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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Plätzchen geworden«, sagte sie zu Hilde.
    Die deutete auf die gegenüberliegende Seite des kleinen Sees, wo Felsblöcke aus dem Wasser ragten, die sich teils stufig, teils senkrecht fast fünfzig Meter hoch erhoben. »Das ist die eigentliche Attraktion hier. Bei schönem Wetter turnt die Granzbacher Jugend in den Felsen herum wie eine Horde Affen.«
    Theklas Blick tastete die Felswand ab. »Nicht ungefährlich.«
    »Hirnverbrannt«, schnappte Hilde. »Das Gestein ist nicht nur glatt und feucht, sondern auch brüchig. Soviel ich gehört habe, sollen demnächst Verbotsschilder aufgestellt werden. Wer sich nicht daran hält –«
    Wallys Stimme schnitt ihr das Wort ab. »Was für ein romantischer Ort doch aus dem alten Steinbruch geworden ist!«, schwärmte sie.
    Hilde rollte die Augen.
    Thekla hatte sich indessen nach Osten gewandt, wo man zwischen ein paar Bäumen den Dachgiebel des Lanz’schen Anwesens erkennen konnte. »Wir sollten uns auf den Weg machen.«
    Hilde nickte ihr zu und überließ ihr die Führung.
    In der Nähe des Weihers war das Vorwärtskommen einfach, denn die Umgebung war von vielen Füßen platt getreten. Aber nachdem Thekla etwa ein Drittel der Strecke zum Haus des Dichters zurückgelegt hatte, geriet sie zwischen hohe stachelige Grasbüschel, dornige Sträucher und tückische Kriechgewächse. So gut es ging, schlängelte sie sich durch das Gestrüpp. Weit hinten hörte sie Wally keuchen.
    Glücklicherweise wurde der Boden bald sandiger, sodass sich Pflanzen nur noch vereinzelt behaupten konnten.
    Wenig später erreichte Thekla, dicht gefolgt von Hilde, die rückwärtige Umzäunung des Lanz’schen Grundstücks. Bis Wally aufschloss, sollte allerdings noch einige Zeit vergehen.
    Thekla gruselte sich fast vor dem Anblick, der sich ihr bot, denn hier an der Rückfront wirkten Haus und Garten noch überladener als vorne, wo die breite Zufahrt dominierte. Hier hinten gab es eine kleine Pforte aus Schmiedeeisen – gekrönt von einem Löwenkopf –, von der aus ein Kiesweg, der von Glasobjekten, Skulpturen aus Holz und Metall und von Lampen mit Hüten aus Solarmodulen gesäumt wurde, zu einer breiten Terrasse führte. Pflanzkübel jeder Fasson – Amphoren, Zylinder, Würfel und Halbkugeln – standen in Doppelreihen um die Terrasse, sodass sich Engelstrompeten mit Oleanderblüten, Bougainville mit Kakteentrieben und Gladiolen mit Begonien verflochten. Zwischen den Obstbäumen, die vereinzelt auf dem Rasen links und rechts des Kiesweges wuchsen, tummelten sich Rehe, Häschen und bunte Zwerge aus Keramik.
    »Himmelmutter, das ist ja wunderschön!« Wally war angekommen. Sie klammerte sich an den Zaunlatten fest, streckte sich, so weit es ging, den Zwergen entgegen und rief mit sich überschlagender Stimme: »Schaut doch, schaut den Kleinen an, den mit der Schubkarre. Ist der nicht drollig?«
    Dieser ganze Plunder ist kitschig, erdrückend und einfach stillos, dachte Thekla. Aber uns dient das Panoptikum ganz vorzüglich. Wally wird keine Ruhe geben, bis sie nicht jedes einzelne Exponat gebührend bewundert und kommentiert hat. Falls Gerlinde Lanz zu Hause ist, wird ihr gar nichts anderes übrig bleiben, als nachzusehen, was sich hier abspielt.
    Bereits eine Minute später öffnete sich die Verandatür. Die Witwe des Dichters trat ins Freie, überquerte die Terrasse, wobei sie einer steinernen Putte und einem bronzefarbenen Delphin ausweichen musste, und machte ein paar Schritte über den Kiesweg, bevor sie abwartend verharrte.
    »Wie haben Sie die Bougainville nur so prächtig zum Blühen gebracht?«, schallte ihr Wallys Stimme entgegen.
    Daraufhin kam die Witwe näher. Offenbar hatte sie inzwischen die drei Frauen, die da am Zaun lehnten und ihren Garten bewunderten, als Bekannte eingestuft, denn sie machte eine einladende Handbewegung. Wally drückte das Türchen auf und stürmte in den Garten. Sie hielt geradewegs auf einen Schwan aus Tuffstein zu, dessen ausgehöhlter Rücken mit Studentenblumen und Margeriten bepflanzt war.
    »Was für ein herrliches Arrangement.«
    Hilde und Thekla traten gemessenen Schrittes näher, blieben jedoch in sicherem Abstand von dem scheußlichen Schwan stehen.
    Die Witwe gesellte sich zu Wally, und die beiden vertieften sich in ein Gespräch über das Düngen und Wässern von Topfpflanzen.
    »Da hätten wir ja ebenso gut beim Gartenbauverein vorstellig werden können«, raunte Hilde.
    Thekla musste ihr recht geben. Auf diese Weise würden sie nie an Informationen

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