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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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die Mühe, ihm zu erwidern, dass |78| sie das sehr wohl wisse, denn er würde es ihr ohnehin gleich sagen.
    »Die Geschichte wiederholt sich ständig«, verkündete er mit der Miene eines Mannes, der sich die Zeit stets nur mit Analysen der Weltpolitik vertrieben hatte, während er auf Fahrgäste wartete.
    Ihr Telefon klingelte. Sie dankte ihm, ehe sie sich abwandte, um den Anruf entgegenzunehmen. Diesmal war es ihre Mutter.
    Ihre Stimme klang kleinlaut – nicht richtig zitterig und schwach; eher zitterig und aufgeregt.
    »Ich bin die Treppe runtergefallen, Liebes.«
    Honey verdrehte die Augen zum Himmel – beziehungsweise zu den Tauben, die auf den Verzierungen am Dach der Abteikirche hockten. Wenn ihre Mutter in diesem Ton »Lie bes « sagte, stellten sich ihr immer die Nackenhaare auf – und das hatte nichts damit zu tun, dass die alte Dame die Treppe heruntergefallen war.
    »Mutter, das hatten wir alles schon mal.«
    »Es liegt an meinem Alter, Liebes. Man wird immer wackeliger, wenn man älter wird. Ich brauche dich hier.«
    Honey knirschte mit den Zähnen. »Das habe ich nicht gemeint.«
    »O je, mir ist ganz schwummrig.«
    Wieder einmal hatte ihre Mutter geschickt die Schuldkarte ausgespielt. Honeys Instinkt sagte ihr, dass sie wahrscheinlich nur über eine Stufe gestolpert war. Ein Anruf bei Lindsey würde die Wahrheit ans Licht bringen. Aber Honeys Pflichtbewusstsein war so ausgeprägt, dass sie sich unverzüglich auf den Weg nach Hause machte, obwohl sie vermutete, dass ihre Mutter wieder etwas im Schilde führte und sie deswegen herbeizitierte.

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    |79| Kapitel 9
    Es war schon Nachmittag und Lindsey hatte Dienst am Empfang, als Honey ins Hotel zurückkehrte. Ihre Tochter wirkte ausgesprochen geschäftstüchtig, hielt einen Kugelschreiber in der einen und einen Stapel Rechnungen in der anderen Hand. Sie deutete mit einem Blick zur Seite, in Richtung Salon.
    »Großmutter ist da drin. Mit einem Mann.«
    Honey zuckte fragend die Schultern.
    Lindsey ahmte die Bewegung nach. »Keine Ahnung, wer das ist.«
    Gewarnt und vorsichtig folgte Honey dem Duft frisch gebrühten Kaffees.
    Honeys Mutter ruhte halbliegend auf einem Sofa, hatte den bandagierten Knöchel auf einen Schemel gestützt.
    Jemand saß ihr in einem Sessel gegenüber. Die beiden schienen sich angeregt zu unterhalten.
    Gloria bemerkte ihre Tochter und blickte auf. »So! Bist du also doch zurückgekommen, um nach mir zu schauen!«
    »Du siehst gut aus.«
    »Mein Knöchel aber nicht.«
    »Ich bin sicher, dem könnte es bald besser gehen.«
    »Das kannst du wetten.«
    Normalerweise machte Honey einen großen Bogen um die Männer, die ihre Mutter für sie aussuchte. Diesmal erregten die breiten Schultern und die lässige Haltung des Besuchers jedoch ihre Aufmerksamkeit. Sie zwang sich, nicht gleich wieder das Weite zu suchen, und stierte vor sich hin.
    »Hannah? Das ist John Rees.«
    »Mutter, ich habe keine Zeit …«
    |80| Ihr erster Impuls war gewesen, ihrer Mutter einen giftigen Blick zuzuwerfen und dem Mann, den sie für sie aufgetrieben hatte, einen verächtlichen. Stattdessen merkte sie, wie ihre Sprödigkeit in der Wärme seines Lächelns dahinschmolz.
    »Hallo.«
    »Hallo.«
    »Er hat gerade einen Buchladen am Rifelman’s Way aufgemacht. Er ist aus Kansas.«
    John schüttelte ihr fest die Hand. »Ursprünglich aus Kansas. Heutzutage lebe ich in San Diego. Vielmehr, dort habe ich gelebt. Jetzt bin ich hier – in Bath. Im besten Städtchen der Welt.«
    Seine Stimme war wie Seide. Das hellbraune Haar trug er kurz geschnitten, und es war nur ein winziges bisschen weiß an den Schläfen.
    »Nun, das …«
    Sie wollte gerade sagen, wie nett das war, aber da ertönten irgendwo an ihrem Busen die ersten Töne von Beethovens Fünfter.
    »Mein Telefon«, sagte sie und stöhnte innerlich auf, als sie das Ding aus der Tasche kramte. Unter aufrichtigen Entschuldigungen zog sie sich in Richtung Tür zurück.
    Sie erkannte die Stimme des Rohdiamanten-Bullen. »Ich dachte, es interessiert Sie vielleicht. Wir haben Elmer Maxted gefunden.«
    »Toll!«
    Ihre Augen wanderten wieder zu John zurück. Er war groß und schmal und hatte ein fröhliches Blinzeln in den Augen – ganz anders als die staubtrockenen Professoren oder Buchhalter, die ihre Mutter sonst immer anschleppte. Das könnte ja mal richtig Spaß machen. Und sie hatte ja jetzt Zeit, nicht? Der Fall des vermissten Touristen war so gut wie abgeschlossen, oder?
    Nein, keineswegs. Doherty

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