Mord ist ihre Leidenschaft
reicht’s. Peabody, schicken Sie einen Flieger der Verkehrswacht rüber, es geht um einen bewaffneten Angriff in der Zehnten, Höhe Fünfundzwanzigste. Sagen Sie, sie sollen sich beeilen, wenn hier keine Massenschlägerei ausbrechen soll. Bis dahin werde ich den beiden Arschlöchern eine Lektion im höflichen Umgang mit anderen Verkehrsteilnehmern erteilen.«
»Vielleicht sollten Sie auf Verstärkung warten, Dallas. Ich – «
»Vergessen Sie’s. Ich hab diese Idioten einfach gefressen.« Sie stieg aus, knallte die Tür des Wagens zu, machte drei große Schritte – und plötzlich ging die Welt in grellen Flammen auf.
Die siedend heiße Luft traf sie im Rücken, hob sie hoch wie eine Puppe und schleuderte sie, während die Kraft der Explosion ihr die Trommelfelle zu zerreißen drohte, ein paar Meter nach vorn. Dicht an ihrem Kopf vorbei zischten glühende Stücke spitzen, verbogenen Metalls. Jemand schrie. Sie dachte nicht, dass sie es selbst war, denn sie bekam nur noch mit größter Mühe ein Minimum an Luft.
Mit dem Kopf zuerst krachte sie auf die Kühlerhaube eines Wagens, sah undeutlich das kreidige, entgeisterte Gesicht des Fahrers und schürfte sich beim Aufprall auf die Straße diverse Körperteile auf.
Etwas brennt, etwas brennt, war alles, was sie denken konnte, ohne genau zu wissen, was. Es roch nach Fleisch, Leder, Benzin. Oh, Gott. Schwankend stützte sie sich mit den Händen von der Erde ab und hob vorsichtig den Kopf.
Hinter ihr verließen die Leute ihre Autos wie Ratten ein sinkendes Schiff. Sie spürte es kaum, als ihr jemand auf die Hand trat. Über ihrem Kopf kreisten die Helikopter der Verkehrswacht und sprachen über Lautsprecher Warnungen an die panische Menschenmenge aus.
Geblendet blickte sie zurück zu ihrem Wagen, aus dem ein regelrechtes Flammenmeer zum Himmel schoss.
Sie atmete ein, röchelnd wieder aus und brach mit einem leisen »Hurensohn« ohnmächtig zusammen.
13
R oarke boxte sich einen Weg durch die Menschmenge, vorbei an den Rettungswagen und Einsatzfahrzeugen von Feuerwehr und Polizei. Die Szene war in gespenstisch grelles Scheinwerferlicht getaucht, über seinem Kopf kreischten Sirenen, es roch nach Schweiß, nach Blut und nach Verbranntem, irgendwo schrie jämmerlich ein Kind, und eine Frau saß, umgeben von glitzernden, faustgroßen Splittern geborstenen Glases, auf der Erde und hielt sich leise schluchzend die Hände vors Gesicht.
Nirgends unter den geschwärzten Gesichtern mit den vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen entdeckte er Eve.
Er weigerte sich zu denken, zu fühlen oder sich irgendetwas vorzustellen.
Er hatte zusammen mit McNab an Eves Computer herumgebastelt, als der Anruf für Peabody bei ihnen eingegangen war, und hatte sich über den Ärger in Eves Stimme und die Genervtheit, mit der sie Peabody befohlen hatte, die Verkehrswacht einzuschalten, amüsiert.
Dann hatte das beinahe feminine Kreischen einer Explosion Peabody fast das Handy aus der Hand gerissen. Ohne auch nur eine Sekunde abzuwarten, war er aus dem Raum gestürzt und hatte, noch während Peabody verzweifelt nach ihrer Vorgesetzten rief, das Haus bereits verlassen.
Seinen Wagen hatte er beinahe einen Block entfernt parken müssen, doch auch zu Fuß kam er überraschend schnell voran. Seine reine Willenskraft oder auch sein lodernder Zorn, mit dem er sich durch die Menge fräste, trieb die Menschen freiwillig auseinander.
Dann entdeckte er ihr Fahrzeug – oder das, was von ihm übrig war. Die verbogene Karosserie aus Stahl und Plastik war unter einer dicken Schicht aus weißem Schaum verborgen. Und sein Herzschlag setzte aus.
Er würde niemals wissen, wie lange er – unfähig zu atmen, vor Entsetzen am ganzen Körper zitternd – vor dem zerstörten Wagen stand. Dann stürzte er sich in dem unsinnigen Bestreben, das ruinierte Fahrzeug auf der Suche nach seiner geliebten Eve in sämtliche Einzelteile zu zerlegen, blindlings auf das verbeulte Blech.
»Himmelherrgott, ich habe gesagt, ich gehe nicht ins Krankenhaus. Flickt mich um Himmels willen einfach hier zusammen und findet vor allem mein verdammtes Handy, wenn ich euch nicht in eure jämmerlichen Hintern treten soll.«
Er wirbelte herum. Sie saß auf der Pritsche eines Krankenwagens und schnauzte den geplagten Arzt, der versuchte, sie notdürftig zu versorgen, in dem ihr eigenen charmanten Tonfall an.
Sie blutete, hatte jede Menge Prellungen, Verbrennungen und Abschürfungen – und war in ihrem Zorn wunderbar lebendig.
Er
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