Mord ist schlecht fürs Geschäft
dergleichen – dazu habe ich nicht genug Platz – sondern kleinere Sachen: Handschuhe, Kinderfäustlinge, Hüte …«
»Dessous?«, ergänzte Honey, der die umfangreiche Unterhose der Königin wieder einfiel, die bereits hinter Glas zur Schau gestellt wurde.
»Genau«, antwortete er. »Ich habe mir sagen lassen, dass Sie |134| Sammlerin sind. Wenn ich also ein paar Teile ausleihen dürfte? Nur gerade genug, um die richtige Stimmung zu schaffen. Und dann suche ich die Bücher aus, die dazu passen.«
Honey nickte. Es war nicht wichtig, dass sie an dieser Ausstellung keinen Pfennig verdienen würde. Wichtig war etwas anderes.
»Werde ich auch eingeladen?«
Er lächelte. »Würden Sie denn kommen?«
Sie lächelte zurück. »Natürlich.«
[ Menü ]
|135| Kapitel 17
Casper St. John Gervais genoss die schönen Seiten des Lebens. Voller Stolz führte er sein superb eingerichtetes und bestens organisiertes Hotel. Er liebte Kaschmirpullover, maßgeschneiderte Jacketts und Hosen, und nichts konnte sich mit einem Hemd aus reiner Baumwolle vergleichen, das ein äußerst geschickter indischer Gentleman in der Savile Row in London maßgefertigt hatte.
Sein vorzüglicher Geschmack erstreckte sich auch auf seine Umgebung. Das Hotel hatte schon in unzähligen Flugmagazinen geprangt, hatte die Zeitschrift
Verborgene Hotels der Welt
geziert und wurde von den Reichen und Berühmten mit ihrer Anwesenheit beehrt, die hier stets mit hervorragendem Service und äußerster Diskretion rechnen konnten.
Casper selbst wohnte nicht dort, sondern in einem wunderschönen Haus, einem der eindrucksvollen dreiunddreißig, aus denen der Circus bestand, jener kreisrunde Platz, dessen mathematisch berechnete Eleganz sich das fiebernde Gehirn eines John Wood ausgedacht hatte.
Wie in vielen Häusern aus der Zeit König Georgs hatten die Zimmer hohe Decken und große Fenster. Damals hatte man sich hervorragend darauf verstanden, so viel Licht wie möglich in die Häuser zu lassen, in jener Zeit, ehe Edison für elektrische Beleuchtung sorgte und die Stromrechnung erfand. Die Räume waren in traditionellen Farben gehalten. Das Mobiliar war noch eleganter als im Hotel. Vergoldete Spiegel warfen das strahlende Licht der Kronleuchter zurück, deren Prismen das Licht in alle Richtungen streuten. Dicke türkische Teppiche dämpften die Schritte. Das einzige Geräusch außer Caspers Herzschlag war das unaufhörliche |136| Ticken seiner Uhren. Von denen gab es in seinem Zuhause noch mehr als im Hotel.
Er saß gerade da und bewunderte seinen jüngsten Kauf, als es läutete. Seufzend stellte er das Glas mit dem Single Malt auf dem silbernen Untersetzer ab, um ja keine Ringe auf dem Chippendale-Tischchen mit dem gebördelten Rand zu hinterlassen, das neben seinem Sessel stand. Dann ging er über den Flur zur Haustür, schloss auf und stand Simon Tye gegenüber.
»Haben Sie gerochen, dass ich gerade den Korken aus der Whiskyflasche gezogen habe?«, fragte er beiläufig.
»Wenn Sie mir einen anbieten, den nehme ich gern«, erwiderte Simon und ging ungebeten an ihm vorüber und zielstrebig den Flur entlang, als hätte er schlechte Nachrichten mitgebracht.
Simon war ungewöhnlich schweigsam, während Casper ihm einschenkte.
»Genug?«, fragte der und hob das Glas, sodass Simon den Inhalt begutachten konnte.
Simons Augen waren starr auf die Porzellanuhr gerichtet. Er runzelte die Stirn, als hätte er gerade einen Fehler bemerkt, der ihm bisher entgangen war.
»Sagen Sie bloß nicht, dass die Frau, die Ihnen die Uhr verkauft hat, sie nun zurückhaben will«, meinte Casper, als er ihm sein Glas reichte.
»Nein«, antwortete Simon, »aber ihr Mann.«
Casper zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Offenbar hatte sie nie seine Einwilligung, das Ding zu verkaufen.« Simon umklammerte sein Glas mit beiden Händen, er war sehr verlegen. »Tut mir leid, Kumpel, aber Charlborough will sie zurückhaben.«
Casper war ganz Ohr. »Charlborough? Meinen wir denselben?«
Simon nickte. »Ja, es ist derselbe Kerl, der mit Ihnen im Sommer in Marlborough um die Chepstow-Standuhr um die Wette geboten hat.«
|137| Casper trank einen Schluck Whisky. Simon auch.
»Er sagt, er würde Anzeige erstatten, wenn er sie nicht zurückkriegt.«
Casper bemerkte, dass in dem Blick, den ihm Simon zuwarf, sehr viel ängstliche Vorsicht lag.
»Ich habe ihm erzählt, dass ich sie Ihnen verkauft habe.«
Casper stöhnte laut auf und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Simon nickte.
Weitere Kostenlose Bücher