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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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legte eine |253| Armbanduhr nach der anderen auf die Tischplatte. Keine sah besonders wertvoll aus, aber das konnte man nie wissen.
    »Haben Sie eine Kamera?«, fragte sie Cora.
    Cora verschwand und kam mit einer wieder. Es war noch genug Film drin, um die meisten Uhren zu fotografieren, wenn sie immer drei oder vier auf ein Bild gruppierte.
    Schon bald hatte sie alle aufgenommen. Sie wollte sie Casper zeigen. Der würde wissen, ob sie wertvoll waren. Cora konnte das Geld gut gebrauchen.
    Eine der Zeitungen zerriss, als sie anfing, die Uhren wieder so einzupacken, wie sie sie vorgefunden hatte. Ihre Hände zitterten. Verschiedene Schlagzeilen erregten ihre Aufmerksamkeit. Sie waren interessant, manche sogar richtig dramatisch, aber wonach suchte sie eigentlich?
    Da waren die Tragödien der Welt schwarz auf weiß festgehalten. Raubüberfälle, Morde und zwei Kinder, die bei einem Brand die Mutter verloren hatten. Das Seltsame war, dass es keine Zeitungen aus Bath waren. Sie waren alle in Irland erschienen. Honey las weiter. Einer der Jungen war entführt worden und wurde nie wieder gesehen. Der andere hatte bei einem reichen Landbesitzer irgendwo im Südwesten ein Zuhause gefunden.
    Honey ging in die Hocke und seufzte. »Diese Zeitungen sind wirklich völlig wertlos.«
    Cora hatte sie missverstanden. »Ich hole noch welche.« Sie wandte sich zum Gehen.
    »Nein, besser nicht«, antwortete Honey. »Dann macht die Polizei vielleicht Zicken, weil wir was angefasst haben.«
    So wie sie es sah, stand nichts Wichtiges in den Zeitungen. Der Gedanke, der ihr im Buchladen durch den Kopf geschossen war, hatte sich doch nicht als Geistesblitz erwiesen. Es waren wohl nicht die Zeitungen, die zu den Morden an den beiden Männern mit unterschiedlichen Nationalitäten und wahrscheinlich sehr verschiedenen Charakteren führten. Es sei denn …
    Da gab es einen Sohn … Er hatte einen Unfall überlebt, bei |254| dem seine Mutter umgekommen war. Nicht wie die beiden Kleinen hier, überlegte sie und schaute sich die Fotos der Waisenkinder an, deren Mutter bei einem Brand umgekommen war.
    Einer der Jungen sah ein ganzes Stück älter aus als der andere. Der Jüngere könnte etwa im selben Alter gewesen sein wie Lance, als seine Mutter starb.
    Sie runzelte die Stirn. Das hatte möglicherweise was zu bedeuten. Aber was?
    Als die Uhren wieder eingepackt waren, ging Cora mit ihr bis zur Tür.
    »Eine schöne Nacht«, meinte Honey.
    Cora seufzte. »Für mich gibt es erst wieder schöne Nächte, wenn dieser ganz Schlamassel geklärt ist. Es ist kein sonderlich beruhigendes Gefühl, wenn die Leute denken, man hat seinen Mann abgemurkst. Außerdem ist es schlecht fürs Geschäft.«
    Da war Honey gar nicht so sicher. Dass man den ermordeten Gatten im Garten hinter dem Haus gefunden hatte, würde sicher die auf Makabres versessenen Neugierigen anlocken. Ein ermordeter Amerikaner war allerdings etwas Anderes. Inzwischen hatte sich die überregionale Presse auf die Geschichte gestürzt. Wenn es eine Lokalnachricht geblieben wäre, dann wäre alles in Ordnung. Aber die überregionalen Zeitungen verkauften ja ihre Artikel auch international. Sie dachte darüber nach, als sie die Bristol Road überquerte. Sie nahm sich ein Taxi bis zum Widcombe Basin.
    »Ich gehe von hier aus zu Fuß«, sagte sie, als sie ausstieg und dem Fahrer sein Geld gab.
    Sie bog nach links auf den Treidelpfad ein, genoss den Geruch des Wassers, freute sich an den Farben eines in der Schleuse vertäuten Kanalboots. Wie herabgestürzte Sterne leuchteten die Lichter eines Restaurants im Fluss. Die Nacht war klar, am westlichen Himmel waren noch einige violette Streifen zu sehen, und die Luft war gerade kühl genug, um die Gedanken zu erfrischen, ohne die Haut frösteln zu lassen.
    |255| Honey kam an einem Trupp Touristen vorüber, wieder einmal ein Gespensterspaziergang. Der Fremdenführer, ein Typ mit langen Beinen, einem pickeligen Kinn und einer Gelehrtenbrille, sprach in ehrfurchtsvollen Tönen.
    »Es werden viele Geschichten erzählt, und in vielen Gebäuden spukt angeblich eine ›graue Lady‹. Eine der berühmtesten ist wohl die, die im Theatre Royal umgeht.«
    Leises interessiertes Murmeln ertönte aus der Gruppe der Zuhörer. »Haben Sie sie je gesehen?«, fragte jemand.
    »Gesehen habe ich sie nie«, antwortete der Fremdenführer, dessen Augen hinter der Nickelbrille leuchteten. »Aber ihre Gegenwart habe ich gespürt. Es ist ein bisschen so, wie wenn man sich schnell

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