Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
wieder nur noch an den Fall des vermissten Touristen zu denken. Sie schmiegte das Kinn in die Hand und starrte auf die kahle Wand hinter dem kleinen Fenster. Wenn ihn jemand umgebracht hatte, wo hätte er ihn dann vergraben?
    Resolut verbannte sie diesen Gedanken, zog die Reißverschlüsse der Reisetaschen wieder zu und schob die Taschen in die hinterste Ecke. Er hat einfach eine kleine Rundreise gemacht. Vielleicht hat er bei seinen Nachforschungen irgendeinen verschollenen Verwandten aufgestöbert und |62| holt mit ihm alles nach, was er in der Vergangenheit versäumt hat.
    Sie zog die Tür hinter sich zu und machte sich daran, ein reizendes Ehepaar aus Ontario einzuchecken. Da schoss ihr ein anderer Gedanke durch den Kopf. Würde denn ein Mann, der ernsthaft an seinem Stammbaum forschte, seine Papiere in der Pension zurücklassen? Vielleicht hatte sie deswegen in seinem Gepäck nichts dergleichen gefunden. Aber warum hatte er dann seinen Pass und die anderen Dokumente nicht auch mitgenommen? Sie schüttelte den Kopf. Ihr Hirn arbeitete auf Hochtouren.
    Geduldig warteten die Kanadier darauf, dass sie sich endlich wieder ihnen zuwandte.
    »Wir hatten unter dem Namen Whittaker ein Zimmer reserviert«, sagte der freundliche Herr mittleren Alters.
    Honey zwang sich ein routiniertes Hotellächeln auf die Lippen, trug die Namen der beiden im Computersystem ein, überprüfte ihre Pässe und reichte ihnen die Zimmerschlüssel, Speisekarten und einen Stadtplan.
    »In Ihrem Zimmer finden Sie noch eine Mappe mit weiteren Informationen«, fügte sie hinzu, »aber wenden Sie sich jederzeit an uns, wenn Sie noch etwas brauchen.«
    Sie dankten ihr und machten sich auf den Weg zum Zimmer. Daniel – Portier, Kofferträger, Hausmeister und geborener Kroate – half ihnen mit dem Gepäck.
    Das Telefon klingelte. Honey erkannte die Stimme sofort. Doherty. Blaue Augen, dunkler Dreitagebart. »Hallo! Ich habe mir überlegt …«
    »Ich auch. Wenn Mr. oder Mrs. Herbert ihren Gast Elmer Weinstock, Maxted oder wie er auch immer hieß ermordet hätten, wo hätten sie ihn dann vergraben?«
    »Das wollte ich Sie aber nicht fragen.« Enttäuschung schwang in seiner Stimme mit.
    Honey plapperte weiter, als hätte sie nichts gehört. Sie hatte seine Stimmung wohl bemerkt, aber seit sie diesen Auftrag übernommen hatte, war alles merkwürdiger und immer merkwürdiger |63| geworden, genau wie bei Alice im Wunderland. Außerdem war sie sich nicht sicher, wie sie auf Doherty reagieren sollte – noch nicht, erst einmal musste sie sich überhaupt an den Gedanken gewöhnen.
    »Ich denke, wenn man eine Leiche sucht, dann würde man erst mal im Garten graben, oder nicht?«
    Steve Doherty bildete sich einiges auf seine Erfolge bei den Damen ein. Seinem weltmännischen Aussehen und seinem kecken Charme konnte einfach keine widerstehen. Warum hörte diese Frau ihm nicht zu? Gerade wollte er ihr antworten, das könnte sie alles getrost vergessen, als ihm eine Idee kam: Schmier ihr Brei ums Maul, tu so, als könnte sich das wirklich zu einem ernsthaften Fall entwickeln.
    Er räusperte sich. »Ich habe mir in dieser Sache ein paar Möglichkeiten noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Könnten wir das vielleicht bei einem Abendessen besprechen – Sie wissen schon, damit wir nicht dauernd unterbrochen werden?«
    »Sie glauben also doch, dass man ihn umgebracht hat!«
    Doherty spürte, wie die Wellen ihrer Begeisterung über ihn hinwegschwappten. Mehr, bitte mehr! Viel mehr! Jetzt durfte er ihr auf keinen Fall widersprechen. Also schwieg er. Er lächelte geheimnisvoll, wie er das vor dem Spiegel einstudiert hatte – so ähnlich wie Bogart das immer gemacht hatte. Linker Mundwinkel hochgezogen, rechter nach unten. »Sagen wir mal, ich habe da so eine Ahnung.«
    Honey war ganz Ohr. Genau das wollte sie hören. In eine Morduntersuchung verwickelt zu sein, das war doch allemal besser als Geschirrspülen. »Im ›Zodiac‹?«
    Steve klopfte sich in Gedanken anerkennend auf die Schulter. Was er doch für ein schlaues Kerlchen war! »Prima. Wann?«
    »Irgendwann nach Mitternacht, sagen wir halb eins?«
    Steve deckte die Sprechmuschel mit der Hand ab und fluchte. Dieser Schuss war gehörig nach hinten losgegangen. Das »Zodiac« war ein Restaurant unterhalb der North |64| Parade. Der Eingang befand sich an der Straßenseite. Über schmale Stufen gelangte man hinunter in einen Keller mit Tonnengewölbe, der unter der ganzen Straße entlangführte. Am anderen Ende

Weitere Kostenlose Bücher