Mord ist ihre Leidenschaft
entsprechend ihrer Gewohnheit, statt an der Garderobe über dem Treppenpfosten auf.
»Sie haben es vor dem Haus stehen lassen.«
»Ich weiß.«
»Es gibt eine Garage, um die Fahrzeuge zu parken.«
»Bringen Sie es, wenn es Ihnen ein Bedürfnis ist, doch da hin. Wo ist Roarke?«
»Roarke ist in seinem Büro in der Fifth Avenue. Ich erwarte ihn im Verlauf der nächsten Stunde zurück.«
»Gut, dann sagen Sie ihm, wenn er erscheint, dass er in mein Arbeitszimmer kommen soll.«
»Ich werde ihn über Ihre Bitte informieren.«
»Es war keine Bitte.« Sie feixte giftig, als Summerset mit spitzen Fingern nach ihrer Jacke griff. »Ebenso wie es keine Bitte von mir ist, wenn ich sage, dass Sie bis auf weiteres in der Stadt zu bleiben haben.«
In seinem Gesicht zuckte ein Muskel. »Das macht Ihnen Spaß, nicht wahr, Lieutenant?«
»O ja, am liebsten würde ich mich ausschütten vor Lachen. Zwei tote Kerle, die beide frühere Kumpel meines Mannes gewesen sind und von denen einer zusätzlich in einem seiner Häuser abgeschlachtet worden ist. Meine Begeisterung kennt echt keine Grenzen.« Als er einen Schritt nach vorne machte, kniff sie die Augen zu gefährlichen Schlitzen zusammen und erklärte: »Komm mir ja nicht zu nahe, Alter. Denk am besten nicht mal dran.«
Den Grund seiner Verärgerung brachte er mit einem knappen Satz zum Ausdruck: »Sie haben Ms. Morrell befragt.«
»Ich habe versucht, Ihr jämmerliches Alibi zu überprüfen.«
»Sie haben sie glauben lassen, dass ich in polizeiliche Ermittlungen involviert bin.«
»Ich habe eine Neuigkeit für Sie: Sie sind in polizeiliche Ermittlungen involviert.«
Er atmete hörbar durch die Nase ein. »Mein Privatleben – «
»Sie haben kein Privatleben, bis die Sache abgeschlossen ist.« Es war ihm deutlich anzusehen, dass er verlegen war, doch sie sagte sich, für solche Dinge hätte sie jetzt absolut keine Zeit. »Wenn Sie sich einen Gefallen erweisen wollen, tun Sie genau, was ich Ihnen sage. Gehen Sie nirgendwo alleine hin. Sorgen Sie dafür, dass Sie genau belegen können, was Sie während jeder einzelnen Minute der kommenden Tage tun. Denn wenn ich es nicht verhindern kann, wird es in der nächsten Zeit noch eine Leiche geben. Der Täter will, dass es so aussieht, als hätten Sie die Tat begangen, also tragen Sie Sorge, dass ihm das nicht gelingt.«
»Es ist Ihre Aufgabe, Unschuldige zu schützen.«
Sie war bereits die Hälfte der Treppe hinaufgegangen, blieb jedoch stehen, wandte ihren Kopf und funkelte ihn reglos an. »Ich kenne meine Aufgabe. Und ich mache meine Arbeit wirklich gut.«
Als er verächtlich schnaubte, kam sie noch mal drei Stufen herunter. Sie bewegte sich absichtlich langsam, denn noch ein Wort von diesem Kerl und der gesamte in ihr angestaute Zorn bräche über ihn herein. »Gut genug, um zu wissen, weshalb Sie mich bereits hassten, seit ich zum allerersten Mal über die Schwelle dieses Hauses getreten bin. Seit Sie wissen, dass Roarke etwas für mich empfindet. Teil eins war einfach – selbst ein Vollidiot hätte das begriffen. Ich bin Polizistin, was bereits genug ist, mich zu verachten.«
Er spendierte ihr ein schmales Lächeln. »Bisher hatte ich wenig Grund, Ihren Berufsstand zu bewundern.«
»Teil zwei war etwas schwerer.« Sie kam eine weitere Stufe herunter und baute sich auf gleicher Höhe ihm gegenüber auf. »Ich dachte, auch das wäre mir klar. Doch mir war nicht bewusst, dass es für Teil zwei gleich mehrere Gründe gibt. Zum einen bin ich nicht die glamouröse, wohlerzogene Schönheit, mit denen Roarke für gewöhnlich Umgang pflegt. Ich habe weder das Aussehen noch den gesellschaftlichen Hintergrund noch den Stil, der Ihnen zusagt.«
Ein leises Gefühl der Scham wogte in seinem Innern auf, doch er nickte. »Nein, das haben Sie nicht. Er hätte jede haben können, hätte die freie Auswahl unter der Spitze der Gesellschaft gehabt.«
»Aber Ihnen war nicht jede für ihn recht, Summerset. Das ist der zweite Hauptgrund, aus dem Sie mich hassen, das ist mir heute Morgen klar geworden. Sie können mich nicht leiden, weil ich nicht Marlena bin. Sie hätten sie für ihn gewollt«, erklärte sie mit ruhiger Stimme, während sämtliche Farbe aus seinen Wangen wich. »Sie hatten gehofft, er würde jemanden finden, der Sie an sie erinnert. Stattdessen hat er Ihnen ein so genanntes Mängelexemplar vor die Nase gesetzt. Wirklich Pech.«
Sie machte kehrt und ging endgültig die Treppe hinauf, ohne zu sehen, dass er Halt suchend den
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