Mord ist schlecht fürs Geschäft
denn aus dem Empfangsbereich hörte sie die Stimme und die Schritte ihrer Mutter. »Darüber will ich lieber nichts Genaueres wissen.«
|69| Mary Jane schien die Störung nicht bemerkt zu haben. Ihre Augen bekamen einen glasigen Ausdruck, als hätte sich die jenseitige Welt, an die sie so fest glaubte, vor die Wirklichkeit geschoben.
»Kirchenbücher sind nützlich. Und natürlich das örtliche Standesamt. Aber zunächst würde ich mit meinen Verwandten sprechen.«
Honey konnte nur mit Mühe ihre Gedanken von den Geräuschen aus dem Empfangsbereich abwenden. »Würden Sie so etwas für mich übernehmen? Ich könnte Ihnen ein paar grundlegende Informationen geben. Der Name ist Maxted.« Sie runzelte die Stirn. »Das klingt nicht gerade nach Bath, nicht mal nach North Somerset.« Sie zuckte die Achseln. »Mehr habe ich nicht. Ich würde wirklich gern wissen, ob sich ein Amerikaner namens Elmer Maxted in den letzten paar Wochen mit jemandem in Verbindung gesetzt hat, um mehr über seine Familie zu erfahren.«
Mary Jane nickte. Ihr Gesicht strahlte vor Begeisterung. »Ich fange gleich damit an. Also« – sie wühlte in ihrer Handtasche nach einem Kugelschreiber –, »in Ihrem Fall spreche ich am besten zuerst einmal mit Ihrer Mutter …« Sie nahm Honey wohl nicht ab, dass es nicht um ihre Familie ging.
»Nein, das haben Sie falsch verstanden. Ich habe Ihnen doch erklärt, dass es nicht um mich geht.«
Sie bemerkte Überraschung, sogar Enttäuschung auf Mary Janes Gesicht.
»Oh!«
Honey senkte die Stimme zu einem Flüstern und lehnte sich ganz nah zu ihr herüber. »Dieser Mr. Elmer Weinstock alias Maxted, den ich erwähnt habe, wird vermisst. Er hat hier Ahnenforschung betrieben.«
Mary Janes Glubschaugen, mit denen sie ohnehin leider schon gestraft war, drohten ihr nun beinahe aus dem Kopf zu fallen. »Was Sie nicht sagen!«
»Glauben Sie, Sie könnten dabei helfen?«
|70| Mary Janes Reaktion war alles andere als der unterkühlte Philip-Marlowe-Ansatz. Eher glich sie einer kleinen Feuerwerksrakete, die jeden Augenblick explodieren würde.
»Ja gewisssss«, zischte sie, verlängerte das Wort im vergeblichen Bemühen, ihr Entzücken zu zügeln. Ihr Gesicht glühte, und ihre Augen funkelten. »Ich weiß genau, was er da gemacht hat. Zuerst hat er bestimmt mit Bob the Job gesprochen.«
Sie bemerkte Honeys verwirrten Gesichtsausdruck.
Mary Jane erklärte: »Der ist die erste Station, wenn man in dieser Stadt seine Ahnenreihe erforschen möchte.«
Honey ließ ihre Augen zum Empfang wandern und machte Mary Jane mit einer leichten Kopfbewegung darauf aufmerksam, dass ihre Mutter nahte. »Ich muss jetzt weg, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Nachforschungen anstellen würden.«
Mary Jane kritzelte Elmers Namen auf die Rückseite des Busfahrplans. »Wenn er ernsthaft auf der Suche war, dann weiß Bob sicher alles über den Mann.«
»Meine Tochter würde ganz bestimmt nur zu gern etwas über Ihre Forschungen zum Pilgerpfad hören.«
Die Stimme ihrer Mutter näherte sich bedrohlich, und Honey setzte zum Sprint in Richtung Verandatür an.
»Nun, ich glaube nicht, dass ich im Augenblick die Zeit …« Eine Männerstimme. Der Professor versuchte, ihre Mutter abzuwimmeln – Gott sei Dank!
»Überlassen Sie das nur mir«, meinte Mary Jane, während Honey durch die Glastür in den Garten flüchtete.
Die Seiten der Zeitschriften auf dem Tisch bei der Tür flatterten im Luftzug. Mary Jane stand auf und schloss die Tür. Sie sagte etwas, das Honey nicht hören konnte. An der Bewegung ihrer Lippen konnte sie ablesen, dass sie ihr noch einen schönen Tag wünschte.
»Den mach ich mir bestimmt«, rief Honey zurück, winkte und flitzte davon.
Irgendwo in der Stadt gab es ein Taxi, das Maxted durch |71| die Gegend gefahren hatte, ehe er verschwunden war. Cora hatte von einem schwarzen Ford berichtet, auf dessen Tür in leuchtend roten Buchstaben der Firmenname »Busy Bee Taxi Cab Company« prangte. Damit konnte sie doch einmal anfangen.
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|72| Kapitel 7
Bewunderer von Jane Austen und allem, was aus der Regency-Epoche stammte, drängten sich durch die eleganten Straßen und über die grünen Plätze von Bath. Manche verengten die Augen zu Schlitzen und versuchten so, den modernen Verkehr auszublenden, hofften vielleicht, dass gleich Mr. Darcy, herrlich in Gehrock und Röhrenhose gewandet, um die Ecke biegen würde.
Die Japaner, die sich eher für Kameras als für Bücher begeisterten, fotografierten
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