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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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wissend. »Er ist zu pflegebedürftigen alten Menschen gefahren, um ihnen vorzulesen.«
    Heinrich pflichtete ihr bei. »Das war nicht schwer zu ermitteln.«
    »Und als du wusstest, wie Lanz seine Nachmittage verbrachte, hast du dich wieder verstärkt für seine Frau interessiert«, sagte Thekla.
    »Ja«, erwiderte Heinrich. »Weil ich das Gefühl hatte, dass sich im Hause Lanz irgendetwas verändert. Maibier schien aufs Abstellgleis geraten zu sein. Statt seines Kastenwagens tauchte in Lanz’ Abwesenheit regelmäßig ein alter Lieferwagen auf, den ich auch zuvor schon des Öfteren auf dem Grundstück gesehen hatte, allerdings dann, wenn auch Lanz im Haus war. Damit wusste ich nun gar nichts Rechtes anzufangen. Deshalb habe ich Gerlinde Lanz ein wenig im Auge behalten, bin ihr sogar ein-, zweimal gefolgt, was allerdings zu nichts führte.«
    »Und eines Tages war Lanz tot«, sagte Thekla.
    »Ich muss gestehen, dass mich diese Entwicklung überrascht hat«, erwiderte Heinrich. »Zugegeben, Lanz sah nicht gerade aus wie das blühende Leben. Er war Alkoholiker, würde ich wetten, und das schon seit langer Zeit. Trotzdem schien mir sein Tod etwas plötzlich …«
    »Weshalb du die Witwe noch genauer ins Visier genommen hast«, beendete Thekla den Satz.
    »Soweit meine Zeit es zuließ«, antwortete Heinrich, und ein warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, das seine Augen lichtblau aufleuchten ließ.
    Thekla spürte ein Kribbeln im Körper wie nach einem Anfall von Hyperventilation.
    »Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich kassieren, das Krönner schließt um sechs.«
    Beide schreckten hoch, als wären sie bei etwas Verbotenem ertappt worden.
    Das Mädchen, das an Elisabeths Stelle bediente, lächelte freundlich. Thekla warf einen erschrockenen Blick in die Runde und sah nur leere Tische.
    »Höchste Zeit, sich auf den Nachhauseweg zu machen«, sagte Thekla, als sich die Tür des Krönner hinter ihnen schloss.
    »Ich bringe dich heim«, kündigte Heinrich an.
    Aber Thekla lachte. »Und mein Wagen? Soll ich ihn mir mit der Post nachschicken lassen?«
    Heinrich ging nicht auf ihren Scherz ein. »Wie könnte ich dich noch aus den Augen lassen nach dem, was vorgefallen ist?«
    Nun wurde auch Thekla ernst und legte ihm die Hand auf den Arm. »Du musst dich nicht beunruhigen. Wir haben dafür gesorgt, dass sich unser Gegner in Sicherheit wiegt. Weder Hilde noch Wally noch ich haben auch nur den Hauch einer Ermittlung angestellt, seit er uns die Warnungen zukommen ließ. Er muss glauben, dass wir uns angsterfüllt zurückgezogen haben und unsere Wunden lecken.«
    Heinrich sah sie einen Moment lang argwöhnisch an, dann sagte er: »Was aber nicht der Fall ist.«
    Thekla drückte seinen Arm, auf dem noch immer ihre Hand lag. »Wir werden auch weiterhin nichts Verdächtiges tun – versprochen.«
    »Und wie muss ich mir die unverdächtige Aktion vorstellen, die ihr geplant habt?«, verlangte Heinrich zu wissen.
    Thekla zwinkerte ihm zu. »Hilde, Wally und ich werden einen ausgiebigen Spaziergang machen. In Gottes freier Natur, wo die Vögel zwitschern, der Wind säuselt und uns ausschließlich wohlige Gefühle durchströmen.« Damit drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange, löste ihre Hand von seinem Arm und eilte davon.

Donnerstag, der 7. Juli
    Nachmittags an der Moosbachschleife
    »Du hast recht, Martin«, murmelte Thekla, als sie Wally auf dem Granzbacher Dorfplatz stehen sah. »Weit wird Wally nicht kommen.«
    Ihr Bruder hatte diese Prophezeiung ausgesprochen, nachdem Thekla ihm mitgeteilt hatte, sie würde den Nachmittag freinehmen, um mit Hilde und Wally eine kleine Wanderung zu unternehmen.
    Kurz entschlossen lenkte sie den Wagen an die Bordsteinkante, winkte Hilde heran und schlug ihr vor, lieber noch bis zum Ende der Stichstraße zu fahren, die zu einem winzigen See nahe der Moosbachschleife führte.
    Hilde nickte, rief nach Wally, und beide stiegen zu Thekla in den Wagen.
    Am Weiher hatten sich weder Fischer noch Badegäste eingefunden, denn der Tag war kühl, und bis Mittag hatte es sogar geregnet. Thekla stellte den Wagen vor einer hölzernen Planke ab, die den schmalen Grasstreifen am Ufer begrenzte.
    Während sie darauf wartete, dass Wally ihre Körperfülle aus dem Sitz wuchtete, schaute sie sich neugierig um. Sie war hier nicht mehr gewesen, seit man den Weiher vom Bewuchs befreit, das Ufer befestigt, Wege angelegt und Bänke aufgestellt hatte.
    »Aus dem sumpfigen Loch ist ja ein ganz hübsches

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