher