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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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trinken?«
    Loretta zögerte, ehe sie antwortete, und begann, an einer dünnen Haarsträhne herumzufummeln, die sich in ihrem Ohrring verfangen hatte. »Ja. Das haben sie gemacht. Ich konnte an den Stimmen erkennen, dass sie was getrunken hatten. Außerdem hallt es im Büro ziemlich.«
    Honey stürzte sich auf dieses neue Fetzchen Information. »Im Büro? In welchem Büro? Ich dachte, sie wären in der Küche gewesen.«
    Loretta musterte ihre Fingernägel, ganz lässig und kess. Der Nagellack war schwarz, mindestens jedoch dunkelviolett. »Erst waren sie in der Küche und haben das Eis geholt, und dann sind sie ins Büro gegangen. Mervyn hat ihm seine Uhrensammlung gezeigt.«
    |99| Honey horchte auf. Sie spürte, wie Dohertys Blick auf ihr ruhte, schaute aber nicht zu ihm hin. Langsam wurde die Sache interessant. Casper hatte sie mit dieser Aufgabe betraut und sammelte Uhren. Mervyn sammelte Uhren. Zufall oder was?

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    |100| Kapitel 12
    Mervyn schlug die Augen auf, sah aber nichts. Ringsum war alles dunkel, und ihm tat der Kopf weh. Seine Zunge war trocken und fühlte sich an wie Eisenspäne, und aus irgendeinem blödsinnigen Grund roch er etwas, das ihn an Weihnachten erinnerte.
    Mit jedem Atemzug sog er den Sack, den man ihm über den Kopf gestülpt hatte, in die Nasenlöcher ein. Was immer der Staub war, der sich darin gefangen hatte, er geriet ihm in die Nase. Das und der Knebel im Mund machten ihm das Atmen schwer. Panik überkam ihn. Er würde sterben – nicht sanft und vielleicht auch nicht schnell, sondern eher durch langsames Ersticken, bei dem jeder Atemzug zu einem Kampf um das kleinste bisschen Luft würde.
    Nein! Nein!
    Er versuchte, sich genau daran zu erinnern, was geschehen war, aber ihm fiel nur immer Loretta ein. Alles fing mit ihr an und hörte mit ihr auf. Selbst jetzt, in seinem schrecklichsten Alptraum, linderte ihm der Gedanke an ihren wohlgerundeten Körper die Furcht. Doch schließlich behielt doch die Angst die Oberhand.
    Wie war er bloß hierhergeraten?
    In Gedanken ging er alles durch, was er gemacht hatte. Aber irgendwie kam er nicht weiter als bis zu der Tracht Prügel, die ihm Coras erster Mann verpasst hatte. Dabei hatte er Loretta nur im Auto mit nach Hause genommen. Er hatte versucht, dem Kerl zu erklären, dass es schließlich regnete, doch es war zwecklos. Die Schläge hagelten hart und schnell auf ihn herunter. Da hatte er sich entschlossen wegzugehen. Wenn dieser Neandertaler wieder frei herumlief, dann machte er sich |101| besser aus dem Staub – und zwar für immer! Erst einmal ein bisschen Geld zusammenkratzen …
    Ein Gedanke schien sich in seinem Hirn zu verfestigen. Geld! Kurz darauf hatte er sich mit jemandem verabredet, konnte sich aber beim besten Willen nicht mehr an den Namen des Typen erinnern, auch nicht, warum er sich mit ihm getroffen hatte.
    Feucht und klamm lag ihm die Kleidung auf der Haut. Er wusste, dass er viel geschwitzt hatte. Jetzt war ihm kalt, furchtbar kalt. Ein Schauer nach dem anderen lief ihm über den Körper. Ohne den Knebel im Mund hätten seine Zähne geklappert. Er versuchte, seine Arme zu bewegen, seine Finger zu verbiegen, sich aus dem Seil zu herauszuwinden, mit dem seine Handgelenke gefesselt waren.
    Plötzlich wurde ihm bewusst, dass noch jemand da war. Schritte waren zu hören, durch den Sack gedämpft. Er versuchte, den Kopf zu heben, sich zur Seite zu rollen.
    Er sah die Hand nicht, die ihn tötete. Er sah nur die vielen verschwendeten Jahre seines Lebens, die blitzschnell noch einmal vor seinen Augen vorüberzogen, ehe auch die Erinnerungen schwanden.
     
    Die Keller lagen tief, bildeten mehrere unterirdische Stockwerke. Stets bedeckte ein dünner Film aus feinem, orangefarbenem Sand den zerborstenen Beton und die zerklüfteten Pflastersteine und erinnerte an die Zeiten der Flut, wenn der Fluss die unteren Etagen überschwemmte.
    Das hatte er auch jetzt wieder getan, und alles war glitschig und roch nach Flussschlamm und Abwasser. Unterhalb des Mauervorsprungs, der zum Wasser hinunterführte, tanzten Cola-Dosen und Plastiktüten in den Fluten. Dies war der tiefste Keller, und Jahr für Jahr eroberte ihn sich der Fluss ein Stück mehr zurück.
    Der Leichnam war inzwischen schlaff und dank der allgegenwärtigen Bakterien leicht marmoriert. Er hatte ihm einen kleinen Sack über den Kopf gestülpt, damit er nicht in die |102| starren Glupschaugen schauen musste. Diese Säcke waren jederzeit zu bekommen. Oft benutzte er sie auch

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