Mord nach Drehbuch
kapiert. »Aber Brett, Schätzchen …«
Da traf ihn eine Faust mitten ins Gesicht. Der große Mann kippte um wie ein gefällter Baum.
Brett kickte mit beiden Füßen auf ihn ein, trat ihn in den Magen, in die Rippen, zielte bewusst auf den Schritt. Nigel war schlau genug, seine Geschlechtsteile zu schützen. Aber das war nicht alles.
»Brett! Nicht ins Gesicht!«
Eine Hand im Schritt, eine vor dem Gesicht.
Als die anderen beiden Brett endlich zurückgezerrt hatten, sah Nigel ziemlich mitgenommen aus.
»Er muss ins Krankenhaus.«
Natürlich musste er das. Aber keiner wollte den Krankenwagen rufen. Keiner wollte auffliegen.
Brett kam als Erster wieder zu Verstand. »Wir müssen ihn irgendwie loswerden.«
»So, wie er angezogen ist?«
Der Mann, der diese Frage gestellt hatte, trug selbst ein rotes Kleid mit weißen Pünktchen. Sein Gesicht war rundlich und gerötet.
»Das muss
er
denen erklären und nicht wir«, antwortete Brett. »Der brave Mann denkt an sich selbst zuerst, das ist mein Motto.«
Kapitel 12
Die Statisten blieben noch da, weil jetzt die Massenszenen und alle anderen Szenen, für die man keine Hauptdarstellerin benötigte, gedreht werden sollten.
Honey schaute dem geschäftigen Treiben zu. Es geschah nichts Erwähnenswertes. Das heißt, es wurde niemand umgebracht. Die Leute – vielmehr die Statisten – lungerten einfach herum.
Der Mann, der neben Honey saß, war als irgendein Handwerker kostümiert. Er erzählte ihr, dass er Bernard hieß und gern Statistenrollen übernahm, wenn er nicht gerade alte Gebäude renovierte, die dann vermietet wurden.
»Ich habe früher in der Londoner City gearbeitet, in der Nähe der Bank of England. Ich war Aktuar.«
»Ist das so was wie Börsenhändler?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, es hat was mit Banken und Versicherungen zu tun. Ich musste die Risiken und Möglichkeiten der verschiedenen Anlagen und Versicherungen und so weiter berechnen – natürlich alles im ganz großen Maßstab. Aber ich wollte mich verändern. Ich mache mir gern die Hände schmutzig, wenn ich an den Häusern arbeite. Aber ab und zu brauche ich ein bisschen Abwechslung. Ich finde es toll, neue Leute zu treffen. Außerdem ist das Essen hier immer gut.«
Kaum war das Essen erwähnt worden, da knurrte auch schon Honeys Magen. Im Februar sollte niemand eine Diät anfangen.
Mit gehäuft vollen Papptellern in der einen und Bechern mit dampfend heißem Kaffee in der anderen Hand machten sie sich auf den Weg zum Statistenbus.
Unten war alles schon besetzt. Also stiegen Honey und Bernard ins Oberdeck und fanden auch ziemlich weit vorn Sitzplätze und einen kleinen Resopaltisch.
»Schöne Aussicht«, meinte Honey, nachdem sie ihre Beute abgestellt hatte.
Bernard nickte zustimmend. »Ja, von hier aus kann man bis auf die andere Seite des Parks schauen.«
Es klang ganz so, als sei er vom Panorama beeindruckt. Honey jedoch hatte sich darauf bezogen, dass man von hier bestens auf Martyna Manderleys Wohnwagen hinuntersehen konnte. Da war einiges los.
Ein Schlepper hatte einen neuen Wohnwagen herangefahren, den Martynas Nachfolgerin benutzen würde. Ein Trupp muskelbepackter Männer versuchte gerade, ihn an die richtige Stelle zu manövrieren.
Honeys Begleiter hatte seine Aufmerksamkeit bereits dem Essen zugewandt. Bernard rieb sich zufrieden die Hände und machte sich dann über seine Steak-and-Kidney-Pastete her.
»Sehr schön! Wirklich ganz besonders schön! Eine knusprig goldene Kruste, darunter bestes Steak und eine leckere, sämige Soße.«
Honey folgte seinem Beispiel. Ihr war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass sie wieder einmal von ihrem Diätplan abwich. Sie hatte sich für ein Risotto entschieden. Das Essen war gut. Die Plastikgabel war klein und bog sich. Also nur kleine Portionen, alles andere fiel herunter.
Schließlich war sie es müde, das Risotto auf dem Teller hin und her zu schieben, und schaute zu, wie der neue Wohnwagen an Ort und Stelle gehoben wurde. Der alte war noch ringsum mit dem Markierungsband der Polizei umgeben, wie ein übergroßes Geburtstagspäckchen.
Bernard schüttelte den Kopf. »Ich möchte wetten, die Versicherung kriegt langsam kalte Füße wegen dieser Produktion.«
»Hm.« Honey stimmte ihm zu. »Ich nehme an, die müssen die Kosten für die verlorenen Drehtage zahlen.«
»Wesentlich mehr. Die gesamte Produktion ist bis zum Ende versichert. Es ist schon vorgekommen, dass Versicherungen Millionen zahlen mussten, wenn irgendwas
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