Mord zur besten Sendezeit
Donna-Karan-Rock-mit-Jacke-Ensemble drohte mit dem Finger. »Die Menschen leben länger, wenn sie sich einen positiven Zugang zur Welt bewahren. So. Und Sie müssen Lolas Freundin, die Detektivin sein.«
»Wanda«, sagte Sabrina. »Darf ich dir Patty vorstellen. Sie hat mir die Tabletten verschrieben.«
Patty und ich schüttelten uns die Hand. Es war gut, jemanden mit im Zimmer zu haben, der älter war als ich. Ich sagte: »Wanda Mallory, Detektivin und Negativdenkerin.«
»Es tut mir leid, das zu hören«, sagte sie. »Negatives Denken fördert nur Verletzungen. Es ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.«
»Aber sie denkt nicht immer negativ«, schritt Lola für mich ein.
Ich beobachtete, wie Sabrinas Aufmerksamkeit von Patty an die Decke schwebte. Lola glättete Sabrinas Haare. Eindeutig hatte ich keinen Überblick mehr. (Aber hatten die anderen ihn?) »Sie sind also die hausinterne Seelenklempnerin?« fragte ich.
»Ich bin Sabrinas Mutter und auch ihre Psychiaterin.«
»Und Sie wohnen hier. Mit Ihrer vierundzwanzig Jahre alten Tochter.«
»Finden Sie das ungewöhnlich?«
»Ja, ziemlich.«
Mit vierundzwanzig war ich schon seit Jahren selbständig gewesen. Lola war mit sechzehn von zu Hause ausgezogen.
Patty schürzte ihre rosa Lippen. Ihre warmen braunen Augen wurden schmal. Ich fragte mich gerade, ob ich wohl etwas zu weit gegangen war, als sie sagte: »Sie haben selbstverständlich das Recht, sich Ihre eigene Meinung zu bilden.«
Ich erinnerte mich schwach daran, einmal im People Magazine gelesen zu haben, Sabrinas Vater sei gestorben, als sie noch ein kleines Kind war. Ihre Mutter hatte sie allein großgezogen. Ich konnte mir vorstellen, daß Patty eher der übermäßig beschützende Typ Mutter war. Ich sah plötzlich Bev Greenbaum vor mir.
»Könnten wir jetzt mal zur Sache kommen?« fragte Lola. Ich konnte mir für mein Leben nicht vorstellen, wie sie mit den Deloreans bekannt geworden war.
»Ja, dann wollen wir mal«, sagte Sabrina. Patty setzte sich auf einen der gelben Sessel. Ich setzte mich ihr gegenüber. »Alles fing vor ungefähr einer Woche an«, fuhr sie fort. »Ich habe die erste in einer Tiffany-Kiste in meiner Garderobe im Studio gefunden.«
»Die erste was?« fragte ich.
Patty und Sabrina starrten die von einem Schal bedeckte Kiste auf dem gußeisernen Kaffeetisch an. Lola setzte sich vor und faßte mit den Fingerspitzen den Schal an. Und ich hatte gedacht, darunter würden sich irgendwelche Horsd’oeuvres verbergen. Mit einem Ruck warf Lola den Schal in eine Ecke, und es kam ein Aquarium zum Vorschein — aber ohne Fische.
»Ach du Scheiße«, brach es aus mir heraus. Ich lehnte mich so weit zum Glas vor, wie ich es irgend wagte. Es waren acht darin. Alle waren sie schwarz, sehr haarig, und hatten Köpfe in der Größe eines Quarters mit winzigen roten Augen und schwarzen Fangzähnen.
»Taranteln sind in stärkerem Maße einschüchternd als wirklich gefährlich«, sagte Patty. »Sie sind das, woraus Legenden und Religionen ihre Stoffe beziehen, und in der Psychologie haben sie als Symbol große Bedeutung.«
»Und sie sind eklig«, steuerte Sabrina bei. Das war auch das, was ich gerade dachte.
»In Träumen sind sie das Böse. Oder die Hilflosigkeit«, fuhr Patty fort. »In einem Netz gefangen sein.«
Lola piekste eine der Spinnen mit einem langen Stock. Sie schrubberte über den Boden des Aquariums und blieb dann in der gegenüberliegenden Ecke stehen. Ich fühlte mich mehr als nur ein bißchen angegruselt, aber ich konnte mich nicht dazu bringen, wegzusehen. Irgend etwas an diesem Bild war falsch. Ich schaute noch einmal in die Ecke schräg gegenüber. Die kleinste Arachnide ruhte dort und streckte trotzig eine einsame Gliedmaße in die Gegend. Die sichtbaren Lücken der fehlenden Beine waren verschorft. Ich setzte mich mit einem Ruck wieder aufrecht.
»Die erste hatte alle acht Beine. Die nächste hatte sieben, und so weiter runter bis zur Einbeinigen von heute abend«, berichtete Lola. »Wir wollten keine Gnadentötungen durchführen, aber wir konnten sie ja auch nicht das Klo runterspülen. Stell dir einmal vor, wie sie wieder hochgekrochen kommen und dich in den Hintern beißen.« Sabrina schauderte bei der Vorstellung. Lola klopfte ans Glas. Die Achtbeinige sauste hinüber und biß einer anderen amputierten Spinne ins Hinterteil. Ich bekam eine Gänsehaut. Lola schien keine Angst zu haben.
»Ziemlich beschissen schrecklich, was?« fragte sie und kommentierte
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