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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Betrag aus seiner Geldbörse hingezählt.«
    »Aus seiner Geldbörse?«
    »Ja, er hatte eine kleine Lederbörse, die in die Innentasche seines Jacketts passte. Er hätte genau den richtigen Betragdarin mit sich herumgetragen, vielleicht im Voraus angerufen, um den Preis zu erfragen. Oh, und Trinkgeld gab er nie. Er doch nicht. Im Grunde war er bei jenen seltenen Gelegenheiten, wenn er auswärts aß oder trank, immer in Gesellschaft.«
    Honey nickte verständnisvoll. »Und seine Begleitung beglich die Rechnung? Seine Firma jedoch nicht.«
    »Genau.«
    Honey dachte darüber nach. Der alte Scrimshaw schien wirklich geradewegs aus Dickens’ Weihnachtsgeschichte entsprungen zu sein.
    »Hatte er irgendwelche Freunde, soweit Sie wissen?«
    Alistair stellte seinen Henkelbecher auf den Tisch und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Das war ein toller Kaffee. Vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
    »Ich erinnere mich nicht, dass jemand je seine Freunde erwähnt hätte, aber es heißt, dass er als junger Mann ein rechter Schwerenöter gewesen sein soll.«
    »Wirklich?«
    Honey fiel die geschiedene Mrs. Finchley wieder ein. Vielleicht hatte sie mit ihrer Vermutung von unerwiderter Liebe doch nicht ganz so falsch gelegen?
    »Es wurde auch mal eine Familie erwähnt – eine Schwester –, inzwischen wahrscheinlich nicht mehr am Leben, würde ich vermuten. Und dann war da natürlich sein Geschäftspartner Eamon Mallory, obwohl wir ja alle wissen, dass der schon einige Jahre tot ist.«
    »Wie ist Mallory gestorben?«
    »Eamon Mallory?« Alistair legte seine Stirn in nachdenkliche Falten. »Nun, da muss ich mal überlegen.« Er warf den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die Hände umklammerten noch immer fest den Becher, als wollte er ihnam Weglaufen hindern. »Ich meine gehört zu haben, dass er bei einem Brand umgekommen ist. Das ist im Grunde alles, was ich weiß. Vielleicht hat Mallory aber noch Angehörige. Er soll ja ebenfalls ein Schürzenjäger gewesen sein. Merkwürdig, dass beide eine Schwäche für die Damen hatten, obwohl natürlich die Jahre beim alten Scrimshaw die Begierde wohl inzwischen ein wenig gedämpft haben. Gerüchte hat es jedenfalls gegeben.«
    »Also ein alter Bock?«
    »Na, na«, sagte Alistair, und seine Stimme war so laut, dass sich einige Gäste zu ihnen umdrehten. »Irgendwann im Leben verspürt doch jeder Mal eine Zeitlang heftig den Fortpflanzungstrieb. Selbst Sie, was, Mädel?«
    Honey tat so, als wäre sie peinlich berührt. Alistair kannte sie gut. Sie war nun schon eine ganze Weile mit dem massigen Schotten aus dem Auktionshaus befreundet. Das war sehr hilfreich, denn er gab ihr gern mal einen Tipp, wenn ein besonders interessantes antikes Dessous versteigert werden sollte.
    Sie lenkte ihre Gedanken wieder auf Scrimshaw.
    »Andererseits kann Scrimshaw doch nicht immer so knauserig gewesen sein. Weihnachten ist er jedes Jahr in ein Hotel in Ilfracombe gefahren.«
    Alistair verzog das Gesicht. »Im Sommer mag das ja ganz nett sein, aber im Winter ist es dort wohl ein bisschen trostlos.«
    »Vielleicht hatte er genug von der Trostlosigkeit. Vielleicht hat er deswegen beschlossen, dieses Jahr Weihnachten zu Hause zu bleiben – im trauten Kreis seiner Angestellten, wenn schon nicht seiner Familie, und in einer Stadt, in der zu jeder Jahreszeit etwas geboten wird.«
    Alistair zuckte die Achseln. »Sie basteln sich da ein rosarotes Bild von Clarence Scrimshaw zurecht, Mrs. Driver.Der Mann lebte nur fürs Geldverdienen, nicht fürs Feiern. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte«, sagte er und erhob sich von seinem Stuhl. »Ich muss den Zug nach Edinburgh erwischen. Sie feiern mal schön Weihnachten. Ich mache jetzt, was alle Schotten um diese Jahreszeit tun – auf nach Hause und dann fertig machen zum Hogmanay 3 .«
    Sie wünschte ihm ein glückliches neues Jahr und eine schöne Zeit mit seinen Leuten in Schottland. Nördlich der schottischen Grenze wurde zwar auch Weihnachten gefeiert, aber die wirklichen Festivitäten begannen erst Silvester, wenn aus voller Kehle und zum Klang eines Dudelsacks »Auld Lang Syne« 4 gesungen wurde, alle gefüllten Schafsmagen aßen, Unmengen tranken und Gedichte von Rabbie Burns 5 rezitierten.
    Alistair hatte ihr bestätigt, was sie schon mehrfach gehört hatte. Scrimshaw hatte keine Freunde. Und doch hatte ihm, laut Samantha Brown, jemand von irgendwo etwas geschickt, das wie ein Geschenk aussah. Die junge Frau hatte allerdings nicht berichtet, ob

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