Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
mit Gehhilfe vor Augen.
    »Ah, also den haben Sie gemeint. Dieser Mann – der hatte nicht zufällig Turnschuhe an?«
    Mary Jane legte die rosa Lippen an den Rand ihrer Kaffeetasse und überlegte. Sie hinterließ einen perfekten Kussmund.
    »Seine Füße habe ich nicht bemerkt. Nur sein Gesicht.«
    »Hässlich?«
    Sie meinte hässlich im Sinne von gefährlich. Bilder wie aus der Verbrecherkartei erschienen vor ihrem geistigen Auge.
    »Langweilig«, antwortete Mary Jane nach längerem Nachdenken. »Aber wahrscheinlich habe ich sein Gesicht auch nicht in allen Einzelheiten gesehen. Ich habe mich nicht sonderlich auf ihn konzentriert. Ich habe nämlich die Schafe beobachtet, die im Royal Crescent gegrast haben.«
    Honey zog die Stirn kraus. »Im Royal Crescent grasen keine Schafe.«
    Mary Jane blieb bei ihrer Überzeugung. »Jetzt nicht mehr, aber früher schon.« Sie machte eine Kopfbewegung zu einem Bild an der Wand, auf dem der Royal Crescent dargestellt war, wie er im achtzehnten Jahrhundert ausgesehen hatte.
    »Schauen Sie, da! Wenn man zum Royal Crescent geht und die Augen ein wenig zusammenkneift, dann kann man sie rumhüpfen sehen wie früher.«
    »Unglaublich!«
    Mary Jane packte sie beim Arm, als sie weiter wollte. »Be vor Sie gehen«, sagte sie, und ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern, »muss ich Ihnen noch sagen, dass Sir Cedric meint, Ihr Leben sei in Gefahr. Er hat Blut gesehen und einen Haufen Bäume – eine Art Wald, glaubt er, nur schlimmer.«
    »Wirklich?«
    »Ja, neulich abends bei der Séance. Er ist gekommen, müssen |259| Sie wissen. Er hat sich sehr präzise geäußert. Sie hätten dabei sein sollen.«
    In der Vergangenheit hatte sie Mary Janes Prophezeiungen nicht weiter ernst genommen. Aber die Ereignisse der letzten Zeit zeigten ihre Wirkung. Plötzlich fühlte sie sich verletzlich.
    »Das kommt davon, wenn man Detektivin spielt«, sagte sie mit einer Spur Sarkasmus. »Jane Marple«, fügte sie mit einem Lachen hinzu, das sie für überzeugend hielt.
    »Ich bin mir sicher, dass es was damit zu tun hat«, stimmte ihr Mary Jane zu. »Und deswegen habe ich mich entschlossen, Ihnen zu helfen.«
    Honey stellte sich bildlich vor, wie Mary Jane, von Kopf bis Fuß in einen rosa Kaftan gehüllt und mit Silbersandalen an den Füßen, in der Polizeiwache in der Manvers Street einrückte.
    »Ich denke, ich sollte das allein machen.«
    Mary Jane nickte. »Zusammen mit dem Polizisten mit der verdächtigen Haarfarbe. Ja. Klar. Aber das meine ich nicht.«
    Sie setzte sich auf dem Stuhl in Positur, als würde sie nun eine Rede halten wollen, die eines Königs würdig war. »Ich bin finanziell unabhängig, was ich meiner lieben, verstorbenen Mutter zu verdanken habe, also habe ich beschlossen, für immer hier einzuziehen.«
    Honey fiel die Kinnlade herunter. »Sie reisen nicht nach Kalifornien zurück?«
    »Warum sollte ich? Ich habe meine Wurzeln gefunden, und ich möchte hier beerdigt werden, im Land meiner Vorfahren. Was könnte besser sein? Könnten wir uns vielleicht auf einen Sonderpreis einigen?« Die Schlauheit des Alters leuchtete ihr aus den Augen. Zweifellos würde sich auch das Bestattungsunternehmen, wenn die Zeit einmal gekommen war, auf einen Rabatt einlassen müssen.
    »Lassen Sie mich nur machen.«
    Honey war sich nicht sicher, ob es ein Vorteil war, die schlaksige Amerikanerin als ständigen Gast im Haus zu haben, |260| sammelte gedankenverloren fettige Teller ein und machte sich auf den Weg zur Küche.
    Ihre Mutter räumte gerade den Speck weg, und Clint mit dem tätowierten Spinnennetz kümmerte sich um den Abwasch.
    »Hannah«, sagte ihre Mutter, nachdem die Kühlschranktür zugefallen war. »Mr. Paget hat mir erzählt, dass du ihn nicht zurückgerufen hast.«
    Honey schnitt eine Grimasse. Jedes Mal, wenn der Zahnarzt ihrer Mutter am Telefon war, hatte sie jemanden gebeten, ihm zu sagen, sie wäre nicht im Haus. Die osteuropäischen Mädchen, die bei ihr am Empfang arbeiteten, machten das ganz wunderbar. Sie gaben sich alle Mühe, nicht zu kichern, sprachen mit einem viel stärkeren Akzent als sonst und taten so, als würden sie Englisch nur sehr mangelhaft verstehen.
    »Mutter, ich habe im Augenblick wirklich viel zu tun!«
    »Das hat dein Vater auch immer gesagt.«
    »Weiter nicht verwunderlich. Er hatte ein Millionen-Unternehmen zu leiten«, grummelte sie vor sich hin, während sie Wurstzipfel und Speckschwarten in den Mülleimer beförderte.
    »Und hat mich beinahe mittellos

Weitere Kostenlose Bücher