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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verletzlicher. Und irgendwas an Coras Verhalten gab Honey nun eine weitere Frage ein.
    »Ihre Mutter war überrascht, dass Sie mir davon erzählt haben, dass Ihr Stiefvater Sie vergewaltigt hat. Warum das denn?«
    Wieder dieses Achselzucken aller Halbwüchsigen, mit dem sie angeblich Gleichgültigkeit signalisieren wollen, das aber in Wirklichkeit tiefe Betroffenheit anzeigt. »Sie wollte das nicht.«
    Es war, als fiele eine Tür zu. Nicht sonderlich aufschlussreich, aber Honey spürte, dass dies die einzige Antwort war, die Loretta zu geben bereit war.
    Der Nachthimmel hatte ein verschwommenes Schiefergrau angenommen – wie immer im Juni und Juli, wenn es eigentlich nie richtig dunkel wird. Honey holte tief Luft und schaute zum Himmel hinauf, während sie versuchte, die Indizien und Menschen zu sortieren. Manche Leute sagten doch, dass die Aufklärung eines Verbrechens wie ein Puzzle ist: ein Teil passt genau ins andere. Man muss nur die entsprechenden Puzzleteile sammeln und dann an die richtige Stelle legen. Das Problem ist nur, überlegte sie, dass man sie zuerst mal finden muss.
    Da war zunächst Lorettas Vater. Sein Motiv für einen Mord an Mervyn Herbert war sehr verständlich. Aber Elmer Maxted? Alles hatte schließlich mit dem einsamen Amerikaner |202| angefangen, der nach seinen Ahnen forschte. Mit diesem Mord konnte Davies nichts zu tun haben. Oder doch? Die Sache mit den Uhren und den Armbanduhren war auch irgendwie seltsam. War es bloß Zufall, dass Mervyn das eine sammelte und Casper das andere?
    Sie klappte ihr Mobiltelefon auf und tippte Caspers Nummer ein. Es klingelte, und er meldete sich – eigentlich ziemlich schnell.
    »Wie gut kannten Sie Mervyn Herbert?«
    Erst war er ziemlich verdattert, aber dann erholte er sich rasch. »Mein liebes Mädchen, ich habe Ihnen doch schon erklärt …«
    »Ich glaube Ihnen kein Wort. Also! Mit wem wollen Sie reden? Mit mir oder lieber mit der Polizei?« Es war reiner Instinkt, pure Raterei. Sie spürte, dass ihm gar nicht wohl zumute war. Sie hatte ihn sehr unvermittelt gefragt, ehe er auch nur »Hallo« sagen konnte.
    Es trat eine Pause ein, und sie meinte beinahe, die Rädchen in seinem Hirn surren zu hören. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich sogar ausmalen, wie sich ihm der Hals zuschnürte.
    »Sie kommen am besten her«, sagte er schließlich.
    »Mach ich.«

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    |203| Kapitel 25
    Pamela Charlborough nahm einen großen Schluck aus ihrem Weinglas aus Bleikristall und schaute über den Rand hinweg ihren Gatten an. Der Wein schmeckte wirklich gut, aber er machte den Mann auch nicht attraktiver.
    Wieder einmal stellte sie sich vor, wie er stumm und bleich da lag, anstatt ihr hier am Tisch gegenüberzusitzen, mit seinem beinahe weißen Haar, den geplatzten Äderchen auf den Wangen. Wenn er endlich tot wäre, könnte sie wenigstens ihren Lebensstil beibehalten und hätte das nötige Kleingeld dazu. In Gedanken pries sie seine Lebensversicherungen bei der Sun Alliance und der Royal Life. Was für ein Segen derlei Einrichtungen doch für die moderne Zivilisation und für die Witwen waren! Leider war sie noch keine Witwe. In guten und in schlechten Zeiten – hauptsächlich schlechten – war sie noch immer fest an Andrew gekettet.
    Sie atmete tief durch, als der Nachgeschmack des Weines ihre Geschmacksknospen kitzelte und ihr der Alkohol geradewegs ins Hirn stieg. Sie machte die Augen auf und zu, während sie Luft holte. Jedesmal, wenn sie die Augen aufschlug, fiel ihr Blick auf Dinge in diesem Raum, die sie behalten wollte, und auf solche, die sie sofort rauswerfen würde, sobald er tot war. Das hatte sie schon Tausende Male durchexerziert. Sie revidierte jeweils ihre Meinung, wenn einige Gegenstände aus dem Haus verschwanden oder neue auftauchten, je nachdem, wie Andrews amateurhafter Handel mit Antiquitäten – besonders Uhren – gerade lief.
    Als erstes musste all das Zeug aus dem Fernen Osten weg. Wer wollte schon diese schrecklichen Bambusdinger, die immer umzufallen drohten, wenn man ihnen zu nahe kam? Es |204| gab einen Tisch aus dem Zeug, einen Kleiderständer und dazu passenden Schirmständer und Spazierstöcke. Sie seufzte. Es war einfach alles zu viel. Die einzigen zarten Dinge, die sie mochte, waren aus Seide, mit Spitze besetzt und außerordentlich teuer. Sie sah in Seidendessous immer noch sehr gut aus. Sie lächelte leise vor sich hin. Ohne Seidendessous auch.
    Sie schenkte sich Wein nach, als die makellos weiße Porzellanuhr auf

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