Mord mit Gruener Soße
so leidgetan. Und sie haben mich an mich selbst erinnert. Ich lief auch den ganzen Tag und kam nirgendwo hin. Jetzt haben sie es ja viel besser. Sie sind fast frei. Ich habe gewartet, bis niemand in der Nähe war, und die Leichenteile ins Gehege geworfen.“
Jenny musste schlucken. „Und Bambach?“
„ Da ich sowieso eine Mörderin war, konnte ich ihn auch gleich loswerden, das miese Schwein. Seit die beiden da wohnten, hat er seine Frau unterdrückt und misshandelt. Sie ist kaum vor die Tür gekommen. Nicht mal mich durfte sie besuchen, bis auf das eine Mal. Ich hatte so gehofft, wir könnten Freundinnen werden. Nachts ist sie manchmal spazieren gegangen, wenn er geschlafen hat. Und wie ängstlich sie immer war. Vor Kurzem hat sie sich mir endlich geöffnet. Mir erzählt, wie schlimm sie es bei ihm hat. Ich hab alles genau geplant. Das Gewächshaus extra nicht sauber gemacht. Sogar Blut hab ich mir aufgehoben und den Handschuh damit präpariert. Den hatte Bambach kurz vorher bei uns verloren.“
„ Bambach hat Sie also nicht bedroht?“
„ Nein, ich hab ihn unter einem Vorwand zu mir gelockt und niedergeschlagen. Ich dachte wirklich, er wäre tot.“
„ Und heute wollten Sie das Angefangene vollenden?“
„ Als Susanne versucht hat ihn umzubringen, wurde mir klar, dass sie nie Ruhe finden würde, solange er lebte. Als Sie dann heute am Telefon sagten, er wird wieder gesund…“
Jenny lehnte sich zurück. Ihr schwirrte der Kopf. Dann beugte sie sich wieder vor. „Und jetzt, Frau Hölzel? Was passiert jetzt?“
Die Frau zuckte mit den Sch ultern. „Es ist doch gleichgültig, was mit mir passiert.“
Jenny ließ unauffällig die Hand nach hinten wandern. „Legen Sie bitte Ihre Waffe ganz langsam auf den Tisch.“
Die Frau blickte überrascht auf die Stelle des Tisches, unter der ihre linke Hand verborgen war. Dann zog sie sie langsam heraus. Die Hand, altersfleckig und mit kurzen unlackierten Nägeln, hielt ein etwa fünfundzwanzig Zentimeter langes Messer. Sie legte es auf dem Tisch ab und nahm die Hände weg. Jenny zog es vorsichtig bis zu ihrer Seite des Tisches und rief dann Logo, der in Begleitung eines uniformierten Beamten an den Tisch geeilt kam. Sie legten Frau Hölzel Handschellen an und der Kollege brachte sie weg. Logo zog einen Plastikbeutel aus der Tasche und schob das Messer vorsichtig hinein.
Jenny lehnte sich erschöpft zurück. Verzweifelt sah sie Logo a n. „Ich wollt´s nicht wahrhaben, dass sie etwas damit zu tun hat.“
Er nickte verständnisvoll und setzte sich. „Ich konnte nur wenig mithören.“
Sie wiederholte, was Frau Hölzel ihr gestanden hatte.
„ Glaubst du ihr?“
„ Eine wilde Geschichte. Aber warum sollte sie die Schuld auf sich nehmen, wenn es nicht so war? Alles ergibt endlich einen Sinn. Wenn auch einen tragischen. Die Tötung Ammerlands könnte sogar ein Unfall gewesen sein. Aber wie kaltblütig, dann noch Bambach umbringen zu wollen. Das schockiert mich.“
„ Du mo chtest sie.“
Es war eine Feststellung, keine Frage , aber Jenny nickte trotzdem. „Sehr sogar. Wenn ich mir vorstelle, was sie getan hat. Eine Leiche zersägen … Ich mochte wohl mehr das Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte. Warum lernt man bloß nicht aus seinen Fehlern?“
„ Komm, denk jetzt nicht weiter drüber nach.“
An diesem Abend kam Jenny spät nach Hause. Es hatte lange gedauert, alle Formalitäten abzuschließen. Die Vernehmung hatte sie diesmal Biederkopf überlassen. Das Gespräch im Café würde sie noch lange nicht ruhig schlafen lassen. Frau Hölzel hatte ein volles Geständnis abgelegt und war schon ins Untersuchungsgefängnis nach Weiterstadt verbracht worden. Jenny ordnete strengste Überwachung an. Sie hielt die Frau für extrem selbstmordgefährdet. Frau Bambach reagierte emotionslos auf die Information über Frau Hölzels Täterschaft. Sie bestätigte, sich bei Frau Hölzel über ihre Lage beklagt zu haben. Nach wenigen Tagen wurde sie bis zu ihrem Prozess nach Hause entlassen, mit der Auflage sich wöchentlich auf dem zuständigen Polizeirevier zu melden.
Danach
In Jenny s Leben kehrte Ruhe ein. Ihre Gedanken drehten sich zwar noch oft um die Ereignisse, die dem Tod Ammerlands gefolgt waren, doch bald gab es andere Fälle, die ihre Aufmerksamkeit erforderten.
Biederk opf hatte sie überraschend zum Essen eingeladen, doch sie hatte abgesagt. Zu viel lastete auf ihr. Als sie versuchte eine Entschuldigung zu formulieren, hatte er sie nur angestarrt.
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