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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Anrichte zu schaffen machte, hier einen Löffel gerade rückte, da über das Tuch mit der Spitzenkante strich, das auf dem polierten Holz lag. Sie bewegte die verzwickten Einzelheiten im Kopf hin und her – es war ein bisschen wie Scrabble oder wie Cora mit ihren Packungen. Sie machte das Gleiche, nur in Gedanken und nicht mit bunten Pappschachteln.
    Das Teil hierhin, das Fetzchen dahin, alles noch einmal aus einer anderen Perspektive betrachten. Sie hätte gleich unverblümt fragen können: »Sagen Sie mal, kann ich mir noch einmal die alten Zeitungen ansehen, in die die Armbanduhren eingeschlagen waren?« Aber sie hatte beschlossen, vorsichtig vorzugehen. Sachte, sachte fängt man den Hasen. Oder in ihrem Fall den Mörder.
    »Glauben Sie, Mervyn wäre fähig gewesen, einen Mord zu begehen?« Die Frage war ihr herausgerutscht, ehe sie es verhindern konnte.
    Cora sah aus wie eine Gestalt auf dem Fernsehschirm, |251| wenn jemand auf dem Videorecorder die Pausentaste gedrückt hatte. Sie schien nicht überrascht zu sein, eher verwirrt, als wäre ihr dieser Gedanke nie, wirklich nie in den wasserstoffblonden Kopf gekommen.
    Schließlich kam sie wieder zu sich. »Mervyn war wirklich ein Mistkerl wie er im Buche steht, und das ist noch nett ausgedrückt. Bob war nie so! Nie!«
    Sie packte einen Lappen und begann, damit nach imaginären Stäubchen am Erkerfenster zu wedeln. Die Fenster klirrten, als ein schwerer Laster in Richtung Bristol vorbeirumpelte.
    »Aber dass er diesen netten Mr. Weinstock umgebracht hätte? Nein. Unsere Loretta hat gesagt, dass Mervyn ihn in sein Büro eingeladen hat. Das hat er nicht oft gemacht, glauben Sie mir. Nicht mal Loretta und ich durften da rein.«
    Irgendwas machte in Honeys Hirn klick. Cora hatte doch gerade ihren ersten Mann Bob genannt. Nein! Könnte das Mary Janes »Bob the Job« sein?
    »Hat sich – äh – Bob … mal mit Elmer getroffen?«
    Cora wurde ganz starr.
    »Bob the Job?«, versuchte Honey es noch einmal.
    Cora drehte sich langsam um und lehnte sich auf die Anrichte. Ihre schwammige Gestalt war noch schwammiger geworden.
    »Das wissen Sie also. Das hat ihn interessiert, sehen Sie. Er hat vor Jahren im Gefängnis damit angefangen. Er hat Anzeigen in Zeitschriften aufgegeben, dass er Leuten helfen würde, ihren Stammbaum zu erforschen, und die haben ihm dann geantwortet. Hunderte von Zuschriften hat er bekommen.«
    Obwohl ihr Mund schon ganz trocken vor Aufregung war, hielt Honey ihre Begeisterung im Zaum. Sie wollte Cora nicht gegen sich aufbringen. Die arme Frau hatte genug durchgemacht.
    »Meinen Sie, dass Sie und Bob es vielleicht wieder miteinander versuchen könnten?«
    |252| Cora zuckte die Achseln. »Kann sein – wenn wir diesen Schlamassel hier überstanden haben.«
    Honey stellte ihre Kaffeetasse ab. »Also. Erzählen Sie mir noch mehr von Mervyns Armbanduhren. Er war ja ein richtiger Sammler.«
    »Stimmt. Die meisten taugen nicht viel, stammen von Flohmärkten und aus Trödelläden. Aber das war sein Hobby. Er hat sie repariert und wieder zum Laufen gebracht, echt.«
    Honey tippte gedankenverloren mit dem Finger an den Rand ihrer Kaffeetasse, als hätte sie gerade eben erst einen neuen Gedanken gefasst. »Meinen Sie, ich könnte mir die Sammlung noch mal ansehen?«
    Cora pfiff leise durch die Zähne, als sie Luft holte. »Die Polizei hat gesagt, da drin darf nichts berührt werden. Ich hab schon Schelte bekommen, weil ich aufgeräumt hatte.«
    Honey spielte ihre Trumpfkarte aus. »Man weiß ja nie, vielleicht finde ich was, das die Polizei übersehen hat. Damit wäre vielleicht Ihr erster Mann aus dem Schneider. Und dann haben Sie beide möglicherweise eine gute Chance?«
    Cora schürzte die Lippen, als dächte sie darüber nach. »War um nicht?«
    »Aber der Polizei erzählen wir nichts davon. Okay?«
    »Bullen! Was wissen die schon! Kommen Sie.« Sie pfefferte den Lappen in die Ecke.
    Mervyns Büro roch nach trockenem Gummi und schalem Bier. Das Blinken eines Computer-Monitors erregte ihre Aufmerksamkeit. Das Gerät war alt und voller schmutziger Fingerabdrücke. Da sie sehr auf Energiesparen getrimmt war, schaltete sie den Bildschirm ab und sah sich nach der Schachtel mit den Armbanduhren um.
    Cora hatte sie unter den uralten Schreibtisch gestellt, auf dem der Computer stand. Sie zog sie hervor. Während sie die ersten Uhren aus der Zeitung wickelte, merkte sie, wie Cora sie von der Tür her beobachtete.
    Sie wünschte, sie hätte eine Kamera dabei, und

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