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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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das Paket in buntes Geschenkpapier eingewickelt und mit schönen Bändern und Schleifen verziert gewesen war. Aber ein Geschenk ist ein Geschenk, besonders um diese Jahreszeit.
    Nachdem Honey ihre zweite Tasse Schokolade ausgetrunken hatte, trugen ihre Stiefel sie beinahe von allein in Richtung Cobblers Court.
    Der Himmel war bleigrau, die Luft eiskalt. Die Leute rannten kopflos umher, um in letzter Minute noch Einkäufe zu tätigen. Es sah alles beinahe aus wie eine Szene aus einem Stummfilm, in dem sich Frauen mit großen Hüten und Männer mit Melonen auf dem Kopf rasend schnell bewegen, viel schneller als in Wirklichkeit.
    In der Gasse, die auf den Cobblers Court führt, hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Neugierige Augen schauten hinter nebligen Atemwolken hervor. Es herrschte der kurz vor Weihnachten übliche übermütige Trubel. Ein paar Leute trugen Rentiergeweihe aus Plastik oder rote Mützen mit weißem Pelzbesatz auf dem Kopf. Drei junge Männer, die offensichtlich schon ziemlich angeheitert waren, hatten sich untergehakt und gaben eine schmissige Version von »Stille Nacht« zum Besten.
    »Hier kommt jetzt niemand durch«, verkündete ein Polizist in Uniform, der vor einem Absperrband stand. Haltung und Stimme strahlten Autorität aus. »Wenn Sie hier nichts in offizieller Funktion zu erledigen haben, gehen Sie bitte nach Hause. Hier passiert nichts Aufregendes mehr.«
    »War es ein Mord?«, fragte eine dicke Amerikanerin, die einen buckligen Mann im Schlepptau hatte.
    »Jawohl, gnädige Frau.«
    »Wie schrecklich. Und ausgerechnet so kurz vor Weihnachten. Was ist nur aus der Welt geworden?« Die Frau gackerte wie ein Huhn. »Das heißt dann wohl, dass ihr armen Polizisten wieder die Nacht zum Tage machen müsst, um den Mörder zu finden?« Diese Frage war an den uniformierten Polizisten gerichtet, der den Eingang bewachte.
    Der Polizist war geduldig und ziemlich geschickt im Umgang mit Ausländern, da er eine ganze Weile als Verkehrspolizist gearbeitet hatte und immer wieder mit Besuchern der Stadt zu tun gehabt hatte, die an Linkssteuerung und Rechtsverkehr gewöhnt waren und große Schwierigkeiten mit dem Kreisverkehr an den Kreuzungen und dem Einbahnstraßensystem von Bath hatten.
    Mit gewichtiger Miene und anscheinend um einige Zentimeter gewachsen antwortete er höflich: »Jammerschade, gnädige Frau, aber dazu sind wir ja da. Das ist unsere Aufgabe.«
    »Ach je«, seufzte die Frau und sagte dann zu ihrem Begleiter: »Ist das nicht wunderbar, Cecil?«
    Die beiden alten Leutchen wandten sich nun abrupt um und stießen mit Honey zusammen.
    »Oh, tut uns leid, Miss.«
    »Keine Ursache.«
    »Sind Sie Engländerin?«, fragte die Amerikanerin verwundert, als sei Bath nur von Touristen aus Übersee bevölkert. Eine Art riesiges Disneyland.
    Honey bestätigte, dass sie tatsächlich aus Bath stammte.
    »Nun, dann muss ich Ihnen sagen, Ihre Polizisten sind einfach wunderbar.« Dies nuschelte die Dame in bestem Tennessee-Amerikanisch hervor.
    Honey machte einen raschen Schritt nach vorn, ehe der Polizist die Gelegenheit bekam, sie abzuwimmeln.
    »Ist Doherty hier? Ich muss mit ihm sprechen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Öffentlichkeit und die Presse sind nicht …«
    »Ich bin seine Verlobte.«
    Das Wort war ihr herausgerutscht, ehe sie es verhindern konnte. Die Frau aus Tennessee blieb wie angewurzelt stehen und gratulierte.
    »Was sagst du dazu, Cecil? Die Dame heiratet einen Polizisten.«
    »Danke«, sagte Honey, während der Polizist das Absperrband für sie hochhielt. Im Nachhinein tat es ihr leid, dass sie laut mit dieser Neuigkeit herausgeplatzt war. Vielleicht rührte das ungute Gefühl daher, dass sich Gerüchte in Bath wie Lauffeuer verbreiteten, vielleicht war es aber auch nur eine Vorahnung der Dinge, die da kommen würden.

Fünfzehn
    »Das wär’s«, sagte Lindsey, die sehr zufrieden mit sich war. Sie richtete diese Worte an das weihnachtliche Arrangement, das sie gerade an einem Ende des Empfangstresens aufgestellt hatte: rote Weihnachtssterne, Tannenzapfen und getrocknete Apfelscheiben, alles in einem ausgehöhlten Stück Baumrinde hübsch angeordnet.
    Die Hände in die Hüften gestützt, bewunderte sie ihre Schöpfung von verschiedenen Seiten. Ja, es war goldrichtig so. Es sah wunderbar aus und duftete noch dazu herrlich.
    Ein Schwall kalter Luft wehte durch die Tür herein, und gleich dahinter tauchte ein Polizist im Empfangsbereich auf. Er trug eine Plastiktüte, die recht

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