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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Elisabeth.
    »Weg?«, echote Thekla.
    »Aufgekauft und abgeholt«, erklärte Elisabeth.
    »Aufgekauft von wem?«, hakte Thekla nach.
    Erneut zuckte Elisabeth die Schultern. »Wir haben uns nie dafür interessiert, ob sich jemand bei den Meilers ein neues Bügeleisen oder ein Fläschchen Saft gekauft hat. Aber heuer werden wir die Kundschaft ja kennenlernen.« Sie blieb auf der letzten Treppenstufe stehen. »Oben in der Wohnung steht auch noch alles offen. Kommen Sie ruhig mit hinauf. Sie können dann durch die Haustür auf die Straße hinausgehen, wenn Sie nicht noch weiter am Bachufer entlanglaufen wollen.«
    Die Wohnung wirkte weniger sauber, weniger gepflegt, weniger zeitgemäß als der Kellerraum, obwohl penibel aufgeräumt war.
    Vermutlich Elisabeths Werk, dachte Thekla und betrat das Wohnzimmer.
    Während Elisabeth die Fenster zumachte, sah sie sich um. Die Möbel waren abgenutzt, die Polstergarnitur durchgesessen, dennoch vermittelte der Raum einen relativ gemütlichen Eindruck. Auf einem Sideboard standen mehrere gerahmte Fotos.
    Zwei zeigten offenbar die Meilers – bei ihrer Hochzeit und bei einem Picknick –, zwei schienen viel älteren Datums und zeigten ebenfalls Hochzeitspaare. Thekla nahm an, dass es sich dabei um die Eltern des Ehepaars handelte. Auf einem Foto in einem verschnörkelten Silberrahmen waren zwei Jungen abgebildet. Sie lachten sich an und streckten die Arme hoch, als hätten sie eben ein Derby gewonnen.
    Thekla nahm das Foto in die Hand. Das mussten Meiler und der Halbbruder sein, von dem Elisabeth gesprochen hatte. Meiler – auf dem Foto schätzungsweise fünfzehn Jahre alt – war nicht zu verkennen. Während des Prozesses waren oft genug Archivbilder von ihm in der Zeitung gewesen, aus der Schule, von Sportveranstaltungen, von Feierlichkeiten in der Gemeinde. Aber auch der Halbbruder kam Thekla bekannt vor, obwohl sie dessen Gesicht nicht unterzubringen vermochte.
    »Alles zu«, sagte Elisabeth.
    Thekla stellte das Foto zurück, folgte Elisabeth zur Haustür, verabschiedete sich und trat auf den Vorplatz hinaus. Rechts von ihr befand sich die Garage, durch deren nun geöffnetes Tor man einen Blick in den Garten werfen konnte. Links lagen die mit dem Schild »Nur für Kunden« gekennzeichneten Parkplätze. Auf einem glänzte ein fast kreisförmiger dunkler Fleck.
    Nachdenklich ging Thekla hin und sah eine Zeit lang darauf hinab, als wolle sie die Farbspiegelungen studieren, die das Sonnenlicht auf der Oberfläche erzeugte. Dann bückte sie sich und rieb mit der Kuppe ihres rechten Zeigefingers darin herum. Was da auf dem Teer ausgelaufen war, fühlte sich schmierig an, und als Thekla daran roch, war sie sicher, dass es sich um Motoröl handelte.
    Was nichts zu bedeuten hat, rein gar nichts, sagte sie sich und hielt ihren Finger ausgestreckt vor der Brust, weil sie nicht wusste, wo sie ihn abwischen sollte. Ihr Taschentuch, das bereits zum Aufsaugen des Blutes hatte herhalten müssen, befand sich in der rechten Hosentasche, und Thekla fragte sich, wie sie es mit der linken Hand herausbekommen sollte.
    Unbehaglich stand sie also mit ausgestrecktem Finger da, als eine Stimme sie zusammenzucken ließ.
    »Man braucht Wasser und Seife, aber vorerst muss ein Papiertaschentuch genügen.«
    Thekla fuhr herum.
    Heinrich Held umfasste ihre Hand und wischte den Finger ab.
    »Heinrich, was …?« Thekla biss sich auf die Lippe. Das hatte sie nun davon, dass sie ihn in Gedanken beim Vornamen nannte, er war ihr einfach herausgerutscht.
    Heinrich hatte eine Augenbraue hochgezogen und wirkte belustigt.
    »Kann ich Sie zu Ihrem Wagen bringen?«, fragte er und deutete auf sein Auto, das die Straße blockierte.
    »Warum verfolgen Sie mich?«, sagte Thekla.
    Er machte ein unschuldiges Gesicht. »Das tue ich gar nicht, ich bin ganz zufällig hier vorbeigekommen.«
    Thekla glaubte ihm kein Wort. »Und ganz zufällig wissen Sie auch, wo mein Wagen steht. Danke, Herr Held, ich gehe zu Fuß. Es ist ja nicht besonders weit.«
    »Heinrich«, bat er. »Ich habe meinen Nachnamen noch nie sonderlich gemocht. Er gibt mir das Gefühl, gewissen Erwartungen nicht gerecht zu werden.«
    Ohne etwas zu erwidern, setzte Thekla sich in Bewegung.
    Nach einigen Schritten sah sie sich möglichst unauffällig um. Heinrich Held war in seinen Wagen gestiegen und rangierte ihn soeben in eine Parkbucht. Im nächsten Moment hörte sie die Autotür zuschlagen, und eine Minute später war er neben ihr.
    »Ich wollte sowieso einen

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