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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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getroffen, der ihm zu seiner mutigen und entschlossenen Tat gratuliert hatte. Und jetzt dieser Anschiss! In Nechyba regte sich Unmut. Langsam aber sicher wurde er grantig. Was fiel dem neuen Zentralinspector überhaupt ein, ihn wie einen dummen Schuljungen herunterzuputzen? Er schleuderte die Zeitung wütend auf den Schreibtisch:
    »Was diese Zeitungsschmierer von sich geben, ist mir, pardon, wurscht! Was mir aber nicht wurscht ist, ist, dass mir heute schon Kollegen zu meinem entschlossenen Vorgehen gratuliert haben. Natürlich wäre mir lieber gewesen, ich hätte Schuhe ang’habt. Aber den Verbrecher, der meine Frau überfallen hat, wollte ich auf keinen Fall laufen lassen. Hätten Sie den in meiner Situation vielleicht entwischen lassen?«
    »Darum geht’s nicht, Nechyba…«
    »Um was, in aller Welt, geht es denn dann?«
    »Um das Auftreten in der Öffentlichkeit! Kruzitürken!«
    Nechyba bekam einen dicken Hals. Er sprang auf und schrie zurück:
    »Zum Kuckuck mit dem öffentlichen Auftreten! Meine Aufgabe als Polizeiagent ist es, Verbrecher zu fangen und Verbrechen zu verhindern. Und genau das hab’ ich vorgestern Abend getan. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn mich der Herr Zentralinspector jetzt entschuldigt, ich habe zu tun!«
    Damit drehte er sich um und verließ das Zimmer seines Vorgesetzten. Als er bereits in der offenen Tür stand, hörte er die nunmehr raunzende Stimme Pamers:
    »Wissen S’ wenigstens schon, wer der Pülcher 138 war, der Ihre Frau Gemahlin überfallen hat?«
    Nechyba blieb stehen, drehte sich langsam um und antwortete:
    »Ich hab’ gestern in unserem Verbrecherarchiv gestöbert und hab’ ihn gefunden. Nepomuk Budka heißt er, beziehungsweise hat er geheißen. Mehrmals wegen Raubüberfällen verurteilt. Zusätzlich einige Schlägereien und Körperverletzungen. In Summe ist er über 20 Jahre in Stein g’sessen.«
    »Na bravo!« Des Zentralinspectors Stimme war nun versöhnlich. »Da sind Sie ja einen entscheidenden Schritt weitergekommen. Wiss’ ma auch schon, warum dieser Budka Ihre Gattin überfallen hat?«
    Nechyba atmete tief durch und strich sich über den Schnurrbart.
    »Das, Herr Doktor Pamer, ist noch nicht geklärt. Es gibt da eine ganze Reihe von merkwürdigen Verwicklungen und Zufällen. Der Budka war nämlich mit dem Oprschalek bekannt. Wissen S’ eh, der im Februar seine Frau umgebracht und seine Wohnung angezündet hat. Und der sich vor ein paar Wochen von der Hohen Brücke gestürzt hat… Aber wie das alles zusammenhängt, das ist noch net ganz klar.«
    »Das is ja hochinteressant. Na, dann machen S’ weiter, Nechyba! Nix für ungut. Aber schauen S’ halt, dass S’ beim nächsten Mal, wenn S’ einen Verbrecher verfolgen, Socken und Schuhe anhaben…«
     
    Zurück in seinem Büro ließ sich Nechyba mit einem Schnaufer auf seinem Schreibtischsessel nieder. Es klopfte und Pospischil trat ein. Mit einer leichten Verbeugung und sich diensteifrig die Hände reibend, fragte er:
    »Ist es recht, wenn ich jetzt das Bier zum Gabelfrühstück serviere?«
    Nechyba schnaufte neuerlich und antwortete:
    »Ja, bring er mir mein Bier.«
    Dann öffnete er die Lade seines Schreibtisches und zog das Gabelfrühstück heraus; ein Salzstangerl, in das die Greislerin Lotte Landerl Butter gestrichen und Emmentaler gelegt hatte. Mit Genuss biss Nechyba ab, kaute und entspannte sich. Sein Geist schweifte in die Ferne und verharrte plötzlich im Hotel Hungaria. Pospischil trat ein und brachte ihm das Krügel Bier. Nechyba spülte mit einem kräftigen Schluck den salzigen Geschmack in seinem Mund hinunter und plötzlich kam ihm eine Idee. Wenn Budka und Oprschalek einander gekannt hatten, dann müsste Oprschaleks G’spusi den Budka doch auch gekannt haben. Vielleicht könnte ihm diese Bozena etwas über die beiden Verbrecher erzählen. Mit energischen Bissen verzehrte er die Reste des Gabelfrühstücks und spülte mit Bier nach. Dann sprang er auf, nahm seinen Mantel und verließ eiligen Schrittes sein Büro. Dem erstaunten Pospischil rief er zu:
    »Ich bin in der Sache Budka und Oprschalek unterwegs. Falls mich wer suchen sollte…«
    Er fuhr mit einem Ringwagen bis zur Urania und ging von dort zu Fuß bis zum Radetzkyplatz. Energischen Schrittes betrat er das Hotelfoyer und rief Bela Kis, dem Tagesportier, zu:
    »Wo ist die Bozena?«
    Als er keine Antwort, sondern nur ein gelangweiltes Achselzucken als Antwort bekam, eilte er in Richtung Direktionszimmer. Ohne anzuklopfen trat er ein

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