Mord zur besten Sendezeit
gebaut – wenn er auch breite Schultern hat.«
Doherty spitzte den Mund. »Dwyer war ein kräftiger Kerl. Seine Brüder auch.«
Dass Adam Rolfe am nächsten Morgen in der Polizeiwache auf der Manvers Street auftauchte, war eine große, wenn auch sehr angenehme Überraschung für Steve Doherty. Natürlich schob er die Vernehmung nicht auf die lange Bank.
Die Atmosphäre im Verhörzimmer war angespannt. Doherty führte das darauf zurück, dass das Ergebnis bereits festzustehen schien. Wie sich herausstellte, hatte er damit recht. Trotzdem kam schon bald alles anders.
Adam Rolfe saß da und hielt die gefalteten Hände zwischen die Knie gepresst. Sein Gesicht wirkte hager, die Augen waren zum Boden gesenkt.
»Ich war’s. Ich habe Arabella umgebracht.« Er sagte das mit fester Stimme, obwohl Doherty dem nicht viel Bedeutung beimaß. Im Gegenteil, er hatte ja noch nicht einmal mit seiner Vernehmung angefangen. Dass jemand ein Geständnis ablegte, ehe man ihm überhaupt eine Frage gestellt hatte, war nicht nur unangenehm, es schien irgendwie unangemessen. Erst musste es doch ein bisschen hin und her gehen, ehe jemand eine Tat gestand. Sonst hatte man nicht den Eindruck, dass er es ernst meinte.
Doherty verschränkte die Arme und spürte, wie sich die Muskeln unter den Ärmeln seines T-Shirts spannten.
»Warum?«
Adam Rolfe schaute hoch. Seine Lider zuckten nervös. »Warum? Na ja, weil sie es verdient hatte.«
»Wieso?«
Doherty war der Meinung, dass Adam Rolfe ihn anlog. Ererkannte alle Anzeichen dafür: die unruhigen Finger, die fest zusammengedrückten Knie. Der Mann hatte geglaubt, dass er das Richtige tat und dass man sein Geständnis für bare Münze nehmen würde. Doherty spielte mit ihm. Zumindest schien es Adam so vorzukommen. Tatsächlich fragte Steve nur nach, wollte tiefer vordringen, wollte eine Bestätigung dafür, dass Adam seine Frau wirklich umgebracht hatte.
»Ich hab’s einfach gemacht«, plärrte Rolfe.
Doherty rieb sich mit der Hand über das stoppelige Kinn. »Wir wollen alle irgendwann einmal unsere Ehefrauen oder Partnerinnen umbringen. Aber irgendwas muss die Tat auslösen. Damit meine ich zum Beispiel einen letzten fürchterlichen Streit, nach dem Sie einfach rotgesehen haben. Sagen Sie mir, wann Sie rotgesehen haben, Mr. Rolfe. Sagen Sie mir, wann Sie es einfach nicht mehr aushalten konnten, Ihrer Frau eins über den Schädel geschlagen und sie dann in den Kamin gestopft haben.«
Rolfe starrte ihn mit großen kugelrunden Augen an. Doherty konnte seine Angst beinahe riechen, wusste aber instinktiv, dass er nicht um sich Angst hatte, sondern dass er jemanden schützen wollte.
»Ihr Sohn hat es auch nicht getan, Mr. Rolfe. Sie brauchen ihn also nicht in Schutz zu nehmen. Er war in der fraglichen Nacht bei seiner Großmutter.«
Einen Augenblick lang schien Adam Rolfe zu erstarren, dann sackte er in sich zusammen. Der Kopf sank ihm in die Hände. Doherty wusste, dass er weinte.
»Eine ganz andere Frage, Mr. Rolfe. Kennen Sie einen Mann namens Sean Fox?«
Ein tränenüberströmtes Gesicht tauchte hinter den zitternden bleichen Händen auf. »Was?«
»Sean Fox. Kennen Sie den?«
Rolfe zuckte wegwerfend die Schultern. »Das ist jemand, mit dem meine Frau zusammengearbeitet hat, sonst nichts.«
»Standen die beiden sich nahe?«
Adam Rolfe schüttelte den Kopf. »Das könnte ich nicht sagen. Ich habe versucht, nichts mit den Fernsehleuten zu tun zu haben. Ich konnte die nicht ausstehen.«
Doherty lag die Frage auf der Zunge, warum zum Teufel er dann Arabella geheiratet hatte? War sie nicht auch beim Fernsehen?
Nun kam die Eine-Million-Dollar-Frage. »Hat Ihre Frau jemals erwähnt, dass sie schon einmal verheiratet war?«, fragte Doherty.
Adams Gesicht war teigigweiß. Er sah völlig verloren aus. Und er sah ängstlich aus.
»Oder dass sie Kinder hatte?«
»Nein!«
Seine Stimme hallte im Verhörzimmer wider. Irgendwas an diesem Echo klang falsch.
»Wo waren Sie in der Mordnacht?«
Er seufzte. »Ich war mit Susan zusammen. Wir haben uns in einem Pub getroffen. Sie wollte ein paar Dinge mit mir besprechen.«
»Haben Sie sich oft getroffen, um Dinge miteinander zu besprechen?«
Er nickte.
»Ohne Arabella davon zu erzählen?«
Er nickte wieder. »Das war besser so. Sie war so eifersüchtig auf alles, was ich mit den Kindern gemacht habe.«
»Eifersüchtig? Auf Susan oder die Kinder?«
»Sie mochte Kinder nicht.«
Doherty schürzte die Lippen und legte die Fingerspitzen
Weitere Kostenlose Bücher