Mord ist schlecht fürs Geschäft
fragen: Man hat ihm den Schädel eingeschlagen, und er hatte einen Sack über dem Kopf. Einen Gewürzsack – wie gehabt.«
»Der arme Kerl.«
Sie hatte den Mann nur im Vorübergehen gesehen, und er war ihr nicht besonders sympathisch gewesen. Aber trotzdem, er war ein Mensch, und es hatte ihn ein ziemlich scheußliches Schicksal ereilt.
»Glauben Sie, dass es Mrs. Herbert war?«
»Diese Schlussfolgerung bietet sich an, aber die Jungs vom Labor sagen was anderes. Wir denken nicht, dass er dort ermordet wurde. Mrs. Herbert ist ziemlich durch den Wind. Dann wäre da noch der erste Ehemann in Erwägung zu ziehen.«
»O ja, Lorettas Vater.« Während des ganzen Rückwegs von Limpley Stoke hatte ihr ein Salat mit Räucherlachs vorgeschwebt. Dafür war jetzt keine Zeit. Sie nahm aus einer Schale an der Bar eine Handvoll Erdnüsse. »Ich denke, da gehe ich wohl besser mal zu ihr.«
|173| Doherty stand auf. »Bis wir die Sache gründlich untersucht haben, müssen wir sie als Verdächtige behandeln.«
»Obwohl der Mord anderswo begangen wurde?«
Er zuckte die Achseln. »Vielleicht im Haus, in der Garage oder draußen in der kleinen Gasse. Wer weiß?«
»Ich nehme an, Sie haben sie schon verhört?«
»Der Arzt hat mich nicht gelassen. Hat gesagt, dass sie in einem tiefen Schockzustand ist.«
»Na also«, antwortete sie und warf sich die Tasche über die Schulter. »Um so mehr Grund, mich mitzunehmen. Ich könnte ja die gute Frau ein bisschen beruhigen. Selbst wenn sie Ihre Hauptverdächtige ist.«
»Ich habe nicht gesagt, dass sie meine
Hauptverdächtige
ist.«
»Vielleicht ist sie eine Komplizin von Lorettas Vater, ihrem ersten Mann?«
Sie waren bereits draußen auf der Straße. Er runzelte die Stirn. »Können Sie zufällig Gedanken lesen?«
»Nur bei Männern.«
»Sie brauchen nicht mitzukommen. Das ist nicht nötig.«
»Und Sie wollen es nicht.«
»Ich sehe nicht, wozu das gut sein sollte.«
»Danke für die Blumen.«
Er knurrte irgendetwas Unverständliches und schlenderte zu seinem Auto.
Na warte nur, bis ich dir erzähle, was ich weiß, dachte sie, als sie neben ihm einstieg. Das wird dich überraschen. Dann wirst du mich auf einmal bei dieser Sache dabeihaben wollen.
Auf der Fahrt berichtete sie ihm von ihrem Besuch beim Pfarrer, aber nicht von ihrer Schnüffelei im Gewächshaus. Das würde er sie nie vergessen lassen. »Die Kusine von Elmers Frau war Sir Andrews erste Gattin. Möglicherweise hat er Charlborough Grange einen Besuch abgestattet. Pamela Charlborough hat Elmer zufällig getroffen, als er auf dem Friedhof herumspazierte.«
|174| »Wirklich?«
»Sagt Mrs. Quentin. Ich habe Lady Charlborough danach gefragt, aber sie ist nicht unbedingt die warmherzigste Gastgeberin, die ich kenne.«
Honey schaute aus dem Fenster. Die Regenwolken des frühen Morgens hatten sich verzogen. Über dem Viadukt, auf dem die Eisenbahn via Green Park nach London fuhr, erstrahlte ein Regenbogen. Die Luft roch frisch und neu.
Doherty schien in Gedanken versunken zu sein. »Und glauben Sie, dass er eine Affäre mit Lady Pamela hatte?«
»Natürlich nicht! Wenn er überhaupt in Charlborough Grange war oder über die Friedhofsmauer hinweg mit Lady Pamela geredet hat, dann hatte es sicherlich etwas mit seiner Familie zu tun. Er hat die Nachforschungen mit großem Eifer betrieben. Vielleicht hat er ein dunkles Familiengeheimnis entdeckt und ist dafür abgemurkst worden.«
Doherty schüttelte den Kopf. »Viel zu melodramatisch! Also, er hatte einen Aktivurlaub geplant – wenn man das so nennen kann. Glauben Sie mir, die Wurzel des Problems liegt im ›Ferny Down Guest House‹. Mervyn Herbert war ein schmieriger Geselle – hatte eine viel zu große Vorliebe für seine Stieftochter, was ich so gehört habe. Ich will wissen, wo der Vater ist. Der hat was damit zu tun.«
Honey kaute auf der Unterlippe herum, um ihm nicht auf den Kopf zuzusagen, dass er phantasierte.
Doherty bemerkte das. »Machen Sie sich Sorgen? Haben Sie Hunger?«
»Ich habe nicht gefrühstückt.« Lahme Ausrede.
Doherty schnalzte tadelnd mit der Zunge. »Die wichtigste Mahlzeit des Tages!«
»Das Mittagessen habe ich auch ausfallen lassen.« Honey wandte ihm abrupt den Kopf zu. »Hat meine Mutter Sie gefragt, ob Sie verheiratet sind?«
»Nein. Aber ob ich lieber Teppichboden oder Parkett mag.«
Honey stöhnte. »Typisch.«
|175| Er schaute sie verwundert an und wandte die Augen von der Straße.
»Passen Sie auf, wo Sie hinfahren.«
Ein
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