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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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mich noch kurz Ihre Toilette benutzen ließen.«
    Gerlinde Lanz wies auf die offen stehende Verandatür. »Durchs Wohnzimmer auf den Flur, dort die zweite Tür links.«
    Thekla schritt den Kiesweg hinunter, umrundete vorsichtig die Pflanzkübel, wich der Putte und dem Delphin aus und trat ins Haus. Kaum außer Sicht, begann sie zu rennen. Sie lief den Flur entlang und kam zu einer Treppe, die sowohl nach oben als auch nach unten führte.
    Keller, entschied sie. Auf Speichern ist es im Sommer zu warm und im Winter zu kalt für eine Giftküche. Kellerräume lassen sich leichter klimatisieren.
    Thekla hastete die Stufen hinunter und riss die erstbeste Tür auf. Waschmaschine, Trockner, Körbe für Schmutzwäsche. Sie machte kehrt, öffnete die nächste Tür und erblickte eine Art Saunalandschaft. Hinter der übernächsten befanden sich Heizkessel, Öltanks und ein ausgedienter Ofen. Im Raum gegenüber lagerten Autoreifen, ein Rasenmäher und diverse Gartengeräte. Weiter den Gang hinunter gab es noch einen Hauswirtschaftsraum mit Kühltruhe, Regalen voller Marmeladengläser, Brotbackautomat, Römertopf, Steingutkrug. Nichts Verdächtiges, alles harmlos.
    Aus, dachte sie, als sie die Tür hinter sich schloss. Sonstige Türen gibt es hier nicht.
    Der gesamte Keller hatte sich als geräumig und übersichtlich erwiesen, nirgends waren ihr Winkel oder Nischen aufgefallen, in denen sich eine verschwiegene Tür zu einer Giftküche verbergen hätte können.
    Die Zeit, die man für einmal pinkeln benötigen sollte, war längst um.
    Thekla lief hastig die Treppe hinauf, mäßigte jedoch im oberen Flur das Tempo, um nicht völlig außer Atem bei den draußen Wartenden anzukommen. Nach einigen langsamen Schritten blieb ihr Blick an einem ordentlich beschrifteten, gut bestückten Schlüsselbrett hängen. Die Angaben über den Haken lauteten: »Haustür«, »Haustür«, »Garage«, »Garage«, »Zaungatter«, »Keller außen«, »Keller innen«, »Gewächshaus«, »Lagerhalle«.
    Lagerhalle?
    Thekla nahm den Schlüssel vom Brett und begutachtete ihn. Er war für ein Sicherheitsschloss gemacht. Doch nirgends auf dem Lanz’schen Grundstück befand sich etwas, das nach Lagerhalle aussah.
    Aber es muss sie geben, überlegte Thekla, und sie scheint viel benutzt zu werden, sonst hinge der Schlüssel nicht griffbereit am Bord.
    Eine Minute noch, sagte sie sich, schoss die Treppe hinauf und presste die Nase an eine Fensterscheibe im oberen Flur, von wo aus sie einen guten Blick über die Moosbachschleife hatte. In einiger Entfernung glänzte ein lang gestrecktes, silberfarbenes Dach.
    Während Thekla die Treppe wieder hinuntereilte, versuchte sie sich zu vergegenwärtigen, wo genau sich die zu dem Dach gehörige Halle befand und wie man auf dem kürzesten Weg dorthin kam. Nach einigem Grübeln hatte sie es.
    Unterhalb der Zufahrt zum Lanz’schen Anwesen, kurz vor der Hauptstraße, bog ein Feldweg ab, der die Moosbachschleife wie eine Sekante schnitt. Er führte am vormaligen Schuttplatz vorbei, wo Thekla das Dach der Halle gesehen hatte, in Richtung Moosgasse, und sie hätte wetten mögen, dass er direkt auf Meilers Haus zuhielt.
    Ohne zu zaudern, steckte sie den Schlüssel in die Hosentasche, bevor sie durchs Wohnzimmer auf die Terrasse hinausging.
    »Sie können an der Moosbachschleife entlang zurück nach Granzbach laufen«, sagte Gerlinde Lanz gerade. »Sie können aber auch den Trampelpfad hier nehmen, der auf einen Feldweg trifft, auf dem Sie zum Beginn der Moosgasse kommen, von wo aus es nicht mehr weit zum Granzbacher Dorfplatz ist.«
    »Wir nehmen den Trampelpfad«, entschied Thekla und erntete dafür einen erstaunten Blick von Hilde.
    Wally quälte sich noch den Pfad entlang, als Thekla bereits das Tor der Lagerhalle aufschloss. Hilde befand sich zwar schon auf dem Feldweg, war aber noch etwa fünfzig Meter weit von dem Gebäude entfernt.
    Während der Torflügel aufschwang, registrierte Thekla etliche Ölflecken auf dem geteerten Geviert davor, nahm sich jedoch keine Zeit, sie näher zu inspizieren, sondern schritt forsch in die Halle.
    Dort weiteten sich ihre Augen.
    Die Halle diente als Sarg- und Urnenlager. Teils ineinander geschichtet, teils einzeln – komplett montiert samt Griffen und Zierleisten – standen reihenweise Särge auf niedrigen Sockeln aus Holzbohlen.
    Als Thekla den Blick hob, entdeckte sie breite Borde, die an den Wänden entlangliefen und mit Kisten und Kartons bestückt waren. Sie trugen Bezeichnungen wie

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