Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord und Mandelbaiser

Mord und Mandelbaiser

Titel: Mord und Mandelbaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
Vom Netzwerk:
Wally, war jedoch gescheit genug, sich den Atem für das »komme mit« zu sparen und stattdessen hinter ihm her zu rennen. Sicherlich hätte sie keine Chance gehabt, ihn einzuholen, wenn Held sich nicht noch einmal umgedreht und der Witwe zugerufen hätte, sie solle die Polizei verständigen.
    Wally riss die Beifahrertür auf und warf sich in Heinrich Helds Auto. Keine Sekunde später heulte der Motor auf. Der Wagen schoss die Zufahrt hinunter zur Hauptstraße. Dort trat Held auf die Bremse, schien unsicher, in welche Richtung er fahren sollte.
    »Rechts!«, rief Wally. Von irgendwo da rechts vorn müsste die Stichstraße zum See führen.
    Theklas Wagen stand noch am Seeufer vor der Holzplanke, dahinter parkte Pfeffers neuer Transporter. Bevor Wally auch nur die Beine hinausschwingen konnte, war Heinrich Held schon aus dem Auto gesprungen und ein Stück am Ufer entlanggelaufen.
    Wally beeilte sich, auszusteigen, und mühte sich vergeblich ab, ihm zu folgen. Plötzlich blieb Held stehen, brachte eine Pistole zum Vorschein und zielte damit auf die Felsen des ehemaligen Steinbruchs, die schräg gegenüber lagen.
    Erst als Wallys Blick den Lauf der Waffe entlang und dann noch ein gutes Stück darüber hinaus geglitten war, entdeckte sie Oskar Pfeffer, der, beide Arme um Thekla geklammert, auf der obersten Kante des Felsabbruchs stand.
    Im nächsten Augenblick hörte sie Pfeffer lachen. »Lass gut sein, alter Mann. Die Distanz ist viel zu groß. Und selbst wenn nicht, du würdest allenfalls sie treffen.«
    Wally registrierte, dass er Thekla vor seinen Körper geschoben hatte wie einen Schild.
    Aber wo steckt Hilde?, blitzte eine Frage in ihrem Kopf auf. Die naheliegende Antwort darauf ließ sie zu den Autos zurückhasten. Beherzt trat sie an die Hecktür des Transporters und klappte einen der beiden Flügel auf.
    Hildes Augen funkelten ihr entgegen.
    Pfeffer hatte ihr einen Knebel verpasst und sie mit schmalen Gurten an einer Art Planke festgebunden, die linkerhand im Laderaum entlanglief.
    Wallys von vielen Bastelarbeiten trainierte Finger lösten die Knoten im Handumdrehen.
    Als Hilde aus dem Laderaum krabbelte, rief Pfeffer gerade: »Ich werde jetzt dein Liebchen hinunterstoßen, und dann werde ich mich um dich kümmern, Alter.«
    Welches Liebchen?, fragte sich Wally, hatte jedoch keine Zeit, über eine Antwort darauf nachzudenken, denn verwundert nahm sie wahr, wie Hilde die Felswand taxierte, sich abrupt in Marsch setzte und kurz darauf verschwand.
    Wally selbst stand nach wie vor neben dem Transporter und starrte auf die Büsche am Rande des Felsaufbaus, die Hilde verschluckt hatten.
    Von einer aufkommenden Brise verzerrt, drang Heinrich Helds Stimme an ihr Ohr: »Geben Sie auf, Pfeffer!« Es klang gequält, als würde er mit glühenden Eisen gefoltert. »Geben Sie auf. Die Polizei ist längst alarmiert. Theklas Tod bringt Ihnen überhaupt nichts.«
    Erneut lachte Pfeffer. »Die Polizei, so, so.«
    Gleich darauf begann er zu schwanken.
    »Thekla!«, schrie Held so laut, dass Wally vor Schreck einen Sprung rückwärts machte. »Stoß ihn weg von dir, stoß ihn weg!«
    Daraufhin ging alles so schnell, dass Wally kaum mitkam.
    Thekla war plötzlich nicht mehr zu sehen, Schüsse fielen, Steine prasselten, etwas Schweres platschte in den See, Wasser spritzte auf.
    Nach einiger Zeit erschien weit hinter der Felskante Hildes Kopf. Wally kam es so vor, als würde sie sich suchend umsehen. Als sich ihr Blick ebenfalls auf Wanderschaft begab und irgendwann zu Heinrich Held gelangte, erkannte sie, dass er Hilde Zeichen machte und auf irgendetwas deutete, das sich anscheinend mitten in der Felswand befand.
    Wally visierte die Felsen an und entdeckte Thekla.
    In der Absicht, Pfeffer zu entkommen, hatte sie sich offenbar mit solcher Wucht zur Seite geworfen, dass sie ein gutes Stück nach rechts getaumelt war, wo sie hinfiel, jedoch nicht liegen blieb, sondern ins Rollen geriet. Thekla wäre mit Sicherheit in den Tod gestürzt, hätte sich die Fessel an ihren Handgelenken nicht an einem Felssporn oder einer Zacke verfangen und ihren Sturz gebremst.
    »Himmelmutter«, stieß Wally aus, als sie erkannte, woran Theklas Leben hing. »Himmelmutter, lass das Band halten.«
    Es handelte sich um ein breites schwarzes Samtband, wie man es bei Beerdigungen als Dekoration benutzte.
    Plötzlich bemerkte Wally, dass sich an der Uferstelle, oberhalb der Thekla wie gekreuzigt in den Felsen hing, etwas rührte. Heinrich Held versuchte

Weitere Kostenlose Bücher