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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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berichtete. »Er ist tot. Ermordet. Ich muss mit Ihnen reden.«
    Mist! Honey legte die Hand über die Sprechmuschel. Ein |81| Lächeln flatterte wie ein Vogel zum hinreißenden John. »Es tut mir leid. Das Gespräch ist wichtig. Lassen Sie doch einfach Ihre Telefonnummer hier, dann können wir uns zusammentelefonieren. Oder wollen Sie lieber warten?« Sie biss sich auf die Lippe. Hier prallten nun Geschäft und Vergnügen aufeinander. Normalerweise hätte ja das Geschäftliche den Vorrang, aber John hatte so etwas Gewisses im Gesichtsausdruck.
    »Honey? Sind Sie noch dran?« Steve Dohertys Stimme sickerte ihr zwischen den Fingern hindurch.
    Widerwillig näherte sie den Mund wieder der Sprechmuschel. »Entschuldigung, ich musste nur schnell noch etwas organisieren.«
    »Können wir zusammen in die Pension fahren, wo er gewohnt hat? Wie hieß die doch gleich?«
    »Das ›Ferny Down Guest House‹ an der Lower Bristol Road.«
    »Genau. Kommen Sie vorher zu mir auf die Wache.«
    »Entschuldigung«, sagte sie tonlos zum köstlichen John Rees. Ihrer Mutter winkte sie zum Abschied zu.
    »Und was ist mit meinem Knöchel?« rief die ihr hinterher.
    »Bitte den Chefkoch um einen Beutel Tiefkühlerbsen.«
    Sie versuchte, bei Casper anzurufen, um herauszufinden, ob er die Nachricht schon gehört hatte. Er war nicht im Büro und benutzte nie, wirklich niemals ein Mobiltelefon. Sie fragte Neville, wo sie Casper vielleicht antreffen könnte.
    »Keinen Schimmer.« Nevilles Stimme klang bissig. Die beiden stritten sich sehr selten. Da musste es um etwas Wichtiges gegangen sein. Sie beging den Fehler, sich zu erkundigen, was denn los sei.
    »Er wollte Herbstbeige im Empfangsbereich und ich Mattrosa.«
    »Großer Gott! Und wer hat gewonnen?«
    »Er.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    |82| »Ach, kommen Sie schon, Casper erzählt Ihnen alles. Sie sind doch sein Busenfreund.«
    Sie spürte förmlich, wie er am anderen Ende der Leitung erstarrte. »Nicht immer! Manchmal ist er in seiner ganz eigenen Welt. Kennt einfach keine Rücksicht. Keine Spur von Rücksicht.«
    Casper war distanziert, überlegen, elegant, effizient und homosexuell. Dass er geheimnistuerisch sein könnte, war ihr bisher noch nie aufgefallen.
    »Sagen Sie ihm …«
    Neville unterbrach sie. »Ich schlage vor, Sie sagen es ihm selbst!« Mit einem wütenden Klick war das Gespräch beendet.
    Casper hatte also Geheimnisse. Das überraschte sie. Sie fragte sich, wie er darauf reagieren würde, dass der vermisste Amerikaner nun als Toter aufgetaucht war.
    Inzwischen war Honeys Mutter wieder auf den Füßen. »Bleibst du zum Mittagessen, Liebes?« Kein Wort mehr über verstauchte Knöchel oder Schwächeanfälle.
    Honey schaute über die Schulter in den Salon zu John Rees. Er trank seinen Kaffee aus. Die Versuchung war groß, aber Doherty und die Leiche warteten. Sie schüttelte den Kopf. »Geht nicht.« Sie warf John ein Lächeln zu. »Die Pflicht ruft. Vielleicht ein andermal?«
    »Ja sicher. Ich schreibe mir Ihre Telefonnummer auf.«
    Zum zweiten Mal an diesem Tag war sie hin- und hergerissen. Mittagessen mit einem charmanten Herrn oder Totenwache im »Ferny Down Guest House« mit Cora Herbert als Gastgeberin? Die Neugier siegte. Sie konnte einfach nicht widerstehen. Mord hatte den Vorrang vor dem Vergnügen.
    Als sie am Empfangstresen vorbeiging, fiel ihr Jeremiah Poughton wieder ein. Lindsey suchte seine Nummer heraus und fragte ihn, ob er wüsste, wo sie Casper finden könnte. Er sagte es ihr.

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    |83| Kapitel 10
    Casper St. John Gervais mochte es, wenn alles schön ausgeglichen und in perfekter Ordnung war. Genauso faszinierte ihn, wie eine Minute in die andere floss. Deswegen sammelte er Uhren. Uhren waren einer der Gründe, warum er Simon Tye besuchte. Simon fühlte sich in der Unterwelt dieser kleinen Stadt genauso zu Hause wie damals in der Großstadt. In London hatte er bloß die falschen Leute verärgert – und war deswegen in Richtung Westen aufgebrochen und hatte hier ein Uhrengeschäft aufgemacht.
    »Tye’s Timepieces« war in einem kleinen Laden mit geschwungener Schaufensterscheibe untergebracht, zu dem einige feuchte, grüne Stufen hinunterführten. Nur rissige Gehwegplatten und Horden von Touristen trennten den Laden von der zuckersüßen Fassade von »Sally Lunn’s Teashop«.
    Casper hielt inne, ehe er die Ladentür aufdrückte. Schon jetzt war sein Herzschlag beschleunigt. Was würde er drinnen vorfinden? Simon Tye natürlich.

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