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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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alte Sprichwort, dass man sich im Gegensatz zu seiner Familie seine Freunde aussuchen konnte. Aber im Großen und Ganzen hatte sie es nicht schlecht getroffen. Selbst die besten Familien hatten hier und da ihre Probleme. Insgesamt hatte sie, wenn sie es recht bedachte, nur selten Kummer mit ihrer Familie. Im Augenblick konnte man die Sorgen an einer Hand abzählen, und das war doch wirklich ganz gut, oder?
    Erstens war da die Sache, dass sie Lindsey von Dohertys Heiratsantrag erzählen musste. Kein Problem. Je eher, desto besser. Das redete sie sich jedenfalls ein.
    Ein kleiner Schnurrbart aus Schokoladenschaum auf ihrer Oberlippe blieb unberührt, während sie über Professor Jake Truebody nachdachte. Sie hatte den Namen nicht erkannt, und den Mann auch nicht. Natürlich hatte sie nicht alle Bekannten von Carl kennengelernt.
    Nun wanderten ihre Gedanken zu den Weihnachtsgeschenken. Wie ihre Mutter unmissverständlich angeregt hatte, hatte sie das Tuch von Hermès gekauft. Lindsey würde eine Jahresmitgliedschaft im Fitness-Studio bekommen und ein Jahresabo für die Zeitschrift British History .
    Dohertys Geschenk war ein Wochenende im neuen Jahr, alles inklusive. Sie würde natürlich mitfahren, also würde sie auch etwas davon haben. Sie leckte sich die Mischung aus Milchschaum und Schokokrümeln von den Lippen. IhreMutter würde am ersten Feiertag zum Mittagessen kommen. Da würde sie ihr sicher wieder mit ihrer Partnerschaftsbörse im Internet auf die Nerven fallen.
    »Auf keinen Fall mache ich bei so einer Videoaufnahme mit«, murmelte sie vor sich hin.
    Es kam ein bisschen zu laut heraus. Sie schaute sich rasch um, ob jemand sie vielleicht gehört hatte und sich über ihren Geisteszustand Sorgen machte.
    Niemand schien sich auch nur im Entferntesten für sie zu interessieren. Die Leute waren alle mit ihrem eigenen Leben und ihrem eigenen Weihnachtsfest beschäftigt.
    Nun wanderten Honeys Gedanken wieder zu Mr. Scrimshaw, der da mit einem Brieföffner im Ohr auf seinem Schreibtisch lag. Von wegen allen Menschen ein Wohlgefallen!
    Die Detektivarbeit nach diesem Mord hatte verhindert, dass sie zu viel in Sachen Weihnachten in der Gegend herumrannte. Sie ging das Fest diesmal sehr viel gelassener an als sonst.
    Eine tiefe Stimme mit einem schottischen Akzent holte sie aus ihren Träumereien.
    »Na dann, frohe Weihnachten, Mädel!« Ein bärtiger Kuss landete schmatzend auf ihren schokoladigen Lippen.
    »Alistair! Wie schön, Sie zu sehen! Kann ich Ihnen einen Kaffee spendieren?« Sie schaute zu seinem Bart hinauf, der beinahe zu ihrer Haarfarbe passte.
    Alistair antwortete, er würde sehr gern einen Kaffee trinken, aber nur wenn ein ordentlicher Schuss Whisky drin war – schottischer Whisky, versteht sich.
    Als sein Getränk kam, nippte er nur an der Tasse. In Honeys Gesicht spiegelte sich wohl Überraschung, weil er nicht alles in einem Zug herunterstürzte.
    Er erklärte, dazu wäre der Kaffee zu heiß.
    »Ich nehme an, Sie haben auch mit diesem Mordfall zu tun? Der arme alte Clarence. Mit seinem eigenen Brieföffner ermordet.«
    »Sie kannten ihn?«
    »Ich habe ein paarmal mit ihm geredet.«
    »Privat?«, fragte Honey, die sich gerade an ihre zweite Tasse heiße Schokolade gemacht hatte.
    Alistair schüttelte den Kopf. Seine massigen Arme hatte er verschränkt, sie nahmen den halben Tisch ein. »Geschäftlich. Er hat bei Auktionen alte Bücher ersteigert. Der gerissene Hund hat sich nie gern von seiner Kohle getrennt. Immer musste ich ihm wegen des Geldes hinterherrennen.«
    Honey erzählte ihm, dass Scrimshaws Firma eine Büroweihnachtsfeier und ein Mittagessen am ersten Feiertag bei ihr gebucht hatte, die der Chef im Voraus bezahlt hatte. Alistair zog seine orangeroten Augenbrauen in die Höhe. »Na, das ist aber mal eine Überraschung. Und da habe ich immer gedacht, in dem Alter ändert man sich nicht mehr.«
    Honey verstaute eine vorwitzige Haarsträhne wieder unter ihrem Hut und schaute ihn fragend an. »Sie halten es also für unwahrscheinlich, dass er es sich anders überlegt hat und einmal seine Mitarbeiter belohnen wollte?«
    Alistair warf den Kopf in den Nacken und lachte. Seine orangerote Mähne hing ihm bis fast auf die Schultern.
    »Der doch nicht. Der hat nur bezahlt, was er musste – auf Heller und Pfennig. Also, dieses Café, zum Beispiel: wenn er je hierhergekommen wäre, um ein heißes Getränk zu sich zu nehmen – was eher unwahrscheinlich ist –, dann hätte er nicht mehr als den genauen

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