Mord ist schlecht fürs Geschäft
der Anrichte acht Uhr schlug. Beide, sie und ihr Mann, schauten zu der Uhr hin, ehe sich ihre Blicke trafen. Langsam schlich sich ein gemeines Grinsen auf die Gesichtszüge ihres Gatten. Er lachte sie aus, triumphierte, weil er das Ding zurückbekommen und in ihrem Gepäck das Geld gefunden hatte.
Pamela wimmerte leise, und dann platzte ihr der Kragen. Sie hob ihr Weinglas zu einem spöttischen Trinkspruch. »Na gut, Liebling! Du hast sie zurückbekommen. Volltreffer!«
Andrew trank Kognak. Er schwenkte die bernsteingelbe Flüssigkeit in seinem Glas herum, während er sie anschaute. Sein Lächeln war voller Verachtung. »Also wirklich, Pamela. Du hast keinen Geschmack, und deine Vorliebe dafür, dich in zweifelhafte Gesellschaft zu begeben, ist ebenfalls äußerst beklagenswert. Kaum auszudenken, dass du die Uhr an einen derart zweitrangigen Uhrenhändler wie Simon Tye verkauft hast. Der Mann ist ein Ganove.«
»Pure Not!«, keifte sie.
»Du gibst einfach zu viel Geld aus.«
Ihre Augen waren geweitet und wütend, während sie ihr Weinglas noch fester umklammerte. »Ich kriege nie genug Geld von dir.«
Andrews Blick wanderte wieder zu der Zeitung zurück, in der er gelesen hatte. Er las normalerweise Zeitung, wenn sie zusammen zu Abend aßen. So ersparte er sich die Unterhaltung mit ihr. Ihre Gespräche beschränkten sich stets auf das Notwendigste – wie Geld.
»Meine Liebe, da musst du dich irren. Ich dachte immer, |205| dass das Leben in Spanien billig ist. Deswegen passt es doch so gut zu billigen Leuten.«
Pamela sprang auf und warf dabei ihren Stuhl um. »Ich bin nicht billig, Andrew! Ich bin normal!«
Ihr Gatte zog die Augenbrauen hoch und blickte sie über die Schlagzeilen des Tages hinweg an. »Liebling, jetzt reg dich doch nicht auf. Davon bekommst du nur noch mehr Falten!«
Das Weinglas aus Bleikristall kam über den Tisch hinweg auf ihn zugeflogen. Andrew duckte sich. Jetzt sprang er auf. »Du Schlampe!«
Pamela hielt tapfer die Stellung in ihren Pantoffeln mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen, Korksohlen und Oberteilen aus einem Geflecht von rosafarbenen und hellblauen Seidenbändern.
Andrew erreichte sie, ehe sie wegrennen konnte. Er schlug ihr so heftig mit dem Handrücken ins Gesicht, dass es sie quer über den Tisch schleuderte. Ihr Haar war zerzaust, und sie schaute ihn mit wütend funkelnden Augen an. Ein Rinnsal Blut floss ihr aus dem Mundwinkel. Ihre Finger umklammerten die Tischkante.
»Warum hab ich dich bloß geheiratet!«
Andrew war voller Verachtung. »Ha! Viel interessanter ist doch wohl, warum ich dich geheiratet habe.«
Sie richtete sich langsam auf und strich sich das Haar aus den Augen. »Ich weiß, warum du mich geheiratet hast. Ich war die Barriere, die du zwischen dir und der Familie deiner ersten Frau und dir und Lance brauchtest. Wenn sie einmal genau nachgeforscht hätten, wäre die Wahrheit schnell ans Licht gekommen. Als Witwer hättest du viel mehr Aufmerksamkeit auf dich gezogen, und sie wären ab und zu auf Besuch erschienen. Die Eheschließung hat sie auf Distanz gehalten. Ich weiß alles, Andrew. Der ermordete Mann, Elmer Maxted, hat es mir erzählt.«
Er wurde blass. Sie wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Sie klammerte sich an der Tischkante fest und zog sich hoch. Ihre Augen leuchteten. Jetzt hatte sie die Macht.
|206| »Ich weiß, was du getan hast. Ich weiß, wer Lance ist – wer er wirklich ist.«
Andrew biss die Zähne zusammen.
Das Blut lief Pamela in den Mund, als sie lächelte. Dieses eine Mal war sie Siegerin geblieben.
»Ich kann dich ruinieren, wann immer ich will. Aber es kostet dich nicht viel, und ich halte den Mund. Ich mag Lance. Ich möchte auf keinen Fall sein Leben zerstören.«
Andrew erwiderte nichts. Seine blassen Augen schossen zwischen ihr, dem Barschrank und Mark Conway hin und her. Der war unbemerkt von Pamela in der Tür erschienen, hörte zu und wartete. Wortlos signalisierte ihm Andrew, er solle bleiben. Pamela, der der Wein zu Kopf gestiegen war, fuhr mit ihrer wütenden Tirade fort.
»Lance, der echte Lance, ist verblutet. Hämophilie – er hatte Hämophilie. Das bekommen nur die Männer, weißt du. Aber sie erben es von ihren Müttern. Der Amerikaner hat mir erklärt, dass Lance an dieser Krankheit litt – zumindest der Lance, den er kannte. Aber unser großer, erwachsener Lance hat das nicht, oder? O nein, ganz bestimmt nicht! Der ist ein ungeheuer gesunder junger Mann. Ich frage mich, was seine DNS
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