Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
Vom Netzwerk:
Stuhl zurück und stand auf.
    Ohne den jungen Mann zu bemerken, der ihr von einem Tisch hinter den Arkaden munter zuwinkte, hetzte sie aus dem Café, bog wieder in die Steinergasse ein, rannte sie hinunter und fegte dann den Stadtgraben entlang, bis sie am Viktualienmarkt hyperventilierend stehen blieb.

Freitag, der 1. Juli
    Nachmittags am Ufer des Moosbach
    »Heute Nachmittag?« Martin schob seine Brille auf die Stirn und sah sie entsetzt an. »An einem Freitagnachmittag während der Urlaubszeit mit all den Touristen in der Gegend, die über Schnupfen, Darmkatarrh und schmerzende Glieder klagen?«
    »Wäre es dir morgen lieber?«, fragte Thekla gleichmütig.
    Martin sah aus, als hätte sie von ihm verlangt, einem zeitgenössischen Sturm auf die Bastille standzuhalten.
    Seufzend ging Thekla zum Telefon. »Ich frage Frau Bauer vom Wienweg, die neulich ihren Job in der Straubinger Sonnenapotheke aufgegeben hat, ob sie bei dir für ein paar Stunden aushilft.«
    Seit Tagen schon zog es Thekla zu Meilers Grundstück, auf dem jene todbringenden Birnen wuchsen. Heute wollte sie dem Drang endlich nachgeben.
    Sie ging davon aus, dass das Anwesen zurzeit unbewohnt war, denn wer sollte wohl so bald nach Frau Meilers Ermordung, für die Herr Meiler im Gefängnis saß, dort eingezogen sein?
    Elisabeth hätte es auch sicherlich erwähnt, wenn das Haus in andere Hände übergegangen wäre, dachte Thekla, als sie in ihren Wagen stieg, um sich nach Granzbach aufzumachen.
    Wie immer war die Strecke wenig befahren – so gut wie gar nicht, genau genommen.
    Auf der Anhöhe vor der Brücke bei Scheuerbach stellte Thekla den Motor ab und starrte ein Weilchen zur Christophorus-Statue hinunter, die ungerührt dastand.
    Eine Welle von Groll und Ärger wogte in ihr auf. Der Brückenheilige, dachte sie bitter. Wozu wachte der eigentlich hier? Was dachte er sich dabei, eine junge Frau an seinem Sockel verunglücken zu lassen?
    Bevor Thekla die Zündung wieder einschaltete, murmelte sie noch »Drückeberger, Schlappschwanz« und »Flasche«, dann rammte sie den Gang ins Getriebe und ließ den Wagen abwärts rollen. Direkt bei der Statue blieb sie noch mal stehen und zischte Sankt Christophorus wütend zu: »Und weißt du, was allem die Krone aufsetzt? Dass du für dich behältst, wie sich der Unfall zugetragen hat.« Dann warf sie dem Brückenheiligen einen letzten missbilligenden Blick zu und fuhr weiter.
    In Granzbach bog Thekla auf Höhe der Bäckerei von der Durchgangsstraße ab und lenkte den Wagen in Richtung Dorfplatz. Langsam fuhr sie an einem Blumenladen, einem Schreibwarengeschäft und an der Metzgerei Fischer entlang. Wenige Meter dahinter entdeckte sie das gesuchte Schild. »Elektro-Meiler« stand zwischen zwei gezackten Linien, die wohl Blitze darstellen sollten. Der Pfeil darunter deutete nach links.
    Thekla setzte den Blinker. Die Seitenstraße war so eng, dass sie als einspurig gelten konnte. Ein Verkehrsaufkommen von mehr als drei Autos würde hier einen ausgewachsenen Stau verursachen.
    »Ungünstige Lage für ein Geschäft«, murmelte Thekla, nachdem sie eingebogen war.
    Kurz darauf entdeckte sie das Hinweisschild erneut. Diesmal prangte es an einer Hausmauer.
    Während Thekla ihren Wagen im Schritttempo daran vorbeirollen ließ, registrierte sie ein unscheinbares, geradezu kärgliches Schaufenster, eine schmucklose Ladentür, einen abweisend wirkenden Privateingang, eine holprige Garagenzufahrt und drei schlecht geteerte Kundenparkplätze.
    Weit und breit kein Birnbaum, dachte sie enttäuscht.
    Sie fuhr noch ein Stück weiter die Straße hinunter, wobei sie forschende Blicke nach links und rechts warf.
    Die Häuserfronten, die sich das Sträßchen entlangreihten, sahen sich auffällig ähnlich, wenn auch einige gepflegter wirkten als andere. Bei etlichen waren die Zufahrten und Vorplätze sogar mit Granitsteinen gepflastert, und es gab verschnörkelte Tore aus Schmiedeeisen.
    Es muss doch auch Gärten geben, dachte Thekla. Zu jedem Haus dürfte ein Garten gehören, der logischerweise nur dahinter liegen kann. Wie aber kommt man hinein? Garage klebt an Garage, Hausmauer an Hausmauer.
    Sie hatte inzwischen das letzte Haus an der sich stetig verengenden Straße erreicht. Hier endete der Asphaltbelag. Nur eine sandige Trasse führte weiter, die einen Bach querte und sich dann in einer Wiesen- und Ackerlandschaft verlief.
    Thekla steuerte den Wagen über das Brücklein und holperte noch drei oder vier Meter über die

Weitere Kostenlose Bücher