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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das Zeug auch. Das
Etikett stimmte. Dann warf ich noch einen Blick auf den uneleganten Haufen auf
dem Teppich und fühlte mich irgendwie dafür verantwortlich. Es gab nur eine
Möglichkeit, wie ein Gentleman einer Lady helfen konnte, die sich bereits
mindestens fünf Grad unter dem Nullpunkt menschlichen Elends befand, und zwei
weitere Schlucke von dem »Alten Dynamit« schufen die erforderlichen Energien.
    Als ich schließlich das
Schlafzimmer ausfindig gemacht hatte, schnappte ich bereits nach Luft und
fühlte mich weich in den Knien. Ich schätzte, daß Fabrielle gut und gern ihre hundertvierzig Pfund wog, und hundertvierzig Pfund toten
Gewichts auf der Schulter eine steile Treppe hinaufzutragen ist nicht einfach.
Das Schlafzimmer lag ganz hinten in dem von der Treppe abgehenden Korridor. —
Wo sonst? Mit dem Gefühl seliger Erleichterung ließ ich Fabrielles schlaffen Körper auf eines der Doppelbetten plumpsen, das mit einem prächtig
mit blauem gestepptem Satin bezogenen Kopfteil versehen war, und zog dann
mühsam die Bettdecke zurück. Nachdem ich Fabrielles Arme und Beine in einem annehmbaren Faksimile einer natürlichen Schlafstellung
arrangiert hatte, zog ich die Decke über ihre Schultern und streckte mich
hierauf mit dem stolzen Gefühl einer vollbrachten Leistung.
    Und die ganze Zeit über
beobachtete eine gespenstische, in ein dickes vom Hals bis zu den Knöcheln
reichendes Musselinnachthemd gehüllte Gestalt — das
fettige schwarze Haar oben auf dem Kopf zu einem von häßlichen
Plastiklockenwicklern gehaltenen Wust zusammengesteckt — auf dem nur einen
knappen Meter weit entfernten anderen Bett die Szene mit lidlos starrenden, schwarzen, von unerbittlichem Haß erfüllten Augen.
     
     
     

VIERTES KAPITEL
     
    I ch kehrte gegen ein Uhr morgens
zu meinem kleinen grauen Statussymbolheim im Westen zurück, parkte den Wagen in
der Zufahrt und ging zur Haustür, geflissentlich die kantigen Linien des
altertümlichen MG übersehend, der unmittelbar gegenüber dem Haus unter einer
Straßenlaterne stand. Es ist eine Luftspiegelung, dachte ich, und nichts als
ein Bestandteil der aus den »arabischen Nächten« stammenden
Phantasievorstellungen, in denen ich seit meiner ersten Zusammenkunft mit Fabrielle in der Bar an jenem Abend lebte. Nichts war
wirklich; Alpträume haben die häßliche Angewohnheit,
ihre vielleicht nur zwei Minuten lange Dauer in Stunden, ja sogar Tage zu
verwandeln. Jederzeit konnte ich mich nun aus diesem Alptraum lösen, aufwachen
und...
    »Kommen Sie denn nachts
überhaupt nie nach Hause ?« fragte eine dünne Stimme
verzweifelt. »Ich warte hier bereits seit drei Stunden und bin beinahe zu Tod
erfroren .«
    Ein undeutlich erkennbares
blauweißes Bündel, das in einer Ecke der Veranda hockte, entrollte sich und
entpuppte sich als ein zitterndes dunkelhaariges Mädchen in einer Seidenbluse,
kurzen Shorts und Gänsehaut.
    »Louise Westerway !«
Ich starrte sie völlig verblüfft an. »Sie sind zurückgekommen ?«
    »Sie haben ein ausgesprochenes
Talent für idiotische Monologe, Mr. Holman «, sagte
sie trotz Zähneklapperns mit giftiger Stimme. »Machen Sie die Tür auf, Sie
blöder Ochse, damit wir uns drinnen unterhalten können, während ich auftaue .«
    Ich tat, was mir geheißen
worden war, benommen und mechanisch, ähnlich wie ein tapferer Computer, dessen
Daten-Stapelelemente weitgehend durchgebrannt sind, der aber noch aufgrund von
Instinkten weiterarbeitet. Als ich endlich zu mir kam, saß das Mädchen auf der
Couch, meinen Mantel um die Schultern gelegt und damit beschäftigt, ihre innere
Wärme durch ein großes Glas meines besten importierten Kognaks
wiederherzustellen. Ich blickte auf meine eigene Hand hinab, bemerkte, daß sie
aufs angenehmste ein Glas Bourbon mit Eis umklammerte, und bewunderte eine
Sekunde lang die Funktionstüchtigkeit meiner Computerinstinkte. Wenn das
Zeitalter der Automation endgültig angebrochen ist, wird man darangehen,
Barkeeper durch das erstklassige Holman -Universalmodell
zu ersetzen — das garantiert beim ersten schwachen Impuls automatisch Alkohol ausschenkt.
    »Ah!« Das dunkelhaarige Mädchen
schauderte entzückt. »So ist es schon besser .«
    »Bei ungefähr zwölf Dollar die
Flasche ist das auch kaum anders denkbar«, brummte ich.
    »Wo waren Sie«, sie warf mir
einen ebenso verachtungs- wie vorwurfsvollen Blick zu, »als ich Sie gebraucht
habe ?«
    »Weg«, sagte ich prompt, da ich
zu dem Typus Mann gehöre, der nie überflüssige

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