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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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und fand Bozena an einem schmalen Tisch in einem Eck sitzen und Rechnungen sichten. Hinter einem pompösen Schreibtisch thronte György Friedmann entspannt in einem bequemen Stuhl und machte ein Nickerchen. Nechyba riss ihn mit einem barschen »Raus aus dem Zimmer, Kinderschänder!« aus seinen Träumen. Als der Direktor sich erhob und protestieren wollte, deutete Nechyba eine Ohrfeige an. Friedmann duckte sich und verließ eilig das Büro. Nechyba wandte sich nun an Bozena, tätschelte ihre Hand und sagte begütigend:
    »Keine Angst, Kinderl. Ich beruhige mich schon. Ich halt nur diesen Saukerl in meiner Nähe nicht aus. Seit wann ist der denn wieder auf freiem Fuß?«
    »Seit zwei Tagen. Bis zur Gerichtsverhandlung darf er sich frei bewegen, die Wiener Stadtgrenzen aber net verlassen.«
    »Was halten Sie davon, liebe Bozena, wenn ich Sie auf einen Kaffee und ein Stück Kuchen ins Kaffeehaus um’s Eck einlade?«
    »Und wer macht die Arbeit da?«
    »Gehen S’! Das können S’ später auch erledigen. Ich möchte mich mit Ihnen ein bisserl unterhalten. Also sind S’ so gut und kommen S’ mit…«
    Bozena lachte schelmisch und erwiderte:
    »Wenn Polizei sagen, ich muss mitkommen, dann ich komme mit…«
    Gemeinsam gingen sie ins Café Hungaria, wo Nechyba ihr ein Stück Sachertorte mit einer doppelten Portion Schlagobers und eine Melange bestellte. Als Bozena die Torte mit großem Appetit verzehrt hatte, kam Nechyba zur Sache. Er legte ihr ein Foto von Budka auf den Tisch und fragte:
    »Kennen Sie den?«
    »Freund von meinem Frantisek… War Dauermieter in Hotel.«
    Bozenas Augen füllten sich mit Tränen. Nechyba zog ein Taschentuch heraus und reichte es ihr über den Tisch. Er erinnerte sich plötzlich an die Situation in der Hubendorfer’schen Wohnung, als er auch eine weinende Frau tröstete. Das verbesserte seine Laune nicht gerade. Er brummte:
    »Und das ist alles, was Sie mir über diesen Kerl erzählen können?«
    »War alter Freund. Frantisek hat ihn sehr bewundert. Hat mir einmal gesagt, dass Budka wirklich harter Bursche ist. Ist viele Jahre im Gefängnis gesessen und hat Kontakte. Ich hab’ ihn nicht wollen. Hab’ mich immer bisserl gefürchtet vor ihm… Aber vielleicht fragen Sie Mayrleeb. Unseren Hausknecht. Der war öfters mit Frantisek und Budka zusammen. Den Kis, unseren Portier, können Sie auch fragen. Aber des is selber a Pülcher. Der mag Polizei net. Der wird nix sagen…«
     
    Zwei Stunden später fuhr Nechyba mit der Tramway zurück ins Polizeigebäude. Er hatte nun ein üppiges Mittagessen im Magen, das er in der Weinhalle vis-à-vis vom Hotel Hungaria zu sich genommen hatte. Zufrieden brütete er vor sich hin. Die Bozena hatte recht gehabt: Kis hatte geschwiegen wie ein Grab. Aber Mayrleeb hatte ihm einen interessanten Tipp gegeben. In seinem Büro griff er als Erstes zum Telephonapparat und wählte die interne Vermittlung:
    »Inspector Nechyba. Verbinden S’ mich, bitt’schön, mit dem Polizeigefangenenhaus… Ja, Nechyba da, k.k. Polizeiagenteninstitut. Gehen S’, bei Ihnen sitzt doch dieser Schottek, der den Großbrand am Nordbahnhof gelegt hat… ja schaun S’ nach… Also ist er eh noch bei Ihnen. Gut. Ich schick’ zwei Mann von mir vorbei, die ihn abholen. Ich möchte ihn nämlich zu einem anderen Fall befragen. Der Schottek könnt’ mir vielleicht weiterhelfen…«
    Nechyba legte auf und pumperte mit der Faust an die Wand zum Nebenzimmer. Umgehend erschien der lange Paul. Nechyba gab ihm folgende Instruktionen:
    »Geh mit dem Pospischil hinüber ins Polizeigefangenenhaus und hol’ mir den Schottek. Wart noch einen Augenblick… Da hast eine schriftliche Anordnung von mir.«
    Nechyba kritzelte einige Zeilen auf einen Briefbogen seiner Dienststelle, unterschrieb und stempelte das Ganze. Paul nickte und verschwand. Nechyba streckte sich hinter seinem Schreibtisch, dass die Gelenke krachten. Er schnaufte zufrieden und zündete sich eine Virginier an. Als er sie fast zur Gänze aufgeraucht hatte, erschienen seine Leute mit dem Gefangenen. Nechyba bot Schottek den Besucherstuhl an und begann mit ihm zu plaudern. Als er dessen begehrlichen Blick auf die fast abgebrannte Zigarre bemerkte, gab er ihm eine. Schottek nahm sie dankbar, rauchte genüsslich und erzählte Nechyba alles, was ihm so über seine Bekanntschaft mit Oprschalek und Budka in den Sinn kam. Er gestand auch, dass ihn Budka gedrängt und ermutigt hatte, an besagtem 27. Juli das Feuer am Nordbahnhof zu legen.

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