Mord zur besten Sendezeit
unterziehen. Wir hatten wirklich Glück, dass Arthur sich als Ersatz angeboten hat und so kurzfristig eingesprungen ist.«
Die Geschichte mit dem eingewachsenen Zehennagel überraschte Honey ein wenig. Als sie Petra das letzte Mal gesehen hatte, war die junge Frau barfuß gewesen, und ihre lackierten Zehennägel hatten ziemlich – na ja, eher spektakulär ausgesehen.
Honeys Augen wanderten wieder zu Arthur King. Zunächst schien der Name nicht so recht zu passen – er kam ihr irgendwie zu altmodisch vor für den Mann, der da stand und die Aufmerksamkeit jeder Frau im Publikum auf sich zog. Bis sie die Worte herumdrehte. King Arthur! Aha, kapiert. In einem früheren Leben wollte der Mann also König Artus gewesen sein!
»Ja klar, und ich bin Guinevere!«, murmelte sie vor sich hin, ehe sie Crispin eine weitere Frage stellte.
»Weißt du, ob sie sich gut kannten – Arthur und Arabella?«
»Arabella kannte sie alle. Sie ist voll auf diese Sachen abgefahren, deswegen war sie ja genau richtig für diese Show. Sie hatihre Reaktionen nicht vortäuschen müssen. Sie war sehr offen für so was. Ich denke, Arthur hat vielleicht damit was zu tun gehabt. Sie hat seinen Voraussagen und Schlussfolgerungen sehr vertraut und seine Ratschläge befolgt. Ich glaube, dass sie davon überzeugt war, dass er als Einziger eine Sehergabe und Talent hatte.«
Talent in jeder Beziehung, dachte Honey. Da war die Lösung, direkt vor ihren Augen! Arabella war nach einer Aufnahme und einem Telefonat vom Set gerannt.
»Ich habe gehört, dass sie vom Set gestürmt ist, kurz bevor sie ermordet wurde«, sagte sie.
Crispin bestätigte das. »Sie hatte ihre eigene Garderobe im Greyhound Inn, dem alten Spukgasthof, wo wir an diesem Abend gefilmt haben.«
Honeys Augen ruhten auf Arthur King, als sie die nächste Frage stellte.
»Lagen ihr Zimmer und Arthurs Zimmer nebeneinander?«
Crispin runzelte die Stirn. »Ich glaube schon. Ich glaube, darauf hat sie immer bestanden. Moment mal, ich frage bei Cecil nach.«
Er winkte seinen Partner zu sich her.
Der langbeinige Mann schien nur sechs Schritte zu benötigen, um zu ihnen herüberzukommen, obwohl es in Wirklichkeit wohl mehr waren. Crispin bat ihn, das, was er gerade gesagt hatte, zu bestätigen.
»Absolut«, sagte Cecil, und die Worte kamen honigsüß von seinen Lippen. »Arabella hat immer drauf bestanden, wenn ich auch zugeben muss, dass Arthur davon nicht gerade begeistert war. Ich glaube, Arabella war ziemlich scharf auf ihn.«
Honey hakte gleich nach. »War er auch scharf auf sie?«
Cecil stemmte eine elegante Hand in eine ebenso elegante Hüfte und schüttelte den Kopf.
»Keine Spur. Arthur mag sie nur blutjung. Je jünger desto besser. Denise war wahrscheinlich wirklich seine Altersgrenze.«
Honey spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief. Ihr dämmertedie hässliche Wahrheit. Arabella Neville war so aufgetakelt gewesen, weil sie sich an Arthur King heranmachen wollte, King hatte sie zurückgewiesen. Nicht nur das, er hatte ihr vielleicht klar und deutlich gesagt, dass sie ihm zu alt sei. Und zu verheiratet. Dass sie sogar Kinder hatte oder Stiefkinder. Möglicherweise hatte sie ihm ja die Wahrheit gesagt, obwohl Honey das für unwahrscheinlich hielt.
Egal, jetzt zog er jedenfalls gerade eine tolle Schau ab. Wie Mary Jane angedeutet hatte, waren seine übernatürlichen Wahrnehmungen reiner Blödsinn. Er erfand all diese Geschichten frei. Die Lügen kamen ihm so glatt von den Lippen wie anderen Leuten die Wahrheit. Aber er hatte sich gut vorbereitet, Recherchen zu einigen alten Legenden angestellt, die mit diesem Ort verbunden waren. Später in der Sendung würde er eine Person aus dem Publikum auswählen und ihr etwas über ihr Leben und ihre Vorfahren erzählen. Das würde jemand aus dem Ort hier sein. In Wahrheit hatte man ihm natürlich vor der Sendung eine Liste mit Namen und Adressen gegeben. Daraus hatte er ein paar ausgesucht, hatte online nachgeschaut, bei Nachbarn, Familie und Freunden angerufen und sich die zusammengetragenen Informationen in einer glaubwürdigen Reihenfolge notiert. Arthur King war gründlich. Außerdem war er inzwischen ihr wichtigster Zeuge im Fall Arabella Neville.
Honey schaute zu Crispin auf. »Ich muss mit dem Mann reden. Jetzt gleich.«
Ohne seine Reaktion abzuwarten, drängelte sich Honey durch die Menschenmenge, Crispin und Mary Jane folgten ihr dicht auf den Fersen. Mary Jane murmelte kaum hörbar etwas, das verdächtig wie
Weitere Kostenlose Bücher