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Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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zu können. Das nötige Material dafür war ja zur Hand.
    »Sie sind es gewesen«, keuchte Thekla. »Und Ihr Bruder …« Ein Stoß in ihren Rücken ließ sie vorwärtstaumeln.
    »Ich hätte selbst nicht gedacht, dass es so leicht sein würde, meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen«, sagte Pfeffer. »Aber ausgerechnet Alf hat dafür gesorgt, dass es einfacher nicht hätte sein können. Ulrike war noch keine fünf Minuten tot, da kam mein Bruder herein. Er stürzte sich auf sie, riss ihr die Kontakte ab und versuchte, sie wiederzubeleben. Irgendwann musste er jedoch einsehen, dass er sie nicht zurückholen konnte, und fing an zu heulen. Währenddessen hatte ich Zeit, die ganze Sache ins rechte Licht zu rücken. Ich brachte das benutzte Material – das von Alfs Fingerabdrücken nur so strotzte – in den Keller und verstaute es dort. Als ich wieder nach oben kam, kniete Alf, der Schlappschwanz, immer noch heulend neben der Toten. Ich musste ihn nicht einmal besonders unter Druck setzen, um ihn von einer Anzeige abzuhalten. Er war völlig willenlos. Als später ans Licht kam, dass Ulrike ermordet worden war und man in Alfs Keller die nötigen Beweisstücke mit seinen Fingerabdrücken darauf fand, ließ er sich wortlos abführen.«
    Pfeffer gab Thekla erneut einen Stoß. »Und jetzt sollten wir uns ein wenig beeilen, Frau Stein.«

Derselbe Tag
    Gleichzeitig, ganz in der Nähe
    Wally interpretierte die Geste richtig und verstand, dass sie schleunigst aus Theklas Sichtfeld zu verschwinden hatte. Geistesgegenwärtig trat sie einen Schritt zur Seite und drückte sich neben der Fensterluke, die einen Spaltbreit geöffnet war, mit dem Rücken an die Wand.
    So stand sie da und hörte wie gelähmt zu, was Thekla und Oskar Pfeffer miteinander redeten, bis Pfeffer das erste Mal »Wollen wir?« sagte. In diesem Moment rutschte Wally die Wand entlang abwärts bis zum Boden, wo sie in der Hocke verharrte. Aber auch in dieser Position konnte sie dem Gespräch zwischen Thekla und Pfeffer noch recht gut folgen, und ganz allmählich formten sich elementare Erkenntnisse in ihrem Hirn:
    Hinter der Wand, an der sie lehnte, befand sich Thekla zusammen mit einem Mörder, der vorhatte, sie umzubringen. Hilde war im Fahrzeug dieses Mörders eingeschlossen – ob tot oder lebendig, war ungeklärt. Und wenn sie, Wally, nicht bald etwas Zweckdienliches unternahm, würde der Mörder sie ebenfalls entdecken und …
    An dieser Stelle der Liste kam Wally zu dem Fazit, dass sie Hilfe holen musste, und zwar schnell: am besten telefonisch über die Notfallnummer 112.
    Genau so eine Situation muss der Sepp gemeint haben, dachte sie, als er mir vor ein paar Jahren das Handy gekauft und sich wirklich Mühe gegeben hat, mir beizubringen, wie man es benutzt. »Das Ding ist für Notfälle«, hat er gesagt. »In einem Notfall kann ein Handy lebensrettend sein.«
    Sepp Maibier hatte seiner Frau damals aufgetragen, das Mobiltelefon überallhin mitzunehmen. Wally hatte seine Anweisung gehorsam befolgt, und seitdem steckte es immer in ihrer Handtasche.
    Die Handtasche befand sich allerdings in Hildes Wagen, der auf dem Granzbacher Dorfplatz stand, wo sie in Theklas Auto umgestiegen waren.
    Mit dem Handy hätte ich anrufen können, dachte Wally und ließ entmutigt den Kopf auf die Brust sinken.
    »Früher gab es an jeder Ecke eine Telefonzelle«, murmelte sie vorwurfsvoll.
    Daraufhin sah sie sich suchend um, als erwarte sie, irgendwo eine aus dem Boden wachsen zu sehen. Stattdessen entdeckte sie in einiger Entfernung das Lanz’sche Anwesen.
    Der Anblick brachte Wally auf die Beine. Die nette Witwe würde sie in ihrem Haus aufnehmen, würde sie telefonieren lassen, würde ihr Trost und Zuspruch und Unterschlupf gewähren.
    Aber um all das zu erlangen, sagte sich Wally, musst du ein schönes Stück laufen – über den Feldweg und den Trampelpfad zurück bis an die Rückseite des Grundstücks. Und denk daran: Dabei darfst du dich keinesfalls vom Mörder erwischen lassen.
    Wally holte tief Luft und stieß sich widerstrebend von der Wand ab, die ihr wenigstens ein bisschen Schutz gewährt hatte. Gebückt schlich sie an der Hallenwand entlang, setzte ihre Schritte so leise sie es vermochte. An der Ecke atmete sie erneut tief ein und stürmte dann im Galopp auf den Feldweg zu. Sie erreichte ihn ungeschoren, wenn auch komplett außer Puste.
    Dessen ungeachtet rannte sie weiter, bog keuchend in den Trampelpfad ein, betrat heftig nach Luft ringend den Kiesweg, der zur

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