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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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umdreht, weil man das Gefühl hat, dass einem jemand folgt.«
    Vielleicht lag es an der festen Überzeugung, die in seiner Stimme mitschwang, jedenfalls fuhr Honey herum. Jemand duckte sich in einen Hauseingang. Ein Gespenst? Nein. Sie hatte noch einen Blick auf weiße Turnschuhe erhascht. Gespenster trugen keine weißen Turnschuhe – oder doch?
    Rasch schloss sie sich der Meute an, die wie ein Haufen Küken hinter ihrem Anführer hermarschierten.
    Jemand berührte ihren Ellbogen. »Haben Sie schon mal das Gefühl gehabt, dass jemand von der anderen Seite mit Ihnen Kontakt aufnehmen wollte?« Die Frau hatte einen starken New Yorker Akzent.
    Honey verzog das Gesicht. »Höchstens mein Filialleiter bei der Bank, wenn ich mal wieder meinen Dispo-Kredit überzogen habe.«

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    |256| Kapitel 32
    Die Sonne strömte ins Speisezimmer des »Green River Hotel«. Das Klirren von Besteck und Geschirr übertönte das Kratzen der Buttermesser auf den Toastscheiben. An den mit weißem Damast gedeckten Tischen unterhielten sich die Gäste, und der Duft von gegrilltem Speck und frischem Kaffee wehte wie ein freundlicher Geist durch den Raum.
    Mary Jane saß an ihrem üblichen Tisch in der hintersten Ecke – ihrem Lieblingsplatz. Von hier aus hatte sie den Überblick über den gesamten Frühstücksraum und konnte jeden sehen, der eintrat. Sie neigte den Kopf zur Seite, als sie Honey erblickte, und ein ganzes Geflecht von Fältchen zeigte sich um ihren Mund, als sie ihr herzlich zulächelte.
    Honey hob die Kaffeekanne in die Höhe. »Noch Kaffee?«
    Mary Jane lächelte weiter und nickte. Ihre Augen waren unverwandt auf Honeys Gesicht gerichtet. »Er hat sie beobachtet«, verkündete sie.
    Honey hatte gerade fragen wollen, was sie zu frühstücken wünschte. Mary Janes Worte ließen sie leicht zusammenzucken. Ihr erster Gedanke war, sich zu erkundigen, ob er weiße Turnschuhe trug. Statt dessen sagte sie schlicht: »Wirk lich .«
    »Ja, ich glaube, er interessiert sich für Sie. Haben Sie ihn je bemerkt?«
    Sie ahnte, worauf das hinauslief! Auf Mary Janes längst verblichenen Ahnen. Als gute Gastgeberin musste sie lächeln und alles über sich ergehen lassen. Und tote Gäste machten auch so viel weniger Arbeit als lebendige!
    Anna war heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen. Auch Rosie nicht, eine treue Seele aus der Generation über 50, |257| die sie kaum jemals, eigentlich noch nie im Stich gelassen hatte.
    Natürlich gab es gute Gründe dafür, warum die beiden nicht gekommen waren. Rosie hatte rechtzeitig angerufen. Sie war hingefallen und auf dem Hinterteil die Treppe runtergerutscht und musste zu ihrem Orthopäden. Anna war am Abend zuvor mit Smudger in der Bar versackt. Honey schloss daraus, dass sie noch im Bett lag – wahrscheinlich mit Smudger. Auch wenn Honey die meisten Geheimnisse im Leben all ihrer Angestellten kannte, davon servierte sich leider das Frühstück nicht von allein. Dumpy Doris bereitete es zu, und Honey und zwei Praktikantinnen trugen es an die Tische. Das war also das glamouröse Hotelgewerbe. Freie Improvisation, das kam der Sache schon näher.
    Mary Janes fröhliches Geplapper von übersinnlichen Begebenheiten war meist amüsant, manchmal aber auch nervig – wie heute zum Beispiel.
    »Ich habe Sie neulich den Royal Crescent entlanglaufen sehen. Und er ist ihnen auf den Fersen gefolgt.«
    Zweifellos Sir Cedric. »Und ich dachte, der verlässt nie das Haus seiner Ahnen.« Immer noch lächelnd, tänzelte Honey mit der Kaffeekanne zum nächsten Tisch.
    Mary Jane lehnte sich nach hinten und verrenkte sich beinahe den Hals nach ihr. »Ich meine doch nicht Sir Cedric. Ich spreche von dem Mann, der aussieht wie der Filmstar, der in
Gladiator
am Schluss massakriert wird.«
    Wenn man Honey einen Baseballschläger über den Schädel gezogen hätte, hätte die Wirkung wohl kaum schlimmer sein können. Sie lächelte und stellte die Kaffeekanne am nächsten Tisch ab. »Bedienen Sie sich bitte«, sagte sie zu den vier Australiern, die dort saßen.
    Sie zog sich einen Stuhl heran und lehnte sich über den Tisch zu Mary Jane herüber, schaute ihr in das weise alte Gesicht. »Sagen Sie das noch mal! Russell Crowe verfolgt mich? Wenn das stimmt, dann gehe ich langsamer und lasse mich einholen.«
    |258| Mary Jane schaute ein wenig verunsichert drein. »Vielleicht war es auch
Spartakus
? Sie wissen schon: blond und mit einer Hakennase.«
    Honeys Begeisterung verebbte. Jetzt schwebte ihr ein Bild von Kirk Douglas

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