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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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gewesen, dass ein Passant ihre Schreie gehört hatte. Daraufhin war Anne an die Ostküste gezogen, um in Sicherheit noch mal ganz von vorn anzufangen. Kevin war wegen schwerer gewaltsamer Bedrohung im Gefängnis gelandet, aber nur für zwei Jahre. Sie hatte ein ganzes Land zwischen sich und ihn gelegt, ihr Leben geändert, einen neuen Job angenommen. Und jetzt war Willa möglicherweise wegen ihr tot.
    Anne schloss voll Schmerz die Augen. Als sie sie wieder öffnete, waren sie voll Zorn. Eigentlich sollte sie sich bei der Polizei melden und ihr mitteilen, dass sie am Leben war, aber zuerst musste sie herausfinden, ob Kevin auf Bewährung draußen war. Sie nahm das Schlafzimmertelefon zur Hand und wählte die Auskunft in Los Angeles, wo sie sich die Nummer des Büro der Staatsanwaltschaft geben ließ. Der Staatsanwalt, der Kevin verurteilt hatte, würde vielleicht wissen, wo er sich aufhielt, aber als sie sein Büro erreichte, verkündete die Voicemail: »Der Staatsanwalt Antonio Alvarez, dessen Anschluss Sie gewählt haben, kehrt erst am 15. Juli in sein Büro zurück. Drücken Sie die eins, um eine Nachricht zu hinterlassen, die zwei, um wieder mit der Zentrale verbunden zu werden ... «
    Anne hängte ein, ging ihr mentales Rolodex durch, um sich daran zu erinnern, wer damals an der Verurteilung noch beteiligt gewesen war. Sie durchlebte eine schreckliche Erinnerung: wie sie Kevin bei einer polizeilichen Gegenüberstellung identifizieren musste, wie sie gegen ihn aussagte, wie sie vor Gericht mit dem Finger auf ihn zeigte, als er auf der Angeklagtenbank saß, wie er daraufhin aufsprang und sich auf den Zeugenstand stürzte. Obwohl es im Haus warm war, zitterte sie. Doch dann tauchte der Name eines Mannes in ihrer Erinnerung auf:
    Dr. Marc Goldberger, der vom Gericht bestellte Psychiater, der Kevin als Sachverständiger begutachtet und gegen ihn ausgesagt hatte. Der Psychiater hatte den Geschworenen den Begriff Erotomanie erklärt und erläutert, welch großer Bedrohung Anne in den kommenden Jahren ausgesetzt sein würde. Die meisten Erotomanen waren intelligent, gebildet und gerissen genug, um das Objekt ihrer Begierde bis zu zehn Jahren zu verfolgen.
    Anne nahm das Telefon wieder zur Hand, rief erneut die Auskunft von Los Angeles an und ließ sich die Nummer des Psychiaters geben. In seinem Büro meldete sich niemand, aber sie schrieb die Notfallnummer auf, die der Anrufbeantworter ihr nannte, und rief direkt durch. Die Verbindung wurde hergestellt, und Anne erkannte die einfühlsame Stimme, wie ein Echo aus ihrer Erinnerung. »Dr. Goldberger?«
    »Ja, wer spricht da?«
    Anne wollte gerade ihren Namen nennen, als sie innehielt. Vielleicht musste er Vertraulichkeit wahren, und womöglich würde er nicht mit ihr reden, wenn er wusste, wer sie war. »Ich bin Cindy Sherwood. Ich habe über die Satorno-Verhandlung berichtet, vielleicht erinnern Sie sich.«
    »Nein, tut mir Leid. Es ist noch recht früh, Ms. Sherwood, und das an einem Feiertagswochenende. Ich unterhalte mich nicht mit Journalisten, und ich kann mich nicht erinnern, in Zusammenhang mit diesem Fall interviewt worden zu sein.«
    »Bitte, ich habe mich gefragt, ob Sie den gegenwärtigen Aufenthaltsort von Mr. Satorno kennen. Ich arbeite an einer
    Fortsetzungsgeschichte. «
    »Soweit ich weiß, sitzt Mr. Satorno im Gefängnis. Wenn Sie mehr erfahren wollen, reden Sie mit Mr. Alvarez, dem zuständigen Staatsanwalt.«
    »Falls Sie von Mr. Satorno hören, würden Sie mich dann bitte anrufen? Die Vorwahl gehört zu Philadelphia, wo ich seit meiner Heirat wohne.« Anne hinterließ ihre Handynummer, und er war so freundlich, sie aufzuschreiben, bevor er die Verbindung unterbrach.
    Anne legte den Hörer auf, dachte weiter nach, versuchte, gefasst zu bleiben. Wenn sie die Kontrolle verlor, würde sie wieder die Frau sein, die voller Angst den Strand entlanglief. Auf gewisse Weise hatte sie das bis zu diesem Augenblick getan, Tag für Tag, seit sie Kevin Satorno begegnet war, und sie durfte das nicht länger zulassen. In ihr formte sich bereits eine Idee.
    Anne sprang in ihren nassen Laufschuhen auf, aber diesmal war es keine Flucht, es war Kampf. Sie nahm ihren Aktenkoffer und den Sportbeutel und packte eiligst alle Unterlagen und Kleider ein. Zum ersten Mal, seit sie die Zeitung gesehen hatte, funktionierte sie wieder. Sie musste zurück nach Philadelphia und herausfinden, ob Willa tatsächlich tot war und wer sie getötet hatte. Und es gab nur eine Möglichkeit, das

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