Mord ist schlecht fürs Geschäft
hatte, darüber nachzudenken, was es wohl war. Nun sah sie, wie er einen kleinen Sack auf einen Haufen anderer Säcke schleuderte. Er rutschte herunter, und etwas rollte heraus.
Trevor fluchte.
Honey japste nach Luft. Aus einem abgetrennten Kopf starrten sie Augen an.
Die Knie versagten ihr den Dienst. Alles verschwamm vor ihrem Blick. Sie brauchte Luft – frische Luft. Sofort!
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|167| Kapitel 21
Andrew Charlborough konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen, als er sah, wie die Frau auf eine der vielen Requisiten reagiert hatte, die sie für ihre Kriegsspiele benutzten.
In Longleat gab es wilde Tiere und ausgedehntes Gelände, auf dem man sie halten konnte. Dagegen war der größte Teil des Landes, das Charlborough Grange umgab, schon vor Jahren verkauft worden. Kriegsspiele in einem Pseudodschungel und mit Pseudoleichen brachten ordentlich Geld, und außerdem machten sie ihm Spaß. Sie riefen die Erinnerung an andere Zeiten und andere Orte wach. Das alles erklärte er Honey Driver. Er hatte zugesehen, wie sie sich erholte, wie sie errötete, und dann hatte er sie vom Gelände begleitet.
Amateurdetektive waren seine geringste Sorge. Seine Züge verhärteten sich, als er dem wegfahrenden Auto hinterhersah. Sobald es verschwunden war, ging er über den langen Flur in sein Arbeitszimmer. Er zog ein ordentlich zusammengefaltetes Baumwolltaschentuch hervor, in das an einer Ecke dunkelrot die Initialen »LTC« eingestickt waren. Zärtlich wischte er mit dem Tuch über das Foto von Lance, ehe er es geraderückte. Er strich über den Bilderrahmen.
»Mein Gott, Lance, wie ich dich vermisse«, sagte er mit zitternder Stimme.
Plötzlich merkte er, dass er nicht mehr allein war.
»Du bist völlig besessen! Weißt du das?«
Pamelas schrille Stimme durchschnitt seinen Schmerz und drang tief in seinen Schädel ein. Sie kam mit wogenden Hüften auf ihn zu, das blonde Haar straff aus dem Gesicht mit den ausgeprägten Wangenknochen frisiert.
|168| Sein Gesicht rötete sich. »Mach, dass du rauskommst!«
Sie zog wütend an der Zigarette, die sie rauchte. »Du bist selbst schuld, dass er nie kommt, weißt du. Du bist viel zu dominant. Der Junge will sein eigenes Leben führen. Und warum auch nicht? Was geht dich das an, Liebling? He? Wenn du wirklich mal drüber nachdenkst, was hat es mit dir zu tun?«
Die Augen ihres Mannes folgten ihr durch das Zimmer, als sie absichtlich ein gerahmtes Foto nach dem anderen anstieß, bis alle schief hingen. »Keine Antwort ist auch eine Antwort!«, sagte sie mit einem leisen Kichern. »Ich habe gehört, wie du mit ihm redest, ihm drohst, wenn er nicht macht, was du willst, dann … und der liebe Junge … er verehrt seinen Vater so sehr … seinen
Vater
!« Ihr Lachen klang wie das Gurgeln eines Abflusses.
Wenn Blicke töten könnten, wäre sie auf der Stelle umgefallen.
Sie kam näher und blies ihm absichtlich den Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht, legte ihm eine Hand flach auf die Brust. »Wenn er nun die Wahrheit erführe? Ich frage mich, wie sehr er dich dann noch lieben würde? Denn ich weiß alles. Ich habe Marys Schwager getroffen. Der hat mir verraten, was du gemacht hast. Also«, sagte sie und tippte sich nachdenklich mit dem rot lackierten Fingernagel an die ebenfalls roten Lippen, »vielleicht sollte ich das der Polizei erzählen, ehe ich Lance aufkläre. Oder sollte ich diese Frau anrufen und es ihr sagen?« Ihre Züge verhärteten sich. »Was ist es dir wert, wenn ich schweige, Andrew? Hm? Fünfzigtausend? Hunderttausend?« Sie schüttelte den Kopf. »Peanuts. Und ich finde, ich verdiene weit mehr als das.«
Andrew biss die Zähne zusammen und starrte seiner Frau ins Gesicht. »Die Ehe mit dir ist die reinste Folter, Pamela.«
Ihre Augen weiteten sich in gespielter Überraschung. »Was hast du denn anderes erwartet? Ich habe dich nicht aus Liebe geheiratet. Mir ging es nur um dein Geld – um dein schönes, schönes Geld! Was denn sonst! Und wenn wir uns scheiden lassen, nehme ich die Hälfte mit.«
|169| »Nur über meine Leiche!«
»Deine Leiche! Wunderbar. Könntest du bitte bald sterben? Dann würde ich auf die Scheidung verzichten. Denn schließlich wäre ich viel lieber eine steinreiche Witwe, Liebling, als eine mäßig reiche geschiedene Frau.« Sie tätschelte seine Brust. »Wie geht es deinem Herzen, Schatz?« Sie lachte. »Ach, ich Dummerchen. Du hast ja gar keins. Zumindest nicht für deine Ehefrau. Du liebst nur deinen Sohn … wenn er denn
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