Mord ist schlecht fürs Geschäft
seine Verwirrung, den Zusammenprall des Persönlichen und Beruflichen. »Ich bezweifle, dass sie es war, wenn sie auch eine Verbrecherin ist – auf ihre Weise. Allein schon für ihre Wahl von Kleidung und Make-up gehört die Frau hinter Schloss und Riegel. Die ist wirklich kriminell!«
»Ja, ja, ja«, stimmte Doherty ihr zu, als er den Motor abstellte. »Gut. Jetzt habe ich ein paar Fragen an Sie, liebes Blümchen.«
Honey zeigte mit dem Finger auf ihre Brust. Damit hatte sie nun nicht gerechnet. Was wusste sie schon?
»Ja.« Doherty hatte ihren schrägen Blick bemerkt. »An Sie. Sie haben gesagt, der Alte hat eine Gefriertruhe durch die Hintertür rausgetragen, als Sie zum ersten Mal hier waren.«
Sie nickte. »Das stimmt. Ein städtischer Müllwagen wartete draußen, um das Ding zur Sonderdeponie zu fahren, damit das Kühlmittel abgelassen werden kann, ehe es in die Presse kommt.«
Er strich sich nachdenklich übers Kinn. »Tatsächlich? Sind Sie da ganz sicher?«
»Das ist wegen der Umwelt, das müssen die so machen.«
»Ich frage mich, ob das Ding schon in der Presse gelandet ist.«
Sie merkte, worauf er hinauswollte, und zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht.«
»Ich lasse das mal überprüfen.«
|92| Er tätigte den Anruf, ehe sie aus dem Wagen stiegen.
Die Blumen in den Hängekörben sahen ein bisschen schlapp aus. Honey fragte sich, ob Mervyn derjenige war, der sich immer darum kümmerte. Natürlich musste das nicht unbedingt so sein. Es könnte auch Coras Aufgabe sein, und die war nun so durch den Wind, dass sie das Gießen vielleicht vergessen hatte. Würde auch niemanden überraschen.
Dohertys Gesichtsausdruck war todernst, als er klingelte. Als Cora Herbert die Tür aufmachte, huschte Verständnis für Honeys Anspielungen über seine Züge.
Coras schwarz umrandete Augen wanderten zu Honey. »Was? Sie schon wieder?«
»Ich bin’s«, antwortete Honey und hoffte, dass ihr Lächeln die Spur von Feindlichkeit in Coras Stimme überspielen würde. Darum hätte sie sich keine Sorgen machen müssen. Denn Coras Aufmerksamkeit war voll und ganz von Steve Doherty in Anspruch genommen. Sie holte tief Luft, und ihr mächtiger Busen wogte.
Ihr Stil hatte sich keine Spur verbessert. Heute trug sie ein kurzes schwarzes Top und einen karierten Rock mit einem zerfaserten Fransensaum. Ein tropfenförmiger goldener Anhänger baumelte an ihrem Nabelpiercing. Der Bauch ringsum war weiß und schlaff wie aufgegangener Hefeteig. Das kleine Goldtröpfchen schwang hin und her, als müsse es nach Luft ringen.
Wenn Doherty ein Schälchen Sahne und sie eine Katze gewesen wäre, dann hätte sie ihn inzwischen wahrscheinlich schon spurlos aufgeschlabbert.
Sie kam gleich zur Sache. »Und Sie sind …?«
Doherty trat einen Schritt zur Seite. Halb hinter Honey verschanzt, zückte er seinen Dienstausweis. »Detective Sergeant Doherty. Ich muss mit allen sprechen, die sich an dem Tag, als Mr. Maxted wegging, hier im Haus befunden haben.«
Cora sprudelte hervor: »Ich, mein Mann und meine Tochter.«
|93| Doherty nickte, und sein Kinn ruhte beinahe auf Honeys Schulter. Der Dreitagebart knisterte, als sich seine Lippen bewegten.
Honey sah genau hin. Seltsamerweise waren die Stoppeln genauso lang wie vor zwei Tagen. Vielleicht rasierte er die genau auf diese Länge, machte sich unendlich viel Mühe, um genau den richtigen Eindruck zu erzielen.
»Es leben also nur Sie drei hier.«
»Und Gäste, wenn wir welche haben. Na ja, für einen gutaussehenden Burschen wie Sie finden wir immer noch ein Plätzchen.«
Unter Dohertys rechtem Auge zuckte es, aber – das musste sie neidlos anerkennen – er behielt die Nerven.
»Schön, dann müsste ich mit Ihnen, Ihrer Tochter und Ihrem Mann sprechen.«
Coras dick mit Wimperntusche verkleisterte Wimpern flatterten wie winzige Fledermausflügel. »Unsere Loretta ist oben in ihrem Zimmer. Merv ist nicht da. Eigentlich könnte man sagen, dass ich ganz allein zu Hause bin.«
Honey erinnerte sich, dass Cora ihr verraten hatte, wo Mervyn seine Freizeit am liebsten verbrachte.
»Vielleicht könnten Sie mir sagen, in welchem Pub …«
Ihr Einwurf war höchst unwillkommen. Cora blitzte sie an, und ihre Stimme wurde eiskalt. »Er ist nicht im Pub. Er ist einfach weggegangen. Das ist ja wohl erlaubt, oder? Gott weiß, wir schuften hart genug, da müssen wir uns nicht noch gefallen lassen …«
Sie hatte begriffen, dass ihr Flirtversuch fehlgeschlagen war, und der Bauch, den sie eben noch
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