Mord ist ihre Leidenschaft
ging nicht sofort zu ihr hinüber. Er brauchte eine Minute, ehe er das Zittern seiner Hände und das wilde Klopfen seines Herzens in den Griff bekam. Die Erleichterung wirkte wie eine Droge, wie ein hochprozentiges Getränk, dessen Genuss ihn schwindelig werden ließ. Er verzog den Mund zu einem blöden Grinsen, als sie dem Sanitäter ihren Ellbogen in die Magengrube rammte, als dieser sich mit einer Spritze näherte.
»Bleiben Sie bloß weg mit dem Zeug. Habe ich nicht gesagt, dass ich ein Handy brauche?«
»Ich mache nur meine Arbeit, Lieutenant. Wenn Sie also bitte so freundlich wären – «
»Ich bin ganz bestimmt nicht freundlich. Wenn man euch Typen gegenüber auch nur halbwegs freundlich ist, endet man unweigerlich sabbernd auf ’ner Pritsche.«
»Sie müssen ins Krankenhaus. Sie haben eine Gehirnerschütterung, Verbrennungen zweiten Grades, Prellungen, Schürfwunden und stehen unter Schock. «
Eve packte ihn am Kragen seines Kittels. »Wenn du mir nicht auf der Stelle ein Handy beschaffst, Kumpel, wirst du sehen, was es heißt, wenn man unter Schock steht. «
»Hallo, Lieutenant, wie ich sehe, bist du in der gewohnten Form.«
Sie hob den Kopf, entdeckte Roarke und fuhr sich mit dem Handrücken durch das rußgeschwärzte, verquollene Gesicht. »Hi. Ich habe gerade versucht, diesen Blödmann dazu zu bewegen, mir ein Handy zu besorgen, damit ich dir sagen kann, dass es bei mir ein bisschen später werden wird. «
»Das habe ich mir, als der Knall der Explosion durch Peabodys Handy kam, bereits gedacht.« Er ging vor ihr in die Hocke. Quer über ihrer Stirn verlief eine breite, noch blutende Wunde. Ihre Jacke war verschwunden und ihr Hemd zerrissen, im linken Ärmel war ein fünfzehn Zentimeter langer, blutverschmierter Riss und ihre Hose hing in Fetzen von ihren langen Beinen.
»Liebling«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Du hast schon besser ausgesehen.«
»Wenn dieser Kerl mich weit genug zusammenflicken würde, dass ich – he, he, he!« Sie zuckte zusammen, holte aus, war jedoch nicht schnell genug, um die Spritze abzuwehren, die der Unfallarzt ihr in den Arm schoss. »Was war das? Was haben Sie mir da gegeben?«
»Nur ein Schmerzmittel. Das, was ich gleich machen werde, tut nämlich ziemlich weh.«
»Ah, verdammt, das Zeug macht mich immer zum Trottel. Du weißt, dass das so ist«, wandte sie sich in flehendem Ton an ihren Mann. »Ich hasse es, wenn ich die Kontrolle über mich verliere.«
»Ich für meinen Teil finde das ab und zu ganz angenehm.« Während sich ein Sanitäter an ihrem Arm zu schaffen machte, legte er die Hand unter ihr Kinn und zwang sie sanft, ihm ins Gesicht zu sehen. »Wie viele treu ergebene Ehemänner siehst du?«
»Nur dich. Ich habe keine Gehirnerschütterung.«
»Doch, die hat sie«, erklärte der Sanitäter vergnügt. »Und dieser Riss ist ziemlich schmutzig – sie hat jede Menge Dreck von der Straße reingekriegt –, aber wir säubern ihn gleich hier an Ort und Stelle und kleben ihn dann zu.«
»Dann kommen Sie endlich in die Gänge.« Allmählich begann sie, halb vor Kälte und halb wegen des Schocks, unter dem sie stand, am ganzen Leib zu zittern. »Ich muss mich mit der Feuerwehr und dem Sprengstoffkommando besprechen. Und wo zum Teufel bleibt Peabody so lange, ich… Mist, Mist, Mist jetzt fängt es an. Ich kriege die Zunge nicht mehr rund.« Ihr Kopf sackte nach vorne, doch sie riss ihn wieder hoch und kämpfte mühsam gegen das in ihr aufsteigende hysterische Gelächter. »Warum flößt ihr einem nicht einfach ein paar Schlucke Kentucky Bourbon ein?«
»Das wäre zu teuer. Und außerdem magst du keinen Bourbon.« Roarke setzte sich zu ihr auf die Pritsche, griff nach ihrer freien Hand und inspizierte die Kratzer und Verbrennungen näher.
»Na, das Zeug hier mag ich auch nicht. Dieser chemische Dreck macht einen völlig fertig.« Sie blickte mit trüben Augen auf den Klebestift, mit dem der Sanitäter die klaffende Wunde nun sorgfältig verschloss. »Wag es ja nicht, mich ins Krankenhaus zu bringen. Dann werde ich echt sauer.«
Ihre geliebte Lederjacke war nirgends zu entdecken und Roarke machte sich eine gedankliche Notiz, sie umgehend zu ersetzen. Er zog seine eigene Jacke aus und legte sie ihr zärtlich um die Schultern. »Liebling, in ungefähr neunzig Sekunden wirst du gar nicht mehr wissen, was ich mit dir tue oder wohin ich mit dir fahre.«
Ihr Körper begann wunderbar zu schweben. »Aber ich werde es wissen, wenn die Wirkung dieser Spritze
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