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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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raubte ihr den Atem. Der Geruch der Vegetation, die hier bis zum Dach hinauf üppig wucherte, war überwältigend, die |164| Feuchtigkeit beinahe so hoch, dass man die Luft kaum atmen konnte – wie im Dschungel. Die Wirkung war so realistisch, dass sie stehen blieb und lauschte, beinahe erwartet hätte, das Keifen von Affen oder Kreischen von Papageien zu hören. Zum Verrücktwerden realistisch!
    »Ich Jane. Wo Tarzan?« Sie flüsterte es vor sich hin, machte noch ein paar Schritte und schaute hoch. Zum Glück war keinerlei Anzeichen von einem Muskelprotz zu sehen, der kaum mehr als einen Kissenbezug um die Lenden trug. Die Feuchtigkeit schien sich beinahe zu verfestigen, als die Tür leise zischend hinter ihr zufiel.
    Der schmale Pfad zwischen den gigantischen Grünpflanzen verlor sich nach ein paar Metern. Wenn sie weitergehen wollte, musste sie sich wie die Große Weiße Jägerin einen Weg durch das Gestrüpp bahnen. Eine Machete wäre hier sehr nützlich gewesen. Nein, entschied sie und trat einen Schritt zurück. Hier war es zu dunkel. Alles zu realistisch.
    Plötzlich fiel ihr ein, dass Charlborough hier vielleicht wilde Tiere hielt. Der Marquis of Bath hatte in Longleat eine ganze Menagerie: Löwen, Tiger und Leoparden stromerten dort durchs Gelände. Wer weiß, was man in diesem kleinen Dschungel alles ansiedeln konnte!
    »Panik!« Sie flüsterte das Wort, so leise sie nur konnte, und selbst das erschien in dieser grünen Hölle schon zu aufdringlich, die hier mitten in der englischen Landschaft versteckt lag.
    Lag sie versteckt da? Und wenn ja, warum?
    Sie ging wie automatisch rückwärts. Sie hätte sich umdrehen können. Vorwärts läuft man immer schneller als rückwärts. Aber sie hatte hinten keine Augen, und sie musste unbedingt sehen, was hinter ihr war. Für alle Fälle …
    »Halt!«
    Es verschlug ihr den Atem! Ihr Herz blieb stehen! Ihre Füße konnten keinen Zentimeter weiter. Es war, als wäre sie rückwärts gegen ein Scheunentor gelaufen – und zwar eines aus Eiche – groß, hart und abgeschlossen! Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, um sich umzudrehen.
    |165| Dieses menschliche Hindernis anzusehen war noch schlimmer. Scharfkantige Gesichtszüge, ein sehniger Körper, wie aus Stahlplatten zusammengeschweißt, keine Rundung weit und breit. Auge in Auge mit seiner Brustmuskulatur zu sein war ziemlich beunruhigend.
    »Sie sind unbefugt hier eingedrungen.« Die Stimme klang höher, als sie erwartet hätte; wie eine Stimme klingt, wenn der Kehlkopf einen schweren Schlag abbekommen hat. Das passte gar nicht zusammen. Hätten ihre Beine nicht so gezittert, hätte sie vielleicht gelacht. Statt dessen spielte sie ihre Trumpfkarte aus, die einzig annehmbare Entschuldigung.
    »Ich arbeite mit der Polizei zusammen am Fall eines vermissten amerikanischen Touristen.« Sie versuchte es mit einem Lächeln und einem lässigen Kopfschütteln. »Habe mir einfach gedacht, er könnte vielleicht hier hineingewandert sein – Sie wissen ja, wie diese Amerikaner sind …«
    Sie hoffte inständig, dass ihm die letzte Spur eines amerikanischen Akzents nicht auffiel, den sie von ihrem Vater geerbt hatte.
    »Was ist denn hier los?«
    Ein frischer Luftzug verkündete die Ankunft von Sir Andrew. Einen Augenblick lang betrachtete er die Lage. Beunruhigung blitzte in seinen Augen auf, war aber gleich wieder verschwunden. Sein Lächeln war völlig beherrscht.
    »Ich dachte, Sie wären gegangen, Mrs. Driver.«
    Ihr Herz hörte auf zu rasen. Eine passende Entschuldigung kam ihr von der Zunge. »Mr. St. John Gervais wollte so gern noch einmal einen letzten Blick auf Ihre Uhr werfen. Er ist ziemlich bestürzt darüber, dass er sie verloren hat. Ich sagte, ich wollte Sie um Erlaubnis bitten. Als ich geklingelt habe, ist niemand an die Tür gekommen, also bin ich hierhergegangen. Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen.« Sie lächelte schüchtern in Richtung des sehnigen Muskelmanns. »Und das habe ich ja auch.«
    »Trevor ist mein Gärtner.« Er wandte sich dem Mann zu. »Das ist alles, Trevor. Mrs. Driver ist im Begriff zu gehen.«
    |166| Sir Andrew umfasste ihren Arm mit einem Klammergriff. Kein Zwang, aber doch nicht weit davon entfernt. Sie warf noch einen letzten Blick über die Schulter auf Trevor – den Gärtner? Brauchte man in einem Dschungel einen Gärtner?
    Plötzlich hatte diese Frage jegliche Bedeutung verloren. Aus dem Augenwinkel hatte sie bemerkt, dass Trevor etwas trug, aber nicht den Mut aufgebracht

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