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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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Börsennotierungen und ihren geheimnisvollen Akronymen sowie roten und grünen Pfeilen. Es gab jede Menge roter Pfeile, die nach unten wiesen. Wenn Anne am Aktienmarkt investiert hätte, würde sie sich Sorgen machen, aber sie investierte grundsätzlich nur in Schuhe.
    »Hi, Anne«, sagte eine Stimme, und sie drehte sich um. Eine Frau stieg auf das Gerät neben ihr und drückte FAT BURN. Die Frau war viel zu dünn für FAT BURN, aber das war ohnehin die größte Lüge, gleich hinter ''Einheitsgröße - für alle Größen geeignet''.
    »Hi«, erwiderte Anne und kramte in ihrem Gedächtnis nach dem Namen der Frau. Die Frau lief gemächlich los, die Augen auf einen imaginären Punkt an der Wand fixiert. Schließlich erinnerte sich Anne. Willa Hansen. Willa war eine grüblerische Künstlernatur und hatte ihre Haare mal wieder gefärbt, diesmal in einem normalen menschlichen Haarton. Es war sogar ein Rot, das dem von Anne ähnelte.
    »Deine neue Haarfarbe gefällt mir, Willa «, ließ Anne sich nach einer Minute vernehmen. Sie wollte wohl ein Gespräch anfangen, aber ihr war nicht klar, warum. Vielleicht um zu beweisen, dass sie sich an Willas Namen erinnerte. Mentale Notiz: Es ist sinnlos, sich an den Namen eines Menschen zu erinnern, wenn man dafür nicht gelobt wird.
    »Danke.«
    »Wie hast du das Blau herausbekommen?«, fragte Anne und hätte sich gleich darauf am liebsten selbst getreten. Irgendwie klang es falsch. Es war ihr schon immer schwer gefallen, sich mit Frauen zu unterhalten. Mit Männern zu reden war so viel einfacher; wenn sie mit einem Mann reden wollte, musste sie ihm nur zuhören, was für die Jungs auf das Gleiche hinauslief.
    »Das Blau ist von selbst rausgegangen. Es war  Kool-Aid.«
    »Was?« Anne zog die Kopfhörer von den Ohren. Vielleicht hatte sie sich einfach verhört. »Du hast deine Haare mit Kool-Aid gefärbt? Der Limo? «
    »Klar.« Willa lächelte. »Man muss sie nur mit Wasser verdünnen.«
    Anne wusste nicht so recht, was sie darauf sagen sollte, also joggte sie stumm auf ihrer simulierten Strecke weiter. Es gab einige Dinge in ihrer Generation, die sie nie verstehen würde. Ihre eigenen Experimente in Sachen Haarfarbe neigten eher zum Konventionellen. Als sie in die Kanzlei eintrat, hatte sie ihre Haare im Farbton ''Professionelles Braun'' gefärbt, aber das hatte sich als fruchtlos erwiesen. Sie blieb unprofessionell, und das mit einem echt langweiligen Haarton also war sie zu ihrem natürlichen Lucille-Ball-Rot zurückgekehrt. Anne versuchte es mit einem anderen Gesprächsansatz. »Ich wusste nicht, dass man Kool-Aid auch für die Haare verwenden kann.«
    »Klar doch«, erwiderte Willa, die in ihrem T-Shirt und den Shorts auf dem Laufband schlenderte. »Normalerweise verwende ich Manic Panic, aber Kool-Aid funktioniert genauso gut. Das Blau war Blaubeere, und um es loszuwerden, musste ich nur Cherry drüberkippen, und schon wurde mein Haar schwarz.«
    »Schwarzbeere? «
    »Vermutlich.« Willa verstand den Scherz nicht. »Dann habe ich es rot gefärbt, und es kam irgendwie kupferartig raus.«
    Anne erklomm einen weiteren simulierten Hügel und lief immer weiter. Das beleuchtete Display auf dem Laufgerät zeigte ihr an, dass sie erst seit zwei Minuten und 28 Sekunden joggte, was bedeutete, dass sie noch ungefähr drei Jahre und 23 Stunden vor sich hatte. Sie sah aus den Augenwinkeln auf Willas Display. Willa hatte keine Hügel vor sich, was bedeutete, dass ihrem Diät-Programm ganz einfach der Stress fehlte.
    »Was machst du am vierten Juli, Anne?«
    »Ich werde mich in meinem Haus verkriechen und das ganze Wochenende arbeiten. Am Dienstag steht eine große Verhandlung an.«
    »Ach, stimmt ja, du bist Anwältin.«
    Anne verspürte den Drang, Willa von ihrem großen Sieg zu erzählen, den sie heute vor Gericht errungen hatte, aber das wäre jämmerlich. Sie kannte Willa nicht besonders gut, und sie beide hatten sich nur ein paarmal über ihr jeweiliges Privatleben unterhalten - beziehungsweise dessen Mangel. Willa lebte ebenso wie Anne allein und stammte nicht aus Philadelphia. Anne vermutete, dass sie ein Treuhand- vermögen besaß, und genau da endeten die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Frauen auch schon abrupt. »Hast du denn Pläne für den Feiertag? «
    »Nicht mehr. Ich sollte ursprünglich auf die Hunde eines  Pärchens aufpassen, aber sie haben sich getrennt.«
    »Das Pärchen?«
    »Die Hunde. «
    Anne hakte nicht nach. Mittlerweile brachte sie das simulierte Laufen

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