Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
Vom Netzwerk:
missbraucht?«
    »Vielleicht«, antwortete Thekla, stand auf, winkte Elisabeth zum Abschied und wandte sich zur Tür. Draußen blieb sie am Straßenrand stehen, um Hilde und Wally an sich vorbeizulassen.
    »Bekommt Martin heute Abend etwa schon wieder Salami magnifico von Feinkost Dreier vorgesetzt?«, erkundigte sich Hilde, weil Thekla keine Anstalten machte, ihr und Wally in Richtung Parkplatz am Hagen zu folgen.
    »Gut möglich«, antwortete Thekla. »Aber bevor ich mich ums Abendbrot kümmern kann, habe ich noch ein paar Besorgungen zu machen.«
    Sie wünschte Hilde und Wally einen angenehmen Nachhauseweg und bog dann eilig in die Steinergasse ein.
    Thekla war an der Fensterfront des Krönner schon fast vorüber, als ein Reflex ihre Füße stocken ließ. Sie überlegte, was ihn ausgelöst haben mochte, woraufhin sie sich veranlasst sah, ganz langsam umzukehren und dabei ins Café zu spähen.
    Hinter der vorletzten Scheibe sah sie ihn sitzen. Ihre Intuition hatte sie also nicht genarrt.
    Er war aufgeflogen, und Thekla würde ihn augenblicklich zur Rede stellen.
    Sie straffte sich, marschierte wieder ins Café, hielt stracks auf einen kleinen Tisch in der Ecke zu und ließ sich gegenüber einem Gast nieder, der soeben sein Wasserglas abstellte.
    »Was machen Sie hier?«
    Um Heinrich Helds Mundwinkel zuckte es vor verhaltenem Lachen. »Kuchen essen, Kaffee trinken?«
    Latte Macchiato und Agnes-Bernauer-Torte, registrierte Thekla. Und auf einmal wusste sie nicht mehr, wie sie die Vorhaltungen, die sie ihm hatte machen wollen, in Worte fassen sollte. Er hatte jedes Recht der Welt, hier zu sitzen und Kaffee zu trinken. Auch wenn Heinrich Held sich einen Platz ausgesucht hatte, an dem er von ihrem Tisch aus nicht zu sehen gewesen war, der ihm aber dennoch erlaubte – bei gespitzten Ohren – ihrem Gespräch zu folgen, war es wohl kaum berechtigt, ihm Stalking zu unterstellen.
    »Frau Stein, darf ich Ihnen noch etwas bringen?«
    Thekla schaute Elisabeth einen Moment lang verwirrt an, bevor sie antwortete: »Nein, nein, ich bin ja praktisch schon wieder weg.«
    Elisabeth lächelte freundlich und wandte sich dann dem Nebentisch zu, an dem soeben neue Gäste Platz nahmen.
    »Wollen Sie mir nicht die Freude machen und noch ein kleines bisschen bleiben?«, fragte Heinrich Held treuherzig.
    Thekla warf ihm einen anklagenden Blick zu. Wie konnte der Kerl nur? Schließlich hatte er ihr nachspioniert – oder etwa nicht? Und jetzt sah es plötzlich so aus, als hätte sie es auf ihn abgesehen. Die Szene musste wirken, als wollte sie ihn behelligen. Gut, das konnte er haben.
    Ihre Antwort kam forsch. »Doch. Es würde mich nämlich interessieren, ob der Horchposten hier hält, was er verspricht. Haben Sie genug von unserem Gespräch mitbekommen?«
    Heinrich Helds Miene war ernst, als er antwortete. »Ich habe tatsächlich einiges mitbekommen, und das macht mir große Sorgen.« Er nahm ihre Hand in seine. »Bitte, Thekla, sagen Sie mir, was da im Gange ist. Vielleicht kann ich Ihnen helfen, Ihnen wenigstens einen Rat geben. Mir liegt außerordentlich daran, Sie vor Schaden zu bewahren.«
    Obwohl Thekla ihre Finger am liebsten mit den seinen verschränkt hätte, zwang sie sich, die Hand wegzuziehen.
    Sie schaute ihn bewusst abschätzig an, als sie sagte: »Wie käme ich denn dazu, Ihnen zu trauen?«
    Schon in der nächsten Sekunde tat ihr die harsche Antwort leid, denn Heinrich Helds sonst so lebhafte graublaue Augen trübten sich zu einem stumpfen Grau, die Falten auf der Stirn schienen sich zu vertiefen, und seine Stimme klang eine Spur abweisend, als er antwortete: »Falls Sie sich von mir belästigt fühlen, möchte ich mich für mein Benehmen entschuldigen.« Während er sprach, erhob er sich halb vom Stuhl und machte eine kleine Verbeugung.
    Thekla schluckte, nickte, starrte auf die Tischplatte.
    Nur zu gern hätte sie ihre Hand wieder in seine gelegt und ihm alles anvertraut, was sie beschäftigte. Aber wie hätte sie sich einem Wildfremden gegenüber so verhalten können? Außer dass er ihr verdächtig oft über den Weg lief und dass er vergangene Woche der Witwe Lanz gefolgt war, wusste sie nicht das Geringste über ihn. Na ja, vielleicht noch, dass er am Weidenweg wohnte und dem Gerede der Leute nach anscheinend bei einer Art Sicherheitsdienst gearbeitet hatte.
    Sie räusperte sich und sagte mit einer Stimme, die dennoch wie ein Krächzen klang: »Schon gut. Ich fühle mich ja nicht belästigt.« Damit schob sie ihren

Weitere Kostenlose Bücher