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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht einfach wunderbar!«
    Am unteren Ende des Queen Square, gleich hinter dem »Francis Hotel« hatte sich eine ziemlich große Menschenmenge versammelt. Mit im Abendwind flatterndem Häkeltuch machte sich Mary Jane mit großen Schritten auf, um sich zu den anderen Touristen zu gesellen. Die fröhliche Schar kreischte wie die Elstern, alle bebten vor Erregung angesichts der Hoffnung, bald Dinge zu sehen, die nur wenige je zu Gesicht bekommen hatten.
    Honey wollte gerade am Lenkrad drehen, um zum Hotel zurückzufahren, als Loretta Davies am anderen Ende des Platzes aus der Charlotte Street auftauchte. Sie trug eine weiße Bluse und einen schwarzen Rock – die Standarduniform einer Hotelkellnerin.
    Honey hupte und kurbelte das Fenster auf der Beifahrerseite herunter. »Kann ich Sie nach Hause fahren?«
    Loretta machte die Tür auf und stieg ein. »Vielen Dank. Meine Schicht ist gerade zu Ende. Die Arbeit lenkt mich ein bisschen ab. Ich habe mich drum gekümmert, dass bei uns zu Hause alles weiterläuft, aber manchmal muss man einfach raus, nicht?«
    Honey stimmte ihr zu.
    Trotz der Uniform baumelten noch drei goldene Ohrringe an Lorettas rechtem Ohr. Die weiße Bluse war lang genug, um ihren Nabel zu bedecken. Insgesamt sah sie ziemlich vorzeigbar aus.
    Jetzt war es halb zehn. Honey rechnete sich aus, dass Loretta |197| seit dem frühen Nachmittag arbeiten musste, damit sie schon so früh nach Hause gehen durfte.
    »Wo arbeiten Sie?«
    »La Traviata.« Sie zog die Schuhe aus.
    Das war der Name eines sehr eleganten Restaurants, das hinter dem weltberühmten Royal Crescent lag.
    »Meine Füße bringen mich um. Ich bin seit zwei auf Achse.«
    »Sie Ärmste. Ich wusste nicht, dass Sie im Gastgewerbe arbeiten. Ich habe gedacht, Sie helfen Ihrer Mutter ein bisschen, und ansonsten haben Sie was anderes – ich weiß nicht, einen Job im Büro.«
    »Keine Chance.«
    Der Duft der von der Dunkelheit umhüllten Bäume wehte zum Fenster herein. Dazu noch das Aroma der Schnellimbisse: Hamburger, Döner und Tacos.
    Keine Chance. Meinte sie damit die Bürojobs? Nein, sie meinte was anderes.
    »Meine Mama mag es nur, wenn alles genauso gemacht wird, wie sie es haben will. Madge kommt und macht sauber, wäscht und bügelt, wenn viel zu tun ist. Besonders jetzt. Ich bin ein bisschen dageblieben und habe nach dem Rechten geschaut, aber nur zeitweilig. Ich musste einfach raus. Ehrlich, es ging nicht anders.«
    Bei den letzten Worten schien ihr die Stimme zu versagen. Zum ersten Mal begriff Honey, dass Loretta nicht ganz so selbstbewusst war, wie sie tat. Sie litt. Unter den gegebenen Umständen war das kein Wunder.
    Honey musste all ihren Mut zusammenkratzen, um die nächste Frage zu stellen, aber sie zwang sich. »Was hat Ihre Mutter gesagt – Sie wissen schon, darüber, dass Ihr Stiefvater das gemacht hat?«
    »Nicht viel.«
    Nachdem Honey Steve Doherty berichtet hatte, was geschehen war, hatte er Cora Herbert erzählt, dass ihr toter Ehemann ihre Tochter vergewaltigt hatte. Sie war am Boden |198| zerstört, aber nicht sonderlich überrascht gewesen. Statt dessen war sie noch misstrauischer geworden.
    Dohertys Verhör hatte dann eine andere Wendung genommen. »Es ist ja verständlich, dass ein Vater seine Tochter beschützen möchte und wütend wird, wenn ihr jemand weh tut. Wo ist also Lorettas Vater?«
    »Wo zum Teufel soll ich das herwissen?«
    Natürlich wusste Cora es. Aber sie hatte schon vermutet, worauf die Frage hinauslief. Ihr erster Mann hatte ein Motiv, ihren zweiten Ehegatten umzubringen, weil der Loretta missbraucht hatte.
    »Sie deckt ihn«, hatte Doherty an dem Abend gesagt, als er sie aus dem Bett geholt hatte.
    Honey hatte ihr Glas in den Fingern gedreht. »Wenn es Davies war, warum hat er Mervyns Leiche dann im Steingarten vergraben? Meinen Sie nicht, das ist ein bisschen zu nah an Zuhause?«
    »Das ist nicht schlechter als anderswo und ganz in der Nähe des Tatorts. Ich denke mal, er ist in Panik geraten.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Cora seine Komplizin war?«
    »Sie leugnet es.« Honey nippte an ihrem Wodka mit Tonic. »Ich kann mir Cora nicht als Mörderin vorstellen. So nach dem Motto, wir vergraben ihn direkt vor eurer Nase, damit ihr ihn nicht findet?«
    »Stimmt.« Das klang, als wäre es sein letztes Wort in dieser Angelegenheit.
    »Haben Sie sich mal diesen Steingarten angesehen? Absolut lächerlich! Eine Veränderung an dem albernen Ding konnte einem gar nicht entgehen«, meinte Honey.
    Doherty

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