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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Geschäft gekommen. Und dieser Totenausstaffierer hatte es tatsächlich verstanden, sich bei Lore Liebkind zu machen.
    Für Hildes Geschmack steckten Lore Westhöll und Oskar Pfeffer ihre Köpfe viel zu oft zusammen – und viel zu nah.
    Sie wandte sich vom Fenster ab und machte sich eilig auf den Weg in die Registratur, weil sie keinen Wert darauf legte, mit Oskar Pfeffer zusammenzutreffen, der sicherlich gleich hereinkommen würde.
    Soll er doch sein Geschwafel über die neuesten Erzeugnisse der Pietätsartikel-Branche vor Lore auskippen, dachte sie, bei ihr wird er auf jeden Fall ein offenes Ohr finden, so gut, wie die beiden miteinander können.
    In Wahrheit vermied Hilde die Begegnung mit Oskar Pfeffer, weil sie sich in der Zwickmühle befand. Einerseits begrüßte sie es sehr, dass Lore sich neuerdings verstärkt um den Einkauf kümmerte: Hilde hatte längst erkannt, dass Rudolfs Frau ein gutes Gespür für den Geschmack der Kundschaft besaß, was ihr selbst zeitlebens gefehlt hatte. Deshalb hatte sie Lore ja auch angeleitet, sie ermutigt und war durchaus stolz auf ihre gelehrige Schülerin gewesen.
    Andererseits fiel es ihr eben schwer, das Heft aus der Hand zu geben und in den Augen von Leuten wie Oskar Pfeffer mehr und mehr an Bedeutung zu verlieren. Noch gab er sich auch ihr gegenüber zuvorkommend, noch gab er sich galant. Aber roch seine Galanterie nicht schon deutlich nach Ironie?
    Das tat sie, meinte Hilde und entwickelte eine zunehmende Abneigung gegen Oskar Pfeffer, deren Ursache in Wahrheit bei ihr selbst zu suchen war. In Fachkreisen würde man von Projektion sprechen, um Hildes Verhalten zu erklären. In Oskar Pfeffer hatte sie eine Person gefunden, der sie den Fehler ankreiden konnte, den sie selbst bei der Übergabe des Bestattungsinstituts gemacht hatte, indem sie sich keine Rechte und Ansprüche am Geschäft vorbehielt. Rudolfs Bedingung hatte zwar gelautet »ganz oder gar nicht«, aber mit etwas mehr Hartnäckigkeit ihrerseits wäre er vielleicht weichzuklopfen gewesen.
    Hilde drückte die Tür der Registratur hinter sich ins Schloss. Nach Übergabe des Geschäfts an ihren Neffen hatte sie ihm und Lore die beiden Büroräume überlassen und für sich selbst eine Ecke am Fenster in der Registratur als Arbeitsplatz eingerichtet. Dort setzte sie sich nun an den Schreibtisch und griff nach dem Ordner für Lieferscheine.
    Im selben Moment hörte sie Oskar Pfeffer durch den hinteren Eingang hereinkommen, vernahm seine schnellen Schritte im Flur und das helle Klopfen seiner Fingerknöchel an Lores Bürotür.
    Zielstrebig, kommentierte Hilde sein Auftreten innerlich und verzog spöttisch den Mund.
    Sie heftete den Lieferschein ab, schloss den Ordner und nahm ein Päckchen loser Zettel vom Vortag zur Hand. Obenauf befand sich die Auflistung der einzelnen Posten für den Blumenschmuck am Sarg des toten Dichters.
    »Stattlicher Betrag«, murmelte Hilde, nachdem sie die Endsumme im Kopf überschlagen hatte. »Und das nur fürs Grünzeug.«
    Alles in allem würde eine schöne Stange Geld zusammenkommen, sobald alle Rechnungen gestellt waren. Erneut drängte sich ihr der Gedanke an die Flecken auf, die Rudolf nach dem Tod des Dichters erwähnt hatte.
    Lanz war gesundheitlich angeschlagen gewesen – keine Frage, dachte sie und legte den Papierpacken nachdenklich wieder auf den Schreibtisch zurück. Sein Körper könnte durch die Notwendigkeit, jahrzehntelang Alkohol und Nikotin abbauen zu müssen, an die Grenzen seiner Belastbarkeit gelangt sein. Gegen zusätzliche Belastungen, wie chemische Verschmutzungen der Atemluft oder Pestizidrückstände im Trinkwasser, hätte er sich womöglich nicht mehr wehren können.
    Unvermittelt fragte sie sich, ob sich jene Flecken auch am Leichnam des ehemaligen Sparkassenleiters feststellen lassen würden. Sollte sie Egon Pfeffer bitten, darauf zu achten, während er die Leiche auf dem Sterbebett versorgte?
    Nach kurzem Überlegen entschied sich Hilde dagegen. Rudolf würde ihr ein derartiges Eingreifen bestimmt übel nehmen. Er ließ ja keinen Zweifel daran, dass er ihre Mitarbeit in seinem Bestattungsunternehmen mit äußerst gemischten Gefühlen betrachtete.
    Insofern erstaunlich, dachte sie, dass er mir von seiner Beobachtung erzählt hat. Oder doch auch wieder nicht, revidierte sie sich. Er weiß ja, zu wie vielen Toten ich im Laufe der Jahre gerufen worden bin. Womöglich hat er sich von mir eine Antwort erwartet, die sein Dilemma beenden würde. Aber so eine Antwort

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