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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zitronengelb. Das wollen Casting-Experten sein? Die wissen ja nicht einmal, was das Wort bedeutet!« Seine Wut und tiefste Demütigung schwangen bei jedem Wort mit.
    Honey wischte sich die Lachtränen aus den Augen, schniefte und hustete ein wenig. Auf keinen Fall durfte sie weiterlachen. Sie durfte einfach nicht! Es war Februar, und das Green River Hotel stand halb leer. Casper verwies Gäste an sie. Das war ein Teil der Abmachung, die sie miteinander getroffen hatten. Im Gegenzug hatte sie die Aufgabe der Verbindungsfrau zwischen dem Hotelfachverband und der Polizei übernommen.
    »Zumindest ist es ein relativ warmes Kostüm, verglichen mit dem, was die Frauen hier anhaben – und die Männer, wenn ich es recht bedenke«, sagte sie so beruhigend, wie sie nur konnte.
    »Ein schwacher Trost«, erwiderte Casper bitter.
    Es war ziemlich deutlich, dass er sich einfach nicht aufheitern lassen wollte. Honey überlegte, ob sie vielleicht noch einmal betonen sollte, wie angenehm dieser Schichtenlook bei eiskaltem Wetter sein konnte.
    »Ich hoffe, sie geben mir auch was Warmes zum Anziehen«, erklärte sie, obwohl sie genau wusste, dass man sie heute nicht mehr brauchen würde. »Ich muss sagen, ich freue mich nicht besonders darauf. Ich hatte gedacht, dass es mir Spaß machen würde. Aber die Kleider sind alle nur aus Musselin oder Seide. Vielleicht würde ich mich bei einem Sommerdreh wohler fühlen.«
    Wieder machte jemand von der Kostümabteilung die Runde und sammelte die Statisten ein, die schon in ihren Regency-Kostümen steckten.
    »Statisten im Kostüm, bitte hierher!«
    Casper stand auf. Im Schneckentempo schlich er hinter der Herde her. Er warf der Frau aus der Kostümabteilung giftige Blicke zu.
    Honey blieb bei den Mauerblümchen sitzen. Sollte sie gehen oder bleiben?
    »Vielleicht wählt man uns gar nicht mehr aus«, unkte eine Frau, die sich eben neben sie gesetzt hatte. Ihre Stimme klang außerordentlich enttäuscht.
    »Macht nichts. Es ist sowieso viel zu kalt für Musselin und großes Dekolleté.«
    »Diese Szene soll angeblich im Frühling spielen«, erwiderte die Frau. »Da sind große Dekolletés völlig angemessen.«
    »Das stimmt. Im Februar ist das allerdings eine ganz andere Sache. Und jetzt ist Februar.«
    »Trotzdem schade. Ich glaube, dass ich in Blümchenmusselin und mit einem Strohhut wunderbar aussehen würde.«
    Honey war nicht so begeistert von dieser Aussicht. Stattdessen dachte sie an ihren Chefkoch Smudger, der inzwischen in der mollig warmen Küche des Green River Hotels angekommen sein musste. Es war harte Arbeit, ein deftiges Frühstück zuzubereiten, aber es war immer noch besser, als sich hier den Hintern abzufrieren.
    Nach diesen wärmenden Gedanken brauchte sie Bewegung. Honey stellte fest, dass ihre Augen zu dem hell erleuchteten Haus gewandert waren, das unmittelbar neben dem abgetrennten Bereich stand, in dem gedreht werden sollte.
    Der Gedanke an hauchdünnen Musselin brachte den Weichling in ihr zum Vorschein. Ihr Entschluss war gefasst: Der Starruhm konnte warten. Die Wärme nicht. Mit festen Schritten steuerte sie auf das Haus auf der anderen Straßenseite zu.
    Zwei Regieassistenten in Jogginghosen und dick wattierten Mänteln gesellten sich zu ihr.
    »Na, besser als das Drehbuch wird es auf jeden Fall«, meinte der eine. Honey grinste, als wüsste sie, worum es ging.
    »Da wird Blut fließen«, meinte die andere warm vermummte Gestalt.
    Offensichtlich freuten sie sich auf einen kleinen Streit am Set. Das war auch keine Überraschung.
    »Solange das Blut warm ist«, stellte Honey fest, und schlug gegen die Kälte ihren Kragen hoch.
    Die beiden nickten ihr zu, als hätte sie eine tiefschürfende Weisheit von sich gegeben.
    Sie folgte ihnen in einen der großzügigen Räume. Die Decke war mit herrlichen Stuckarbeiten aus georgianischer Zeit umsäumt. Die Fenster erstreckten sich von der Decke bis beinahe zum Boden. Wenn erst einmal Tageslicht hereinströmen würde, dann wäre der Raum sicherlich von Helligkeit durchflutet.
    Von der normalen Einrichtung waren nur der Marmorkamin und die Seidenvorhänge übrig geblieben. Die antiken Möbel, die sonst hier standen, hatte man während der Dreharbeiten eingelagert. Stattdessen waren nun Schalenstühle aus Plastik mit Metallbeinen aufgestellt.
    Honey blieb in der Tür stehen. Sie sah Stühle, die im Kreis standen; das bedeutete, dass hier sehr viel Grundsätzliches beredet werden würde. Es sollte wohl bald eine Teambesprechung

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