Mord zur besten Sendezeit
zu Fuß war, so flott, dass er nur einen schnellen Blick in ihre Richtung warf und sofort die Treppe hinunterflitzte.
Honey runzelte die Stirn. »Vielleicht bilde ich mir das ja auch nur ein, aber ich glaube, den habe ich schon mal irgendwo gesehen.«
Doherty schaute sie ernst an. »An einem ganz besonderen Ort?«
Sie wusste, dass er sie eigentlich fragte, ob es etwas mit dem Mord zu tun hatte.
Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber es fällt mir schon noch ein.«
Petra Deacon war eine der coolsten Frauen, der Honey je begegnet war. Sie war groß und schlank und hatte einen völlig makellosen Teint, wie man ihn sonst nur auf heftig retuschierten Fotos sieht. Das Haar fiel ihr wie ein rotbrauner Schleier über den Rücken. Ihre Augen hatten das wunderbare Grün, das man romantischen Heldinnen zuschreibt. Sie trug einen cremefarbenen schulterfreien Pullover, der in der Taille eng anlag. Ihre Hose war ebenfalls cremefarben mit rehbraunen Sprenkeln. Sie hatte nackte Füße, und die Zehennägel waren abwechselnd rosa und lila lackiert.
»Ja«, sagte sie, und ihre strahlend weißen Zähne blitzten zwischen apricotfarbenen Lippen hervor.
Ein einziges Wort genügte Honey natürlich nicht, um festzustellen, ob sie die Stimme wiedererkannte oder nicht.
Doherty zeigte seinen Dienstausweis und erklärte, warum sie gekommen waren.
»Sie erinnern sich an die Veranstaltung im Römischen Bad?«, fragte er Petra Deacon.
Das konnte sie schlecht leugnen. Ihr Name hatte auf der von Glenwood Halley zur Verfügung gestellten Gästeliste gestanden. Bisher war der Name nicht sonderlich interessant gewesen – bis Milly zugegeben hatte, dass sie die Stimme erkannt hatte.
Petra Deacon machte die Tür kaum weiter als zwanzig Zentimeterauf. Es sah immer noch so aus, als wollte sie Honey und Doherty trotz des Dienstausweises nicht in die Wohnung lassen.
»Worum geht es, bitte?«
Ihre Stimme klang rauchig. Hätte sie nicht als Moderatorin beim Fernsehen gearbeitet, wäre eine Karriere im Telefonsex nicht ausgeschlossen gewesen. Den Anrufern würde das Maul nur so triefen!
Doherty erklärte, dass es um den Mord an Mrs. Arabella Rolfe ging. »Sie kannten sie wahrscheinlich besser als Arabella Neville. Sie war Moderatorin beim Fernsehen.«
Der perfekte, coole Gesichtsausdruck erstarrte. Die weichen Lippen schienen sich ein wenig über den Zähnen zu straffen.
»Ich kannte sie. Ich habe gehört, dass sie tot ist. Und was hat das alles mit mir zu tun?«
»Es hat jemand mit angehört, dass sie gedroht haben, sie umzubringen.«
»Wer sagt das?«
Honey meldete sich zu Wort. »Ich.«
Petra Deacons Mund öffnete sich leicht, als müsste sie einen tonlosen Seufzer ausstoßen. Ihre Augen wurden stahlhart, als sie sich auf Honeys Gesicht hefteten.
»Also«, sagte Doherty und machte einen Schritt zur Tür hinein. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir hereinkommen?«
Wortlos ließ sie die beiden ein.
»Gut«, sagte sie, verschränkte die Arme und stand in Verteidigungsstellung und gleichzeitig feindselig da. »Was soll ich angeblich gesagt haben?«
Die hasserfüllte Bemerkung war an Honey gerichtet.
»Ihre Drohung, Arabella Neville umzubringen, haben Sie die in die Tat umgesetzt?«
»Natürlich nicht. Ich bin kein aggressiver Mensch.«
»Sie sagten, sie würden Leute kennen, die diesen Job übernehmen könnten«, fasste Honey nach.
»Machen Sie, dass Sie rauskommen!«
»Kennen Sie wirklich die richtigen Leute?«, fragte Doherty. Seine Stimme war fest und ohne jegliche Emotion.
»Ich habe es doch gerade gesagt. Ich war es nicht. Und ich habe auch niemanden dafür bezahlt, es zu tun. Ich habe den Job bekommen, hinter dem sie her war. Und sie war selbst schuld. Sie ist hysterisch aus dem Studio gestürmt.«
»Sie hat sich mit jemandem gestritten?«
»Arabella hat sich immer mit jemandem gestritten. Punkt! Besonders, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen konnte.«
»Das haben wir auch schon gehört. Mit wem hat sie sich diesmal gestritten?«
»Keine Ahnung.«
»Ist sie mit jemandem besonders schlecht ausgekommen?«
»Mit allen.«
»Ach, Ms. Deacon. Irgendjemand muss sie doch gemocht haben.«
»Den können Sie suchen wie die Nadel im Heuhaufen. Ich jedenfalls habe sie ganz bestimmt nicht gemocht! Diese Scheißschlampe ist vom Set gestürmt und hat dann später am Abend bei mir angerufen und mich auch noch beschuldigt, ich hätte ihre Handtasche geklaut.«
Doherty blieb beharrlich. »Sie müssen doch eine Ahnung haben,
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