Mord ist schlecht fürs Geschäft
nichts zu bedeuten. Sie würde sich hier noch nicht festlegen.
»Können Sie mir eine Liste Ihrer Stammkunden geben – der Großabnehmer?«
Jeremiah zuckte mit den mageren Schultern. »Das sind nur wenige. Wir verschicken keine riesigen Mengen, das ist nicht unser Stil. Ein halbes Pfund hier, ein Pfund da. Das nenne ich schon Großeinkauf, Honey.«
Honey hielt den Blick starr auf Jeremiahs Gesicht gerichtet. »Bitte. Es wäre mir eine große Hilfe.«
Jeremiah begriff, dass er ihr hier entgegenkommen musste, seufzte und nickte. »Ich will mal sehen, was ich machen kann.«
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|129| Kapitel 16
Ehe sie am nächsten Morgen irgendetwas anderes erledigte, rief sie bei Doherty an.
»Irgendwelche neuen Entwicklungen?«
»Nein.«
Redselig war er nicht gerade. Na, das Spielchen konnte sie mitmachen. »Gut. Dann sage ich Ihnen auch nicht, was ich herausgefunden habe. Bis bald.«
»Moment!«
Sie lächelte.
»Wir vollziehen all seine Bewegungen nach«, begann er. »Wir haben mit dem Taxifahrer gesprochen, der ihn herumgefahren hat.«
»Das habe ich mir gedacht. Ich hab mir sagen lassen, dass sich Elmer für die Familie Charlborough interessiert hat. Kennen Sie die?«
»Ich habe schon von ihr gehört. Was für eine Verbindung gibt es da?«
»Ich glaube, sie kommt irgendwie in seinem Stammbaum vor. Möglicherweise ist Elmer deswegen zu der Kirche gegangen. Er hat etwas im Kirchenbuch nachgeschlagen.«
»Stop. Diese Richtung der Ermittlung hat in eine Sackgasse geführt. Elmer ist vom Taxifahrer zur Kirche und wieder zurück gefahren worden. Er ist weder auf dem Gelände noch in der Gegend verlorengegangen. Wir haben ihn aus dem Fluss gefischt, und das bedeutet, dass man ihn irgendwo in der Stadt ermordet haben muss. Mrs. Herbert hat gesagt, dass er sich dort Sehenswürdigkeiten angeschaut hat und an dem Abend, als er verschwunden ist, sehr spät noch aus dem Haus gegangen ist.«
|130| Da hatte er Recht.
»Das wär’s also«, triumphierte er. »So war es. Wir haben eine Zeugin, die gehört hat, wie sich Elmer mit Mervyn Herbert gestritten hat. Sie hat uns auch eine sehr gute Beschreibung seines Autos gegeben.«
»Also ist Mervyn Herbert der Hauptverdächtige. Suchen Sie noch immer nach ihm?«
»Ah! Ja.«
Er fragte sie, ob sie sich am Abend mit ihm treffen wollte. Nein, erwiderte sie, lieber ein andermal. Nicht, dass sie ihn nicht attraktiv fand. Es war eine Frage der Nerven. Schlicht und ergreifend.
Als würde es nicht reichen, dass sie ein Hotel zu führen hatte, war nun auch noch ihre Mutter über Nacht geblieben und lag ihr damit in den Ohren, dass sie unbedingt einen Teppichboden über ihren wirklich wunderschönen Steinboden legen lassen müsste. »Schau mal, bei Allied Carpets haben sie da ein tolles Sonderangebot …«
»Mutter!«
Sie war gerade dabei, die neuen Speisekarten zu überprüfen – Smudger wechselte gern alle drei Monate –, und es förderte nicht gerade ihre Konzentration, dass ihre Mutter ihr die Hölle heiß machte.
Lindsey war der rettende Engel.
»Der nette Buchhändler ist wieder da und möchte dich sprechen«, sagte sie, als sie vorüberschwebte, einen Liter Gordon’s Gin in der einen und eine Flasche Glenfiddich in der anderen Hand.
Honey ließ alles stehen und liegen. »Wirklich?«
»Nein«, sagte sie dann. »Das kann ich doch nicht machen.«
Lindsey legte den Rückwärtsgang ein. »Zwei Kerle sind besser als einer.«
»Lindsey!« Sie versuchte, schockiert auszusehen.
Ihre Tochter stubste sie sanft mit dem Ellbogen. »Selbst wenn du beide abservierst, lass es dir doch erst mal eine Weile mit ihnen gutgehen. Das fördert das Selbstbewusstsein.«
|131| Honey fiel die Kinnlade herunter.
Lindsey schnalzte mit der Zunge, blinzelte ihr zu wie immer und machte sich wieder daran, die Bestände in der Bar aufzufüllen.
Die Speisekarten verschwanden bis auf Weiteres in einer Mappe.
»Bring mich zu ihm. Mutter, das ist die Sorte Mann, die du mir hättest suchen sollen.«
Ihre Mutter runzelte die Stirn. »Ein Buchhändler? Glaubst du allen Ernstes, ich würde dir einen Buchhändler vorstellen? Du weißt doch, dass man mit Büchern kein Geld verdienen kann. Das ist was für Verlierer. Außerdem ist er Amerikaner.«
Honey blieb der Mund offen stehen. »Papa war Amerikaner.«
Ihre Mutter stieß einen der Laute aus, die ältere Herrschaften von sich geben, wenn man sie erwischt hat und sie unwillig sind, die Konsequenzen zu tragen.
Auf dem Weg zum Empfang lauerte ihr
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